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NFL Draft Tag 2 Recap: Steelers finden Quarterback - Raiders weiter riskant

Mason Rudolph wurde von den Pittsburgh Steelers gedraftet.
© getty

Der NFL Draft 2018 biegt auf die Zielgerade ein, die ersten drei Runden sind vorbei. Wie schon nach Runde 1 gibt's auch heute das Recap mit Blick auf die Runden 2 und 3: Darin setzen die Oakland Raiders weiter mit erkennbarem Muster auf Risiko, die Browns haben eine merkwürdige zweite Runde und Derrius Guice stürzt mächtig ab. Außerdem: Ein starker zweiter Tag für die Giants, ein Eagles-Trade als Seitenhieb und Chicagos guter Draft setzt sich fort. Tag 3 gibt es ab 18 Uhr ebenfalls live und im Originalkommentar auf DAZN sowie im Ticker hier auf SPOX.

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Mason Rudolph: Steelers finden ihren Quarterback

Nicht die Patriots, nicht die Bengals, auch nicht die Giants - es sind die Steelers, die sich den vielversprechendsten Quarterback nach der Top-5 gesichert haben. Rudolph ist der vielleicht beste Deep-Ball-Passer dieser Draft-Klasse, hier kommen sein Timing, sein Touch und sein Ball Placement voll zur Geltung. Er steht in der Pocket, gibt den Routes eine Chance sich zu entfalten und greift Lücken in der Defense gezielt an - teilweise, indem er diszipliniert durch seine Reads geht.

Natürlich hat Rudolph auch klare Schwachstellen, andernfalls wäre er an Position 12 in der dritten Runde nicht mehr verfügbar gewesen. Eine dieser Schwächen ist seine Armstärke, die bei den engen Fenstern in der NFL zum Problem werden könnte. Er hat außerdem Probleme damit, Blindside-Rusher zu identifizieren und will die Pocket mitunter fast krampfhaft nicht verlassen - so läuft er gerne auch mal in den Pass-Rush. Gelegentlich sieht man auch, dass er seinen Reads nicht vertraut.

Doch die Situation in Pittsburgh ist jetzt ideal. Ben Roethlisberger kokettierte schon in der Vergangenheit offen mit seinem Rücktritt, bis es so weit kommt, ist er der unangefochtene Starter. Rudolph kann jetzt also vorerst hinter Big Ben lernen und an seinen Schwachstellen arbeiten. Eine schöne Nebengeschichte: Rudolph wird in Pittsburgh mit James Washington - der Zweitrunden-Pick der Steelers - wiedervereint. Washington war Rudolphs College-Deep-Threat Nummer 1 und sollte schnell die Rolle von Martavis Bryant in Pittsburghs Offense einnehmen.

Steelers-Fans dürften sich gleichzeitig aber über die Draft-Strategie wundern. Pittsburghs Needs waren eindeutig auf der defensiven Seite des Balls, drei der bisherigen vier Picks gingen in die Offense. Die Steelers haben keinen Pick in der vierten Runde und das mit Abstand größte Loch auf der Inside-Linebacker-Position wurde noch nicht gestopft. Der einzige Defensiv-Pick war Erstrunden-Reach Terrell Edmunds, und das obwohl sich Pittsburgh gerade auf der Strong-Safety-Position mit Morgan Burnett in der Free Agency verstärkt hatte.

Draft: Derrius Guice stürzt ab

Dass Guice, für nicht wenige Draft-Experten ein Erstrunden-Talent, abrutschen könnte, hatte sich schon in der ersten Runde angekündigt; schließlich gingen drei Running Backs vom Board und Guice war zum Start der zweiten Runde noch zu haben.

Es sollte gar noch viel schlimmer werden.

Mit Nick Chubb (zu den Browns), Ronald Jones (Buccaneers) und Kerryon Johnson (Lions) gingen noch drei weitere Running Backs, ehe Guice schließlich mit Pick 27 in der zweiten Runde von den Washington Redskins erlöst wurde. In Washington macht er sportlich Sinn, dort kann Guice den Power-Back und Kontakt-Runner in Ergänzung zu Chris Thompson geben. Doch ging es beim Draft-Fall von Derrius Guice nicht um sportliche Fragen.

Vielmehr häuften sich im Laufe des Abends die Berichte, wonach Guice nicht nur im Draft-Prozess einige Teams mit seiner Art hat skeptisch werden lassen. NFL-Network-Experte Mike Mayock berichtete vielmehr darüber hinaus live während der zweiten Runde, dass eine weitere Untersuchung im Gange sei, deren Ergebnisse "den Jungen und das Team, das ihn nimmt, bloßstellen könnte". NFL-Network-Insider Ian Rapoport fügte hinzu, dass Teams Guice ihm gegenüber als "unreif" und "sehr pflegebedürftig" bezeichnet haben.

