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Miracle Men: Eine letzte Reise!

Von Pascal De Marco
Die Minnesota Vikings streben nach dem ersten Super Bowl vor heimischem Publikum.
© getty
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No. 1 Philadelphia Eagles (13-3) - No. 2 Minnesota Vikings (13-3) (Mo., ab 0.40 Uhr live auf DAZN)

Der Weg in die Playoffs

Eagles: Kein Team sah in der Leistungsstärke aller Mannschaftsteile derart gut aus wie die Eagles. Philly spielte sich dank toller Leistungen auf beiden Seiten des Feldes die beste Bilanz der gesamten Liga heraus ... bis, ja bis sich Carson Wentz das Kreuzband riss. Es war der Schockmoment für Philly, doch dank der hervorragenden Vorarbeit standen ja noch die Playoffs an. Und nicht nur das: Den Home Field Advantage hatte man auch noch in der Tasche. Blieb aber das Quarterback-Problem.

Doch wer aufgrund der letzten beiden Regular-Season-Auftritte das Team aus Pennsylvania schon abschreiben wollte, der sah sich in der Vorwoche getäuscht. Die Eagles leisteten auf der defensiven Seite wie gewohnt gute Arbeit und ließen Atlanta gerade in der zweiten Halbzeit verzweifeln. Das Running Game war wie erwartet von enormer Bedeutung und einer weitestgehend fehlerfreien Leistung von Wentz-Backup Nick Foles gab es auch offensiv nicht zu viel zu meckern. Samt Underog-Masken erwarten die Eagles nun also die Vikings.

Vikings: Wer ohne seinen ersten Quarterback in eine Saison geht und daraufhin auch noch den zweiten verliert, von dem kann man eigentlich nicht verlangen, eine derartige Saison zu spielen, wie es die Vikings getan haben. Case Keenum nahm sich der Aufgabe aber an und erledigte diese in einem von OC Pat Shurmur hervorragend abgestimmtem Scheme sehr gut und zuverlässig. Über die Defense muss man nicht sprechen, sie sucht in der Liga vergeblich ihresgleichen. Am vergangenen Sonntag jedoch geriet diese gewaltig ins Wanken.

In der Divisional Runde gegen die New Orleans Saints startete man nämlich furios und erspielte sich nach der ersten Halbzeit eine 17-Punkte-Führung. Andrew Sendejo gelang ein herausragender Pick und als Everson Griffen einen Pass von Drew Brees abfälschte, obwohl er mit dem Rücken zum Playcaller der Saints stand und dieser dann von Anthony Barr gefangen wurde, schien aber wirklich alles für Minnesota zu laufen. In der zweiten Halbzeit jedoch zeigte Brees der Vikings-Defense dann, was ein Hall-of-Famer auch mit einer derart starken Unit anstellen kann. Am Ende konnten die Vikings den Kopf aus der Schlinge ziehen. Keenum, Stefon Diggs und Marcus Williams sorgten für ein Stück Geschichte und für eine gehörige Portion Momentum, die das Team von Mike Zimmer mit nach Philadelphia nehmen kann.

Die aktuelle Situation

Eagles: Gerade die überzeugende Leistung der Defense am vergangenen Wochenende macht Mut. Fletcher Cox und Tim Jernigan machen weiter einen hervorragenden Job gegen Run und Pass. Brandon Graham profitiert von den Duellen mit blockenden Tight Ends. Dahinter kann man sich auf die Produktion dreier starker Linebacker verlassen. Die Blitz-Pakete waren auch gegen Atlanta sehr effektiv. Mit Druck will man Keenum zu schlechten Entscheidungen zwingen.

Auf der offensiven Seite muss man hingegen weiterhin auf fehlerfreie Leistungen von Foles hoffen. Nach zwei mageren Starts gegen Oakland und Dallas in der Regular Season hat er gegen Atlanta eine weitaus bessere Figur abgegeben. Mit Minnesota wartet nun aber eine der stärksten Defenses der Liga. Wie wird Foles gegen den stärkeren Druck reagieren? Und bekommt man erneut das Running Game in Gang?

Vikings: Das ein oder andere Verletzungsproblem beklagt Minnesota auch eine Woche nach dem verrückten Wunder von Minnesota. Adam Thielen und Sendejo sind nämlich fraglich, was kaum zu kompensieren wäre. Schwer zu verkraften sind auch die Fehler, die sich Keenum in seinem Spiel sporadisch erlaubt. Gegen die Saints gab es mehrere enorm riskante Würfe in Richtung Diggs, einer davon führte zu einer Interception. Hier muss Keenum etwas vom Gas gehen und den Ball auch mal ins Aus werfen oder Raumverlust in Kauf nehmen. Turnover könnten in einem Yardage-Duell, wie es am Sonntagabend zu erwarten ist, kostbar sein.

