NFL

Vorschau Wildcard Round: Mit dem Weniger-ist-Mehr-Prinzip

Von Pascal De Marco
Drew Brees kann in dieser Saison auf die Unterstützung seiner Running Backs zählen
© getty
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No. 4 New Orleans Saints (11-5) - No. 5 Carolina Panthers (10-6) (So., ab 22.40 Uhr live auf DAZN)

Der Weg in die Playoffs:

Saints: Dass der Trade von Brandin Cooks zu den Patriots eine derart große Aussagekraft ob der neuen offensiven Mentalität der Saints haben würde, konnten wohl nicht allzu viele vorhersehen. Doch in der Tat änderte sich die Offense von einer Philosophie, in der das Laufspiel keine große Wertstellung hatte in eine, die davon lebt. Mit 39 Jahren warf Drew Brees in dieser Saison die wenigsten Touchdown-Pässe in einer Saison seit 2003, die wenigsten Passing-Yards in seiner 12-jährigen Amtszeit in New Orleans und hatte die wenigsten Pass-Versuche seit 2005, bei der höchsten Completion-Percentage in der Geschichte der Liga.

Stattdessen traten im Big Easy die Running Backs in das Scheinwerferlicht. Mark Ingram und der aus dem wohl besten Draft eines Teams in dieser Saison stammende Alvin Kamara liefen gegnerische Defenses in Grund und Boden. Gerade der Rookie fungierte in einer vom Screen-Pass lebenden Offense als essenzieller Bestandteil und spielte eine großartige Saison. Doch auch die in den vergangenen Jahren so anfällige Defense machte einen großen Sprung nach vorne. Hier hatten gerade Cam Jordan und Rookie Marshon Lattimore einen großen Anteil am Division-Sieg.

Panthers: Die Panthers setzten ihr erstes Ausrufezeichen der Saison mit einem Sieg in Week 4 bei den Patriots. Erst hier erschien Carolina bei vielen auf dem Radar, nachdem die ersten Wochen eher unspektakulär abgearbeitet wurden. Doch die Panthers manifestierten gerade vor heimischem Publikum ihre Playoff-Ambitionen. Dabei implementierte man in der Offense den vielseitig einsetzbaren Rookie Christian McCaffrey nach und nach immer besser und konnte vor allen Dingen sehr interessante RPO-Schemes beobachten. Im Passing Game fehlten aber nicht zuletzt nach dem Trade von Kelvin Benjamin zu den Bills Optionen.

Defensiv war gerade die Run-Defense ausschlaggebend dafür, dass die Panthers-Offense viel Zeit auf dem Feld sah und Spiele somit mit Ball in der Hand kontrollieren konnte. Am letzten Spieltag hatte man dann sogar die Chance auf den Division-Sieg, verlor aber aufgrund einer harmlosen Performance der Offense gegen Atlanta und vergab die Chance auf ein Heimspiel in der ersten Playoff-Runde.

Die aktuelle Situation:

Saints: Vom zweiköpfigen Monster Ingram und Kamara werden die Saints auch in den Playoffs nicht abweichen und darauf hoffen, dass die beiden den Panthers wie schon bei den ersten zwei Aufeinandertreffen der Saison über das Laufspiel weh tun können, wie es sonst niemand geschafft hat. Brees wird auch Receiver wie Michael Thomas und Ted Ginn in Szene setzen, gerade Thomas sollte wie schon im Laufe der Saison viel eingebunden werden.

Die Saints haben in dieser Saison zwar eine der besten und aufregendsten Offenses der Liga gestellt, Probleme waren aber immer wieder bei Third Down zu erkennen. Nur 37,6 Prozent der dritten Versuche konnte man nutzen und sich somit nur in der unteren Tabellenhälfte dieser Kategorie positionieren. New Orleans spielt in den Playoffs nicht nur für sich selbst, sondern auch für Brees. Der künftige Hall of Famer wird nach der Saison Free Agent und könnte auch über ein Karriereende nachdenken.