Raiders bleiben riskant - mit Muster

Die erste Free Agency der Raiders unter Rückkehrer Jon Gruden war bereits gelinde gesagt suboptimal. Das setzt sich jetzt im Draft nahtlos fort: Nachdem mit UCLA-Tackle Kolton Miller in der ersten Runde bereits ein klarer Reach erfolgt war, wiederholte sich dieses Spiel in Runde 3 mit Tackle Brandon Parker erneut - für den Oakland sogar auf den ersten Pick der Runde hoch getradet war.

Die Raiders rundeten das dann mit dem High-Risk-Pick für Arden Key ab. Ein Spieler, der unglaublich explosiv sein kann und im College 140 Quarterback-Pressures ansammelte. Der aber auch mit Marihuana- und Gewichtsproblemen zu kämpfen hatte, in der High School und im College suspendiert wurde und zusätzlich noch eine gewisse Verletzungshistorie mitbringt.

Das Muster ist dabei allerdings zunehmend klar: Die Raiders setzen in diesem Draft eindeutig stark auf Athletik. Vor allem die beiden Offensive Tackle passen in diese Kategorie, hier ist deutlich der Fingerabdruck des neuen O-Line-Coaches Tom Cable erkennbar. Seahawks-Fans dürften diesen Umstand in schmerzhafter Erinnerung haben. Key passt ebenfalls in dieses Muster.

Athletik ist schön und gut und auch wichtig, doch haben die Raiders mit mindestens zwei ihrer Picks klare Reaches hingelegt und gleichzeitig die größten Baustellen - Linebacker und Corner - noch gar nicht adressiert.

Draft: Browns mit einer merkwürdigen Runde 2

Ich muss zugeben, dass ich aus den Picks der Browns in der zweiten Runde nicht wirklich schlau geworden bin. Austin Corbett zum Auftakt ist ein solider, flexibler Offensive Lineman - Cleveland aber hat, wenn man schon in die Offensive Line geht, eher einen Tackle-Need und ein Spieler wie Connor Williams war noch auf dem Board.

Zwei Picks später war Cleveland dann auch schon wieder dran, dieses Mal entschieden sich die Browns für Nick Chubb. Ein guter Running Back, aber auf der einen Seite hat Cleveland bereits Duke Johnson und Carlos Hyde in seinem Backfield und auf der anderen Seite ist es eine erneut tiefe Running-Back-Klasse. Die Browns hätten auch in Runde 3 noch problemlos einen guten Running Back bekommen, zumal sich bei Chubb erst noch zeigen muss, wie ausgeprägt seine Rolle im Passspiel in der NFL sein kann.

NFL Draft Tag 2: Notizen zu einigen Picks

Giants mit starkem Tag 2: Will Hernandez hat Erstrunden-Value und erfüllt zusätzlich einen Need bei den Giants - was in der Kombination ein Grund dafür gewesen sein dürfte, dass New York seinen Pick nach zehn Sekunden einreichte. Ein Run-Blocking-Monster, ist stabil in Pass-Protection.

Und die Value-Picks gingen noch weiter: Defensive Tackle B.J. Hill in der dritten Runde gibt den Giants eine dominante Interior-Präsenz gegen den Run, Edge-Rusher Lorenzo Carter kurz davor war einer der Top-Pass-Rusher noch auf dem Board. Über Barkley mit dem Second Overall Pick kann man aufgrund des Postional Values streiten. Aber die Runden zwei und drei waren für die Giants Volltreffer.

Packers mit dem Steal: Vielleicht der größte Steal des Tages ist Corneback Josh Jackson. Die Packers hatten zwar schon in Runde 1 mit Jaire Alexander einen Corner geholt, der Value Mitte der zweiten Runde war aber viel zu groß. So könnte aus einer jahrelangen Schwachstelle in Green Bay plötzlich eine Stärke werden. Spannend wird allerdings, wie Jackson - aktuell zumindest primär ein Zone-Corner - in die aggressive Defense von Mike Pettine passt.

Der zweite Steal des Tages geht an Tennessee: Die Titans beendeten via Uptrade endlich den Absturz von Harold Landry. Der beste Edge-Bender und Edge-Burner der Klasse, der wohl aus medizinischen Gründen nach unten gerutscht war, könnte sich - wenn er fit ist - schnell als bester reiner Pass-Rusher dieser Klasse entpuppen.