Was die Defensive anbelangt, geht man mit gemischten Gefühlen in die nächste Runde. Die erste Halbzeit gegen New Orleans war ein Spiegelbild der so starken Saison, die man auf allen drei Ebenen der Defense zeigte. Im zweiten Durchgang allerdings tat man sich gerade gegen Michael Thomas schwer. Xavier Rhodes ließ sich im Trash-Talk-Duell etwas aus der Ruhe bringen und die Nervosität, die durch die Aufholjagd von Brees zustande kam, war durchaus bemerkbar. Auf ein weiteres Wunder und einen weiteren Tackle ins Leere kann man in Philadelphia nicht zählen.

Players to Watch

Eagles: Jay Ajayi. Die Quarterback-Personalie und das kalte Wetter führen in Philly zwangsläufig zu einem intensiven Gebrauch der Running Backs. Philly machte in der Vorwoche dabei einen weitaus besseren Job, gerade Ajayi in Szene zu setzen. Der ehemalige Dolphin konnte bei seinen 15 Laufversuchen 3,6 Yards pro Versuch ergattern. Nach 3 Receptions kam Ajayi auf wichtige 98 Scrimmage Yards und war somit ein enorm wichtiger Faktor. Selbiges wird gegen Minnesota erforderlich sein. Die Vikings warten aber mit einer starken Run-Defense. Eine ähnliche Leistung wie in der Vorwoche wäre für die Eagles Voraussetzung für den Einzug in den Super Bowl.

Vikings: Case Keenum. Immer wieder wird bei Quarterbacks von der "Gunslinger"-Mentalität gesprochen. Gemeint ist der Versuch, Pässe zu erzwingen, obwohl diese bereits im Ansatz aussichtslos scheinen. Keenum zeigte sich, vielleicht auch von der Atmosphäre angestachelt, zu häufig bereit, genau diese Pässe zu versuchen. Dass er dafür nur einmal bestraft wurde, war etwas glücklich. Gegen Philly sollte er sich dies nicht mehr erlauben. Ansonsten hat Keenum wieder auch viel Positives gezeigt und Würfe in enorm enge Fenster getroffen. Im Duell der ehemaligen gescheiterten Rams-Quarterbacks steigt er als Favorit in den Ring.

Darauf kommt es an

Die Eagles müssen sich wieder darauf konzentrieren, den Run zu etablieren und vornehmlich Ajayi ins Spiel zu bekommen. Dabei gilt es aber das Zentrum der LOS zu kontrollieren. Hier warten mit Griffen und Linval Jospeh nämlich Monster im Run-Stop. Sollte es durch die Luft gehen, tendierten Teams zuletzt dazu, Trae Waynes anzuvisieren und Rhodes zu vermeiden. Dies werden sich wohl auch die Eagles zu Herzen nehmen. Auf der defensiven Seite gilt es, Keenum unter Druck zu setzen und den Run zu kontrollieren. Keenum zeigte sich in der Vorwoche bereit dazu, Risiko zu gehen und auch falsche Entscheidungen zu treffen. Turnover könnten eine enorme Bedeutung einnehmen.

Auf der anderen Seite werden die Vikings ebenfalls versuchen, Latavius Murray und Jerrick McKinnon in Szene zu setzen. Im Gegensatz zur eigenen Defense liegt die Stärke des Eagles-Run-Stop aber eher darin, die Edges zu kontrollieren. Von hier sollen Running Backs zurück ins Zentrum zu Cox und Jernigan gedrückt werden. Um dies allerdings möglich zu machen, rückt die Line auseinander, um die äußeren Gaps zu attackieren. Selbst muss man defensiv eine der stärksten O-Lines der Liga in den Griff bekommen. Verliert man dieses Duell, so ist Power Back Ajayi der Mann, der Minnesota bestrafen wird.

Prognose

Beide Teams haben es nur um Haaresbreite in das Championship Game geschafft. Den Eagles ist dies trotz Underdog-Rolle gelungen. Diese Rolle haben sie auch diesmal inne, das Statement aus der Vorwoche sollte aber angekommen sein. Die Vikings haben bessere Möglichkeiten, ihre Offense zu bewegen, auch wenn das bei der Kälte in Philadelphia eine echte Herausforderung wird. Voraussichtlich erwartet uns ein Spiel mit vielen Short-Yardage-Situationen und ein Spiel, in dem jeder Fehler kostspielig sein dürfte. Die Miracle Men sorgen aber für den ersten Super Bowl auf heimischem Terrain. Tipp: 17:12 Vikings

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