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Deshaun Watson im Interview: "Es war eine merkwürdige Situation"

Von DAZN/SPOX
Deshaun Watson äußert sich im Interview zu seiner Verletzung, dem Draft und seiner eigenen Vergangenheit.
© getty
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DAZN/SPOX: Sie haben in Houston ja nicht direkt die Rolle des Starters erhalten. Wann und wie hat Coach O'Brien Sie darüber informiert, dass Sie ab sofort spielen?

Watson: Es war eine merkwürdige Situation. Das war in der Halbzeitpause des ersten Spiels. Tom Savage hatte die Partie begonnen und während der Halbzeit kam Coach O'Brien zu mir und sagte, dass jetzt meine Zeit gekommen ist und dass ich zeigen soll, was ich kann. Direkt nach diesem Spiel habe ich erfahren, dass ich für den Rest des Jahres starten werde.

DAZN/SPOX: Sie waren vorher ein Star im College, dann aber kommt man in die NFL, wo es so viele großartige Spieler gibt - gleichzeitig muss man selbstbewusst auftreten. War das ein Problem für Sie, zu wissen, dass sie zwar der "Neue" sind, aber trotzdem direkt mit Selbstvertrauen spielen müssen?

Watson: Ich hatte immer diese Mentalität, seitdem ich ein kleines Kind war. Ich habe immer mit den älteren Kindern in der Nachbarschaft gespielt, und beim Sport hatte ich immer Selbstvertrauen. Ich wusste stets, dass ich - unabhängig von meinem Alter oder meiner Erfahrung - der Beste auf dem Platz bin. So habe ich schon als kleines Kind gedacht und diese Mentalität habe ich in der NFL beibehalten. Jedes Mal, wenn ich den Platz betrete, muss der Gegner mich erst einmal stoppen. Gelingt ihm das nicht, werde ich zeigen, was ich kann. Vielleicht kann mir ein Gegner mal Probleme bereiten, aber ich werde das bekommen, was ich will.

DAZN/SPOX: Erinnern Sie sich an Ihren ersten Snap in der NFL?

Watson: Ja! Ich glaube aber, es war ein Run-Play. Aber es war ein cooles Gefühl, eine Ehre. Seither ging es immer weiter nach oben.

DAZN/SPOX: Erinnern Sie sich auch an ihren NFL-Pass? Fühlt es sich anders an, wenn man hört, dass man jetzt zum ersten Mal passen darf?

Watson: Das tut es, ja! (lacht) Ich habe mir aber nichts groß dabei gedacht, sondern versucht, mich einfach auf das Play zu konzentrieren und darauf, etwas Positives hinzubekommen. Es war ein gutes Gefühl, als der Pass ankam und die Fans gejubelt und mich unterstützt haben.

DAZN/SPOX: Insgesamt gibt es so viele Spieler um Sie herum, etwa die gesamte Offensive Line, die Sie beschützt. Was es ein einfacher Übergang, als die wussten, dass es einen neuen Starting-Quarterback gibt? Haben sie Ihnen direkt vertraut, oder hat das eine Weile gedauert?

Watson: Ich glaube es hat nicht lange gedauert, nein. Ich kam ja wie gesagt direkt nach dem Draft zum Team und habe auch sofort eine Beziehung zu den Jungs aufgebaut und eine gemeinsame Chemie entwickelt. Als wir dann im Training Camp waren, waren wir ja die ganze Zeit zusammen. Die Jungs haben mich immer unterstützt, ich habe sie unterstützt. Als ich schließlich spielen durfte und Leistungen gezeigt habe, konnten wir gemeinsam Erfahrungen sammeln. Das hat sich ganz natürlich entwickelt.

DAZN/SPOX: Gleichzeitig aber hat sich natürlich der Stil der Offense mit Ihnen geändert. Viel mehr Run Pass Options etwa und dergleichen, Dinge, die zu Ihnen passen War damit jeder direkt einverstanden?

Watson: Ja, das war für jeden voll in Ordnung. Was auch immer funktioniert und zu Punkten führt, das ist der richtige Weg. Gleichzeitig wurden wir kreativ und haben verschiedene Dinge ausprobiert. Wir haben viel gepunktet und waren teilweise die beste Offense in der NFL, das war natürlich toll. Wir hatten da jede Menge Spaß.

DAZN/SPOX: Wussten Sie, dass Ihr Coach den Stil der Offense verändern und mehr an Sie anpassen würde?

Watson: Ich weiß, dass Coach O'Brien ein Trainer ist, der seinen Spielern nahe steht und das macht, was zu seinen Spielern passt und ihnen dabei hilft, produktiv zu sein. Ich wusste nicht, welchen Stil wir genau spielen würden, nein. Aber ich wusste, dass ich Quarterback spielen kann und jeden Stil, den er von mir verlangen würde, umsetzen kann. So wollten wir das angehen und es hat sehr gut geklappt.

DAZN/SPOX: Und er bleibt in Houston - das dürfte Ihnen gefallen.

Watson: Oh ja, ich bin sehr glücklich darüber, dass er bleibt und dass wir weiter auf dem aufbauen können, was wir begonnen haben.