Eagles-Trade als Seitenhieb: Als wäre es für Cowboys-Fans nicht bitter genug, dass der Draft in ihrem Stadion mit den Eagles als Titelverteidiger stattfindet - Philly gelang Mitte der zweiten Runde auch noch ein echter Seitenhieb gegen den Division-Rivalen.

Die Eagles tradeten an Pick 17 in der zweiten Runde direkt vor die Cowboys und schnappten sich mit Dallas Goedert den eindeutig besten noch verfügbaren Tight End. Und das wenige Stunden, nachdem bekannt geworden war, dass Cowboys-Tight-End Jason Witten seine Karriere wohl beendet.

Dabei blieb es aber nicht: Unmittelbar bevor er den Pick verkündete, ließ sich Ex-Eagles-Kicker David Akers auf der Bühne in Dallas die Chance nicht nehmen, so richtig gegen die Cowboys auszuteilen. Ein Trostpflaster für Dallas: Mit Connor Williams unmittelbar danach sowie Wide Receiver Michael Gallup in der dritten Runde gehören die Cowboys ohne jede Frage zu den Teams, die an Tag 2 kräftig Value mitgenommen haben.

Chicago Bears haben einen starken Draft: Die Bears sind ein erster Kandidat für einen der besten Drafts dieses Jahres. Nachdem man sich mit Roquan Smith den Top-Linebacker in Runde 1 gesichert hatte, folgte zu Beginn der zweiten Runde James Daniels: Ein extrem athletischer, agiler Center, der Erstrunden-Value hatte.

Die Bears legten wenig später mit Anthony Miller nach, ein explosiver Wide Receiver, der im Slot und Outside spielen kann, sehr aggressive Routes läuft und Qualitäten nach dem Catch mitbringt. Miller hätte auf meinem Board sogar noch höher gehen können, ein sehr guter Receiver, der sofort einen Unterschied ausmacht. Die Bears-Offense wird im Vergleich zum Vorjahr in keiner Weise wieder zu erkennen sein.

Ravens-Draft bleibt hochinteressant: Man kann jedenfalls nicht sagen, dass Baltimores Draft langweilig wäre. Hayden Hurst in Runde 1 erfüllt einen klaren Need, war aber kein Value-Pick. Lamar Jackson mit Pick 32 könnte sich als einer der Steals der ersten Runde entpuppen, er ist der wohl spannendste Quarterback dieser Klasse. Nach diesem Muster ging es auch an Tag 2 weiter.

Die Ravens hatten keinen Zweitrunden-Pick, Offensive Tackle Orlando Brown war dann der Pick in Runde 3 (83 Overall): Ein riesiger Tackle, der nach einer historisch desolaten Combine abgerutscht ist - aber auch gutes Tape vor allem auch als Pass-Blocker hat. Aufgrund der schlimmen Athletik dennoch ein Risiko. Drei Picks später war Baltimore dann wieder dran - und wählte einen zweiten Tight End. Mark Andrews ist ein klarer Receiving-TE, zwei Tight Ends mit den ersten vier Picks sind zumindest mal ungewöhnlich.

NFL Tag 3: Wer ist noch auf dem Board?

Wie auch gestern schon gilt: Qualität ist noch jede Menge da. Etwa auf der Running-Back-Position, wo Spieler wie Nyheim Hines, Kalen Ballage oder John Kelly die diesjährigen Viertrunden-Steals werden könnten. Ian Thomas ist ein Tight-End-Sleeper, auf den Edge-Positionen warten Hercules Mata'afa und Josh Sweat.

Und auch einige durchaus bekannte Namen warten noch auf ihren Anruf: Etwa der Deutsch-Amerikaner Equanimeous St. Brown, oder Linebacker Shaquem Griffin. Beide dürften früh in der vierten Runde ausgewählt werden. Das gilt wohl auch für die O-Liner Jamarco Jones und Tyrell Crosby.

Interessant ist außerdem die Quarterback-Position, nachdem an Tag 2 lediglich Rudolph vom Board ging. Insbesondere Mike White von Western Kentucky sowie Richmonds Kyle Lauletta sind hochinteressante Projekt-Quarterbacks, die Teams als perspektivische Optionen bald ebenfalls auswählen dürften.

Traurig indes ist der Draft-Slide von Maurice Hurst. Die bei der Combine diagnostizierten Auffälligkeiten am Herzen des Defensive Tackles scheinen die Teams komplett abgeschreckt zu haben. Sein Tape ist das eines Top-10-Spielers in dieser Klasse, zunehmend ist unklar, ob er überhaupt gedraftet wird.

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