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Warum ist der Champ raus?

Titelverteidiger Denver verpasst die Playoffs
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Philadelphia Eagles (6-9)

Was lief falsch? Der Sieg über die Giants am vergangenen Donnerstag war ein deutlicher Fingerzeig, beschäftigt man sich aus Eagles-Sicht mit dieser Frage. Die Rückkehr von Tackle Lane Johnson, der den Großteil der Saison gesperrt verpasst hatte, machte einen riesigen Unterschied aus, plötzlich funktionierten die Outside Runs wieder und die Pass-Protection hielt gegen die starke Giants-Front beachtlich gut.

Das half der ganzen Offense, das half Carson Wentz - denn zuvor war bei dem Rookie-Quarterback eine deutliche Veränderung sichtbar geworden. Nach dem glänzenden Saisonstart mit drei Siegen zum Auftakt brach Philly nämlich dramatisch ein, und das hatte mehrere Gründe.

Einerseits stellten sich Defenses besser auf Wentz und das West-Coast-Kurzpassspiel ein, was dem Rookie oft den einfachen Read nahm. Andererseits aber wurde seine Mechanik auch schwächer, was damit zusammen hängt: Durch die Johnson-Sperre war die O-Line deutlich anfälliger, gleichzeitig musste Wentz durch die besser angepassten Defenses den Ball länger halten. Darunter litt seine Entwicklung im Laufe der Saison.

Dazu kamen einmal mehr Verletzungsprobleme bei Ryan Mathews sowie das womöglich schwächste Receiving-Corps der NFL, während gleichzeitig die Defensive Line die starke Frühphase in der zweiten Saisonhälfte längst nicht immer bestätigen konnte.

Was bleibt von dieser Saison? Wentz, der vor dem Bradford-Trade eigentlich in seiner Rookie-Saison gar nicht spielen sollte, hat die Erwartungen für sein erstes Jahr in der NFL mehr als nur erfüllt und viele Ansätze gezeigt, die Coaches und Fans Hoffnung machen dürfen. Das Special Team ist noch immer gefährlich, genau wie die Front Four.

Wie geht es weiter? Receiver, Receiver, Receiver - Verbesserungen für das Arsenal rund um Wentz müssen auf der Eagles-Off-Season-Liste ganz weit oben stehen. Das dürfte auch das Running-Back-Corps betreffen, wo Ryan Mathews vor seinem letzten Vertragsjahr als Streichkandidat gilt. Defensiv sollten Verstärkungen für die Secondary höchste Priorität genießen, wie Mathews könnte auch Cornerback Leodis McKelvin womöglich entlassen werden.

Baltimore Ravens (8-7)

Was lief falsch? "Balance" ist ein Wort, das häufig genannt wird, wenn man sich mit Baltimores Problemen in dieser Saison beschäftigt. Gemeint ist: Die Run-Pass-Balance in der eigenen Offense. Nur Chicago, Green Bay, Detroit und Cleveland verzeichnen weniger Runs pro Spiel als die Ravens (23,4), die umgekehrt die meisten Pässe pro Partie werfen (41,9). Und das mit bemerkenswerter Ineffizienz, Baltimore gelingen lediglich 6,5 Yards pro Pass.

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Obwohl die Ravens nahezu die komplette Saison zumindest solides Run-Blocking zeigten sowie inzwischen über zwei gute Running Backs verfügen, wurden Spiele viel zu häufig unnötigerweise auf die Schultern von Joe Flacco geladen. Der 31-Jährige allerdings spielte unter dem Strich eine reichlich durchwachsene Saison, diese Kombination spiegelte sich dann oft im Ergebnis wieder.

Da half es wenig, dass Baltimores über weite Strecken herausragende Run-Defense im Schlussspurt plötzlich Risse offenbarte: In den letzten drei Spielen sahen sowohl LeGarrette Blount (4 Yards pro Run), als auch Ryan Mathews (6,4) und Le'Veon Bell (6,1) gegen die Ravens mehr als nur gut aus.

