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3. Warum der Bills-Eagles-Rams-Trade Sinn macht (und warum nicht)

Grundsätzlich bin ich bei Spieler-für-Spieler-Trades erst einmal skeptisch, insbesondere dann, wenn sie so spät in der Saisonvorbereitung stattfinden. Sich an neue Schemes, neue Playbooks, neue Philosophien zu gewöhnen braucht Zeit - und umso faszinierender sind die Trades, wenn sie dann doch mal stattfinden. Und wenn sie einen Spieler wie Sammy Watkins enthalten.

Damit alle auf der gleichen Wellenlänge sind, der kurze Überblick zum überraschenden Trade vom Wochenende:

  • Buffalo gibt ab: Sammy Watkins (Rams), Sechstrunden-Pick (Rams), Ronald Darby (Eagles)
  • Buffalo erhält: Jordan Matthews (Eagles), Drittrunden-Pick (Eagles), E.J. Gaines (Rams), Zweitrunden-Pick (Rams)

Viel Input, aber ein paar Dinge sind sofort offensichtlich: Buffalo hat ein Receiver-Downgrade (Matthews statt Watkins) und ein Cornerback-Downgrade (Gaines statt Darby) in Kauf genommen, um in die Zukunft zu investieren. In Kombination mit dem Pick-Trade mit den Chiefs während des vergangenen Drafts hat Buffalo jetzt jeweils zwei Picks in der ersten, der zweiten und der dritten Runde des kommenden Drafts.

Klingt für mich nach Rebuild - und nach dem Wunsch, auf dem Quarterback-Markt des kommenden Drafts mitmischen zu können. Ein riskantes Spiel, denn Buffalo muss erst einmal zeigen, dass es einen besseren Quarterback als Tyrod Taylor findet. Ich bin skeptisch und natürlich will ein Team immer junges Talent, doch sind Darby und Watkins ja zunächst einmal genau das. Auch wenn bei Watkins die Verletzungen eine nicht unerhebliche Rolle gespielt haben dürften.

Immerhin das Cornerback-Downgrade lässt sich auch mit Blick auf das Scheme erklären: Der neue Head Coach Sean McDermott kommt aus Carolina und bringt die Panthers-Zone-Defense mit. Hier liegen der Fokus und das Geld klar auf der Front Seven, nicht auf der Secondary.

Für Philly sehe ich den Trade eher positiv. Darby sollte, auch wenn er in der Vorsaison gewackelt hat (sechstmeiste zugelassene Yards pro Coverage-Snap), dabei helfen, die chronischen Cornerback-Probleme in den Griff zu bekommen. Matthews war zwar der produktivste Slot-Receiver der letzten drei Jahre (2.389 Slot-Yards), sein Abgang aber unterstreicht ein Thema, das man seit Wochen aus Philadelphia hört: Nelson Agholor hat endgültig den nächsten Schritt gemacht und kann im Slot starten.

Und die Rams? Ja, Watkins ist - wenn er fit ist - ein sofortiges Upgrade für ein seit Jahren schwaches Receiving-Corps, er hat gezeigt, dass er ein dominanter NFL-Receiver sein kann. Allerdings hat er über die letzten beiden Jahre elf Spiele verpasst, dazu kommt die Tatsache, dass sein Vertrag nach der kommenden Saison endet. Die Rams werden 2018 dementsprechend tief in die Tasche greifen müssen, während zuallererst der neue Vertrag von Aaron Donald ansteht. Immerhin muss man L.A. aber zugute halten, dass alles getan wird, um Jared Goffs Entwicklung zu unterstützen: Von Sean McVay über Andrew Whitworth bis jetzt Sammy Watkins, die Rams haben Goff auf mehreren Ebenen Verstärkungen zur Seite gestellt.

Es ist kein Schwarz-Weiß-Trade, bei dem sich direkt ein klarer Gewinner feststellen lässt. Dafür hat er zu viele Schichten. Klar ist für mich aber doch eine Sache: Die Rams gehen aufgrund von Watkins' Vertragssituation in Kombination mit seinen Verletzungsproblemen das größte Risiko ein und opfern dafür erneut einen hohen Draft-Pick. Ich glaube, es wird sich als zu aggressiver Schritt entpuppen.

4. Aguayos Entlassung - der beste Schritt für alle

Nur etwas unter eineinhalb Jahren, nachdem Tampa im Draft in der zweiten Runde (!) nach oben tradete (!!), um sich Kicker Roberto Aguayo zu sichern, wurde selbiger infolge eines schwachen Preseason-Spiels sowie eines durchwachsenen Training Camps am Wochenende entlassen.

Es ist das Beste, was Aguayo hätte passieren können.

Keine Position im Football ist so durch den mentalen Part bestimmt wie die des Kickers. Physisch ist jeder NFL-Kicker (hoffentlich) dazu in der Lage, ein Field Goal aus jeder Distanz bis zu 50 Yards zu treffen. Doch was passiert, wenn das Selbstvertrauen eines Kickers leidet? Wenn er einen entscheidenden Kick verschießt? Blair Walsh ist dafür wohl das beste Beispiel: Einst einer der vielversprechendsten jungen Kicker in der NFL, erholte er sich nie von seinem Fehlschuss aus 27 Yards im Playoff-Spiel gegen die Seahawks.

Minnesota entließ ihn schließlich, und Walsh gab am vergangenen Freitag bei Seattle PI zu: "Das vergangene Jahr war kein Spaß. Ich dachte, ich könnte das noch wieder hinbekommen, habe aber nicht die Chance erhalten, die Saison zu beenden. Aber das ist okay. Ich bin zufrieden damit, wo ich jetzt bin und würde nichts ändern." Ausgerechnet Seattle verpflichtete den 27-Jährigen. Auch Aguayo war nicht lange auf dem Markt, die Chicago Bears schlugen via Waiver Wire zu.

Die Situation in Tampa war von Anfang an schwierig: Mit dem hohen Draft-Pick inklusive Trade ruhte von Anfang an eine äußerst hohe Aufmerksamkeit auf Aguayo, jeder Fehlschuss im Training und der Preseason wurde bereits im vergangenen Jahr auf Social Media kommentiert. Angesichts dessen darf es eigentlich kaum überraschen, dass sich das in der Regular Season nicht auf Knopfdruck änderte.

In Chicago hat Aguayo jetzt die echte Chance auf einen Neubeginn, fernab vom Druck des eigenen Draft-Status. Und insofern haben auch die Bucs die richtige Entscheidung getroffen: Letztlich hat Tampa mit der Entlassung einen kostspieligen Fehler eingestanden und den für alle Seiten notwendigen Schlussstrich gezogen.

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