Panthers: Glaubt man an erfolgreiche Playoffs der Panthers, so muss man auf einen großen Januar von Cam Newton setzen. Der Quarterback der Panthers fällt nicht nur durch seine polarisierende Art und Weise auf, sondern auch weil er ähnlich wie Russell Wilson bei den Seahawks für einen überdurchschnittlich großen Teil der Offense der Panthers verantwortlich ist.

Newton hat die meisten Rushing-Yards des Teams abgespult und zwingt gegnerische Defenses dazu, einen Quarterback-Spy zu installieren. Mit Cam steht und fällt der Erfolg dieser Offense. Außerdem ein möglicher Faktor: Greg Olsen kam nach Verletzungspause zum Saisonendspurt zurück und könnte für dringend benötigte Entlastung des Passing-Games sorgen.

Auf der defensiven Seite könnte man meinen, dass die Panthers mit New Orleans ein passendes Matchup erwischt haben, ist das Run-Game der Saints doch die große Stärke in dieser Saison und die eigene Run-Defense hervorragend in Form. Blickt man allerdings auf die Saison zurück fallen gerade die zwei Spiele gegen die Saints negativ auf. Hier ließ man in Week 3 149 und in Week 13 148 Yards zu.

Players to Watch:

Saints: Alvin Kamara. Über 1.500 Scrimmage-Yards hat die Rookie-Sensation in ihrer ersten Saison hinter sich lassen können. Kamara verkörpert den modernen Running Back mit Fähigkeiten als klassischer Back und als Pass-Empfänger. Seine Vielseitigkeit und die Fähigkeit Tackles zu brechen war in dieser Saison für kaum eine Defense unter Kontrolle zu bringen und somit gilt es zu sehen, wie sich die Panthers im dritten Aufeinandertreffen auf ihn einstellen.

Panthers: Luke Kuechly. "Er ist einer der intelligentesten Spieler die ich je spielen habe sehen und gegen die ich jemals angetreten bin", sagte Brees vor dem bevorstehenden Duell mit Kuechly. Der Linebacker hat wieder einmal eine tolle Saison gespielt und sowohl im Run-Stop als auch in der Passverteidigung gegnerische Quarterbacks vor große Probleme gestellt. Auf Kuechlys Intelligenz wird es im Spiel gegen die Saints ankommen, wenn es in erster Linie heißt, das gefährliche Back-Duo zu stoppen.

Darauf kommt es an:

New Orleans wird vor heimischem Publikum wieder alles daran setzen das Laufspiel zu etablieren und viele Pässe nahe der Line of Scrimmage zu spielen, um ab hier mit Downfield-Blocking-Konzepten auf Yards nach dem Catch zu kommen. Verteidigen die Panthers zu eng, so hat man mit Thomas und Ginn jederzeit die Möglichkeit Carolina auch lange zu bestrafen. Die Saints sind ein komplettes Team und dominierten das Passing Game der Panthers in beiden Saisonspielen. Klappen die Blitzing-Pakete auch dieses Mal effizient, so sollte man Carolina gut in den Griff bekommen können.

Die Panthers müssen auf der anderen Seite Olsen und McCaffrey ins Spiel bekommen und ein Linebacker- und Safety-Corps angreifen, das auf Kenny Vaccaro und A.J. Klein verzichten muss. Funktioniert das Passspiel zumindest einigermaßen, so werden Lücken entstehen, die Newton via Lauf nutzen kann wie kein Zweiter. Defensiv bedarf es gegen die Saints im dritten Versuch endlich die eigentlich so verlässliche Run-Defense, um New Orleans Paroli bieten zu können.

Prognose:

In den direkten Duellen der NFC South hat in dieser Saison meist der Heimvorteil eine große Rolle gespielt. Diesen Vorteil werden die Saints in einer der lautesten Arenen zu nutzen wissen. Die Offense der Saints ist außerdem zu vielseitig, als dass Carolina diese gänzlich kontrollieren könnte. Die Last die zudem auf Newtons Schultern drückt scheint etwas zu groß. Es mangelt an offensiver Unterstützung. Die O-Line braucht gegen ein aggressives Blitz-Konzept einen hervorragenden Tag, doch die Fragezeichen sind zu viele. Tipp: 24:16 Saints