Was bleibt von dieser Saison? Das bereits angesprochene Running-Back-Duo sowie eine starke - wenngleich alte - Defense. Letzteres ist ein zweischneidiges Schwert: Können Terrell Suggs, Eric Weddle, Elvis Dumervil und Co. 2017 noch auf allerhöchstem Niveau spielen? Eine weitere positive Erkenntnis: Breshad Perriman, der seine Rookie-Saison komplett verpasst hatte, betrat die NFL-Bühne mit einigen Big Plays (sieben Catches von mindestens 20 Yards) und deutete so sein Potential an.

Wie geht es weiter? Perrimans Ansätze sind ermutigend, auch Mike Wallace hatte einige gute Szenen. Aber: Mit dem mutmaßlichen Karriereende von Steve Smith wird sich Baltimore wohl um einen neuen Receiver kümmern müssen. Verjüngungen in der Defense sind ebenfalls notwendig, um auch im nächsten Jahr um die Playoffs mitspielen zu können.

Buffalo Bills (7-8)

Was lief falsch? Ein mehr als nur turbulentes Jahr in Buffalo: Nach auch spielerisch bösem Fehlstart legten die Bills ein furioses Comeback hin, nur um im Endspurt doch wieder einzuknicken. Im Zentrum der Kritik steht dabei die Defense, was Rex Ryan letztlich auch den Job kostete. Die Bills offenbarten in der Secondary deutliche Schwächen (7,5 Yards pro gegnerischem Pass), während die Front Seven nicht einmal ansatzweise an die eigenen Ansprüche ran kam.

Vielmehr stehen inzwischen die viertmeisten Yards pro gegnerischem Run (4,6) sowie die zweitmeisten kassierten Rushing-Touchdowns (21). Dabei darf man zumindest nicht alle Schuld Ryan in die Schuhe schieben: Nachdem er in seinem ersten Jahr durch den Trade für Sammy Watkins keinen Erstrunden-Draft-Pick hatte, verletzten sich in diesem Jahr dann Erstrunden-Pick Shaq Lawson und Zweitrunden-Pick Reggie Ragland noch vor dem Saisonstart schwer - beide waren als feste Säulen für die Front Seven eingeplant.

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Zusätzlich dazu rumorte es hinter den Kulissen immer wieder. Gerüchte über eine Ryan-Entlassung kursierten bereits, als Buffalo noch voll im Playoff-Rennen war, interne Streitigkeiten waren wohl ein mindestens genauso großer Grund für die Trennung, wie sportliche Probleme.

Was bleibt von dieser Saison? Ein spektakuläres, sensationell effektives Running Game: Die Bills gehen mit 5,5 Yards pro Run, 170,8 Rushing-Yards pro Spiel und 28 Rushing-Touchdowns in den letzten Spieltag, alles mit weitem Abstand die ligaweiten Top-Werte. LeSean McCoy hat gezeigt, dass er die Offense tragen kann. Gleichzeitig musste er das auch viel zu häufig, da außerhalb von Sammy Watkins, nach wie vor sehr verletzungsanfällig, die Waffen im Passing Game fehlen.

Wie geht es weiter? Die Bills haben einen Umbruch eingeleitet, der sportlich gesehen nicht notwendig erschien - dieser Kader schreit nicht gerade "12 Siege", vielmehr scheinen die sieben bis acht Erfolge genau der Rahmen zu sein, den man Mitte September hätte abstecken können.

Dennoch stehen jetzt schwerwiegende Entscheidungen an: Wer ersetzt Ryan? Anthony Lynn, der im Laufe der Saison für den entlassenen Greg Roman als Offensive Coordinator übernahm, ist ein Kandidat. Und was passiert mit Tyrod Taylor? Der Quarterback hat seine offensichtlichen Schwächen - Pässe in die Mitte des Feldes etwa - aber auch seine offensichtlichen Stärken. Die Bills werden ihn im letzten Saisonspiel nicht einsetzen, weil sie nicht wollen, dass er sich verletzt - das würde seinen Vertrag garantiert machen. Gibt es tatsächlich die komplette Trennung, müsste Buffalo Head Coach und Starting-Quarterback in einer Offseason ersetzen.

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