NFL

Rekorde, Steals - und ein guter Mr. Irrelevant

Chad Kelly wurde mit dem letzten Pick im Draft ausgewählt
© getty

Der Draft 2017 ist Geschichte! Tag 3 hat einen äußerst spannenden Mr. Irrelevant, Rekorde, Value-Picks, Fullbacks und auch Kicker zu bieten - SPOX liefert den Überblick zu den Draft-Runden vier bis sieben.

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Quarterbacks müssen warten: Schon gestern blieb der antizipierte Quarterback-Run aus - daran änderte sich am dritten Draft-Tag nichts. Erst Ende der vierten Runde ging Joshua Dobbs (nach Pittsburgh), gefolgt von Nathan Peterman (Ende fünfte Runde nach Buffalo). Beide kommen in interessante Situationen: Peterman ist ein krasser Gegensatz zu Tyrod Taylor und Cardale Jones, ein Pocket-Passer mit Antizipation und guten Reads, aber physisch klar limitiert.

Dobbs darf in Pittsburgh hinter Roethlisberger lernen, muss sich als Passer allerdings ungemein entwickeln. Unerwartet lange dauerte Tag drei für Brad Kaaya: Der Miami-Quarterback, für mich ein Viertrunden-Pick, ging erst mit Pick Nummer 215 (6. Runde) vom Board - zu den Detroit Lions. Kein schlechter Scheme-Fit, und eine gute Möglichkeit, um die nächsten Schritte zu machen.

Kaaya wird Zeit brauchen, ist aber ein interessantes Projekt mit Pocket-Passer-Qualitäten und der Fähigkeit, das Feld zu lesen. Der spannendste Quarterback an Tag drei könnte aber niemand anderes als Mr. Irrelevant sein! Mit dem letzten Pick im Draft wählten die Denver Broncos Chad Kelly, den Gunslinger von Ole Miss, der mal richtig lange warten musste. Arm-Talent ist ohne jede Frage vorhanden, sucht und findet Lücken in der Defense. Täuscht Verteidiger, gute Beinarbeit, ändert Spielzüge an der Line of Scrimmage.

Aber er ist eben ein Gunslinger. Ohne Rücksicht auf Verluste, massiv inkonstant, läuft gegen Pressure gerne mal los. Wirkt so mitunter hastig oder unentschlossen, viele Bälle an der Line geblockt - womöglich durch zu tiefen Release. Kelly könnte aber ein äußerst spannender NFL-Quarterback werden.

Picks, die gefallen: Am dritten Draft-Tag gibt es immer Picks, die man schlicht nicht einordnen kann - manche aber könnten sich schnell als sehr gute Value-Picks entpuppen. Dazu gehört ohne jede Frage Carl Lawson, dessen Fall endlich bei den Bengals in der vierten Runde endete. Ein potentiell brandgefährlicher Pass-Rusher (9 Sacks, 13 Hits, 42 Hurries in der Vorsaison), der allerdings medizinische Fragezeichen mit sich bringt.

Auch Guard Dorian Johnson (vierte Runde nach Arizona) könnte früh auf hohem Level starten. Weitere sehr gute Picks: Switzer nach Dallas, Butt zu den Broncos, King zu den Chargers und McNichols zu den Bucs.

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Zwei andere spannende Running Backs: Donnel Pumphrey (zu den Eagles) und Marlon Mack (zu den Colts). Pumphrey erinnert stark an Darren Sproles, mit seinen spektakulären Cuts auf engstem Raum, Explosivität und schnellen Füßen. Das große Fragezeichen ist seine Physis, mit der er erst zeigen muss, dass er NFL-Hits wegstecken kann. Sein College-Tape allerdings ist elektrisierend.

Mack ist ebenfalls äußerst explosiv, sechs seiner 15 TD-Runs 2016 waren 43 Yards oder länger. Muss noch ein entschlossener Downhill-Runer werden, könnte aber bald das Zepter von Frank Gore in Indy übernehmen.

Gefährdete Spezies: Auch Long-Snapper, Kicker und Fullbacks gingen an Tag 3 nicht leer aus: Cincinnati wählte mit Pick 153 den ersten Kicker, Jake Elliott ist ein Bengal. Es folgten noch Zane Gonzalez zu den Browns (Pick Nummer 224) und Harrison Butker zu den Panthers (233). Davor war bereits ein Long Snapper gegangen: Colin Holba darf sich als heute Pittsburgh Steeler und Sechstrunden-Pick nennen. Der erste Fullback ging mit Sam Rogers (zu den Rams) an Position 206, gefolgt von Marquez Williams (240 nach Jacksonville). Einen Punter-Pick gab es dagegen nicht.

Stat-Roundup:

  • Nate Peterman ist der zehnte Quarterback, den die Bills seit dem großen Jim Kelly gedraftet haben. Keiner der bisherigen neun hat es in den Pro Bowl geschafft.
  • Der Peterman-Pick bedeutet außerdem, dass wir zum ersten Mal seit 1985/86 zwei aufeinanderfolgende Drafts erlebt haben, in denen die Bills je einen Quarterback nehmen.
  • Gleich vier (!) Utah-O-Liner wurden gedraftet - beide Tackles und beide Guards aus dem 2016er Team.
  • Bereits mit dem Ende der sechsten Runde befanden wir uns in Rekord-Territorium: 37 Picks waren zu diesem Zeitpunkt bereits getradet worden, der bisherige Rekord lag bei 34 Trades in einem Draft (2008). Die erstmals für Trades freigegebene Compensatory Picks wurden dabei fleißig genutzt.
  • Kurzer Blick nach Green Bay: Die Packers haben zum ersten Mal seit 1974 (!) drei Running Backs in einem Draft geholt: Jamaal Williams in der vierten, Aaron Jones in der fünften und schließlich Devante Mays in der siebten Runde.
  • 250.000 Menschen haben den Draft in Philadelphia besucht, ohne Frage der bestbesuchte Draft. Die Fans waren vor allem an den ersten beiden Tagen voll dabei - good Job, Philly!
  • Das lässt sich auch auf Alabama ausweiten: Alabama wurde die erste Schule mit sieben Spielern in den ersten 55 Picks sowie neun in den ersten 80 Picks!

Picks aus allen Richtungen: Traditionell ist Tag 3 des Drafts auch immer die Möglichkeit, Picks aus verschiedensten Orten zu verkünden. So gab es einen Taucher-Pick für die Seahawks, Weltraum-Picks für die Texans, die Riesen aus Island - und natürlich den Affen aus dem Zoo in Indianapolis, der im Laufe des Abends allen die Show stahl!

Fazit: Es war ein völlig, völlig verrückter Draft. Von einer ersten Runde mit spektakulären Trades nach oben, über irre Auseinandersetzungen zwischen Stars auf der Bühne und den Fans, einer tollen Stimmung über drei Tage in Philly, großer Unberechenbarkeit bis hin zu dem wohl spannendsten Mr. Irrelevant der letzten Jahre. Es wird nicht leicht sein, diesen Draft im kommenden Jahr zu toppen!

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