NFL

Die Chargers gehen ins Schmuckkästchen

Die Los Angeles Chargers spielen in den nächsten zwei Jahren im StubHub Center
© getty
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Was bedeutet dieser Schritt für die Chargers?

Pragmatisch betrachtet heißt der Umzug für die Chargers einen Aufbruch ins Unbekannte und nebenbei auch einen möglichen Imagewechsel: Gerüchten zufolge steht Spanos einem kompletten Rebranding ebenfalls aufgeschlossen gegenüber - also neuer Name, neues Logo, neue Trikots. Wie genau sie dann heißen und aussehen würden, ist aber noch völlig unklar.

Allerdings wird es ein solches Rebranding im vollen Umfang auch erst 2018 geben können, denn die NFL erlaubt Änderungen an Trikots nur alle fünf Jahre und die aktuellen Chargers-Trikots wurden zuletzt 2013, wenn auch nur leicht, verändert.

Überdies sei erwähnt, dass die Spanos-Familie bereits "Los Angeles Chargers" im Vorjahr als Trademark gesichert haben. Und entsprechend wurde gestern auch ein neues Logo präsentiert - wie ESPN-Journalist Darren Rovell bemerkte, ist dieses allerdings noch nicht offiziell von der Liga abgesegnet und eher ein "Arbeitslogo".

Gibt es eine Fan-Base?

Dann stehen sie vor der Situation, dass ihnen im Grunde ihre komplette Fan-Base wegbrechen könnte. Sie haben - anders als die Rams - keine präsenten Wurzeln von früher in L.A. und fangen im Grunde bei Null an. Die Chargers haben zwar einst in Los Angeles begonnen und dort 1960 ihre erste Saison gespielt, zogen aber bereits ein Jahr später nach San Diego um - und blieben dort bis jetzt durchgehend.

Ein weiterer Aspekt ist, dass sie als Untermieter ins neue Stadion in Inglewood ziehen werden. Allerdings zu recht günstigen Konditionen: Beide Teams werden sich die Einnahmen aus Nicht-Football-Events, Namensrechten, Business-Seats und Luxus-Suiten teilen.

Beide Teams erhalten 18,75 Prozent der Gesamteinnahmen, der Rest geht in die Refinanzierung des 2,6 Milliarden Dollar teuren Stadions. Dennoch müssen die Chargers tief in die Tasche greifen, denn eine Umzugsgebühr in Höhe von 650 Millionen Dollar (über zehn Jahre) an die Liga steht an. Zudem werden noch zwölf Millionen Dollar aufs Konto der Stadt San Diego fließen, um aus dem aktuellen Leasing-Vertrag für Qualcomm Stadium auszusteigen. Zudem behalten die Chargers ihre sogenannten Spieltagseinnahmen (Tickets, Parkplätze, Spieltagssponsoring und Lebensmittel).

Was machen die Top-Stars?

Des Weiteren muss aus Sicht des Teams noch geklärt werden, wie es sportlich weitergeht. Zwei der ganz großen Namen nämlich kokettieren schon seit längerem mit einem Karriereende im Falle eines Umzugs. Die Rede ist von Quarterback Philip Rivers und Tight End Antonio Gates, also Spieler, die die letzte Dekade der Franchise geprägt haben.

Für Gates' Verbleib spricht in erster Linie, dass er bei 111 Touchdowns steht - genauso viele wie Tony Gonzalez - was den Allzeit-Rekord bedeutet. Noch einer mehr und er wäre der alleinige Rekordhalter unter den Tight Ends. Ein guter Grund, noch mindestens ein Jahr dranzuhängen, und Gates ließ bereits deutlich durchblicken, dass er seinen noch für die kommende Saison gültigen Vertrag erfüllen will.

Bei Rivers sieht die Sache etwas anders aus. Statistiken treiben ihn eher nicht an, Rivers hatte sich in der Vergangenheit gar offen gegen den Umzug ausgesprochen. Immerhin ist er Vater einer Großfamilie (acht Kinder) und wird im Falle einer Fortsetzung seiner Karriere vermutlich nicht mit der ganzen Familie von Santaluz nach Los Angeles ziehen. Pendeln wäre also angesagt.

Von San Diego nach L.A. sind es über die I-5 S knapp 120 Meilen, also mehr als zwei Stunden mit dem Auto. Doch Stand jetzt wird auch der Quarterback seine Karriere fortsetzen.

Der Umzug bringt gleichzeitig aber auch ein gewisses Maß an Ruhe in die Franchise, denn nun gibt es Gewissheit und keine Spekulationen und Nachfragen mehr. Das wäre bei einem Verbleib in San Diego bis zu einem irgendwann abgeschlossenen Stadion-Deal wohl anders gewesen.