DAZN/SPOX: Natürlich müssen wir auch über Ihre Verletzung sprechen. Können Sie erklären, wie das passiert ist und was Ihnen direkt durch den Kopf geschossen ist?

Watson: Es war eine merkwürdige Situation. Wir haben im Training ein Run-Play durchgeführt, ich bin gelaufen und wollte einen Cut machen. Da hat mein Knie nachgegeben und ich bin hingefallen. Ich habe keinen Laut von mir gegeben, nicht geschrien, gar nichts - ich bin einfach wieder aufgesprungen und vom Platz gejoggt. Es schien zunächst wie ein normales Play, bei dem ich ausgerutscht und hingefallen bin. Dann kam der Arzt zu mir und haben gesagt, dass mein Sturz komisch aussah. Er hat sich mein Knie angeschaut und zunächst schien alles in Ordnung zu sein. Nach dem Training wollten wir sicher gehen, dass alles intakt ist, also haben wir einen weiteren Check durchgeführt, dieses Mal tiefergehender. Und dabei kam raus, dass ich mir das Kreuzband gerissen habe. Es war wirklich merkwürdig, ich wusste gar nicht, wie ich reagieren soll, was ich denken soll. Ich wusste nur, dass ich wieder neu starten und meinen Reha-Prozess einleiten muss.

DAZN/SPOX: War es für Sie wirklich so einfach? Ich würde mir vorstellen, dass man sich anschließend in der Nacht alle möglichen Gedanken macht, wenn man weiß, dass man verletzt ist.

Watson: Die erste Nacht war noch komisch, weil ich es gar nicht richtig begreifen konnte. Aber als die Wochen so vorbei zogen wurde es schwerer, weil mir dann die Realität der Situation voll bewusst und mir klar wurde, dass ich in dieser Saison nicht mehr spielen würde. Dabei hatten wir gerade losgelegt und jede Menge Spaß! Dass die Saison zu einem solchen Ende kommt war hart.

DAZN/SPOX: Fraglosist es jetzt Ihr oberstes Ziel, wieder zu 100 Prozent gesund zu werden - aber was sind andere Ziele, wo wollen Sie sich verbessern?

Watson: Natürlich will ich ein besserer Passer sein und meine Fähigkeiten da verbessern. Ich will ein besserer Runner, besser in der Pocket, akkurater sein und all diese Dinge. Aber im Fokus steht für mich die Mentalität: Ich will mental so stark wie noch nie in meinem Leben sein. Dazu gehört es, Defenses zu lesen, ein Anführer zu sein. Das Play zu sehen, bevor es passiert und sicher zu stellen, dass wir den richtigen Spielzug ausgewählt haben - kurz gesagt: Mental voll auf der Höhe zu sein.

DAZN/SPOX: In einem anderen Interview habe ich gehört, dass Sie immer Michael Vick bewundert und mit ihm bei Madden gespielt haben. War er ein Vorbild für Sie?

Watson: Oh ja, Michael Vick war und ist ein Vorbild für mich. Er ist auch jemand, mit dem ich immer wieder in Kontakt stehe. Er unterstützt mich. Wir haben uns einige Male getroffen, uns zusammengesetzt und uns unterhalten. Aber natürlich war er der beste Spieler damals bei Madden, jeder wollte so sein wie er. Als er dann bei den Falcons gespielt hat, ganz in der Nähe von meinem Wohnort, habe ich ihn regelmäßig spielen sehen und er war einfach großartig. Er hat den Standard für Quarterbacks überall auf der Welt gesetzt. Mit seinem Erfahrungsschatz und den Dingen, die er erlebt hat, konnte er mir helfen und mir einige Tipps geben, was ich für meine Karriere machen kann.

DAZN/SPOX: Wenn man sich Ihren und seinen Stil anschaut, dann kann man das durchaus vergleichen. Hängt das damit zusammen, dass Sie so sein wollten wie er?

Watson: Klar, ich wollte sein wie er - aber er ist viel schneller, (lacht) und natürlich Linkshänder. Ich denke, man kann sagen, dass es einige Ähnlichkeiten gibt. Aber es gibt auch Unterschiede. Er ist eben ein Typ, den jeder nachgeahmt hat.

DAZN/SPOX: Insgesamt gab und gibt es so viele großartige Quarterbacks in der NFL. Können Sie uns Ihre Top-5-Liste geben?

Watson: Meine Top-5 - allerdings ohne eine bestimmte Reihenfolge - sähe so aus: Aaron Rodgers, Cam Newton, Tom Brady, Russell Wilson und... (überlegt) kann ich mich selbst nehmen?

DAZN/SPOX: Ich denke, das geht

Watson: Dann ich selbst! (lacht) Wenn ich mich selbst außen vor lasse, würde ich vermutlich sagen - puh, schwierig, ich versuche an alle Quarterbacks zu denken - ich sage Drew Brees.

DAZN/SPOX: Letze Frage: Super Bowl, Fourth Down, an der 30-Yard-Line: Wer soll den Ball in der Hand haben?

Watson: Ich natürlich!

DAZN/SPOX: Das gefällt mir! Deshaun, vielen Dank für das Interview.

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