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Wie konnte es so weit kommen?

Die Panthers, Cardinals, Bengals und Jets gehören zu den Enttäuschungen dieser Saison
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New York Jets (3-8)

Was lief falsch? Ryan Fitzpatrick happened. Es war das große Drama der Offseason, die Jets wollten Fitz trotz seiner starken Vorsaison nicht das Wunschgehalt zahlen - wie sich zeigen sollte, zu Recht. Zwar gab es die späte Einigung (und damit einhergehend nach zehn Siegen 2015 unweigerlich Playoff-Träume), doch zeigt Fitzpatrick in dieser Saison genau das, was man von ihm kennt: Enorme Inkonstanz, viel zu hohes Risiko bei seinen Pässen und mitunter erschütternde Fehler.

Das nahm der Offense jede Chance auf Erfolg, die Verletzung von Eric Decker tat ihr Übriges. Doch war der Fitzpatrick-Absturz nicht der einzige harte Fall eines Stars: Der unglaublich rapide Leistungseinbruch von Darrelle Revis hat die Defense von Todd Bowles eiskalt erwischt.

Bowles' aggressives, Blitz-lastiges Scheme verlangt nach einem Top-Cornerback, der es mit gegnerischen Receivern in 1-gegen-1-Deckung aufnehmen kann. Revis wird in dieser Saison stattdessen von nahezu jedem Gegenspieler kostspielig geschlagen, jüngst von New Englands Malcolm Mitchell. Das ist ein wesentlicher Grund dafür, dass die Jets trotz einer noch immer starken D-Line bereits 45 Passing-Plays von wenigstens 20 Yards zugelassen haben.

Was bleibt in dieser Saison? Auch wenn es längst nicht mehr um die Playoffs geht, so steht bei den Jets womöglich doch einiges auf dem Spiel: Der Eindruck verhärtet sich zunehmend, dass Bowles in seiner zweiten Saison als Head Coach bereits gegen die Entlassung coachen könnte. Zumindest würde das die Entscheidung, an Fitzpatrick festzuhalten, erklären. Immerhin verzichtet Bowles so auf die Chance, Bryce Petty einige wertvolle Erfahrungen sammeln zu lassen.

Wie geht es weiter? Die Jets hatten gehofft, in dieser Saison den Schritt in die Postseason machen zu können, und dementsprechend in Routiniers investiert - etwa in Fitzpatrick oder auch in Matt Forte. Jetzt dürfte sich, auch wenn Bowles bleibt, einiges ändern: Sheldon Richardson gilt als heißer Trade-Kandidat, Fitz und Backup Geno Smith könnten nach der Saison beide weg sein und somit stellt sich dringend die QB-Frage. Immerhin: Receiver Brandon Marshall kündigte unter der Woche an, dass er noch einige Jahre spielen und dann "als Jet zurücktreten" will.

Jacksonville Jaguars (2-9)

Was lief falsch? Gegenfrage: Was lief richtig? Zumindest offensiv ... nicht viel. Quarterback Blake Bortles hat in seiner Entwicklung einen Rückschritt gemacht, wie man ihn selten sieht. Das geht über eine furchtbare Wurf-Mechanik, schlimme Entscheidungen bis hin zu keinem Gefühl in der Pocket. In dieser Saison gleichen zudem die 2015 noch so starken Receiver Allen Robinson und Allen Hurns Bortles' schlechte Pässe auch nicht mehr aus, während Julius Thomas erneut von Verletzungen geplagt wird.

Ebenfalls nicht funktioniert hat die Verpflichtung von Chris Ivory, der gemeinsam mit T.J. Yeldon ein dynamisches Running-Back-Duo bilden sollte: Ivory verpasste stattdessen einige Spiele verletzt und fiel dann vor allem durch Fumbles (vier in neun Spielen) auf.

Gemessen wird Head Coach Gus Bradley allerdings primär an seiner Defense. Das ist sein Steckenpferd, dort sind über die letzten Jahre via Draft und Free Agency viele Ressourcen reingeflossen. Allerdings schaffte es Bradley nicht, diese PS direkt zu Saisonbeginn auf die Straße zu bringen. Eine Steigerung über die letzten Wochen ist zumindest aber sichtbar, vor allem in der Pass-Defense.

Was bleibt in dieser Saison? Die Jags hoffen allem Anschein nach, dass sie den Absturz von Blake Bortles auf dem Feld umkehren können - andernfalls hätte man dem Woche für Woche wackligen Quarterback längst eine Pause geben müssen. Somit ist das auch die wichtigste Komponente: Kann Bortles das Ruder in den verbleibenden Wochen herumreißen? Andernfalls müsste Jacksonville ernsthaft in Betracht ziehen, im Draft wieder einmal sehr hoch einen Quarterback zu holen.

Wie geht es weiter? Von allen Teams ist hier der Umbruch wohl am wahrscheinlichsten. Von allen NFL-Coaches, die mindestens 59 Spiele als Head Coach auf dem Konto haben, liegt Bradley mit einer Sieg-Quote von 23,7 Prozent auf dem 154. Rang - von 154. Der erhoffte Schritt nach vorne ist ausgeblieben, der nächste hohe Draft-Pick scheint unausweichlich. Dazu die Bortles-Frage, Jacksonville scheint wieder einmal weit weg von sportlichem Erfolg. Immerhin: Die positiven Zeichen des jungen Defense-Kerns heben die Jags von Teams wie Cleveland oder San Francisco klar ab.

Los Angeles Rams (4-7)

Was lief falsch? Bei den Rams lassen sich gleich mehrere deutliche Problemherde ausmachen: Da wäre einerseits das katastrophale Run-Blocking, das dazu führt, dass Todd Gurley ganze 3,2 Yards pro Run verzeichnet - wenngleich der 22-Jährige inzwischen ebenfalls Fehler macht und Blocks falsch liest.

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Dazu kommen schwache Auftritte der Linebacker, was oft die starke Defensive Line wieder egalisiert, sowie ein genauso unkreatives wie konservatives Passspiel. Außerdem auffällig: Strafen, gravierende individuelle Fehler in kritischen Momenten. L.A. ist im fünften Jahr zum vierten Mal unter Jeff Fisher mit einer 4-6-Bilanz gestartet, dazu kommt ein Mal 3-6-1. Selbst die so berüchtigte 7-9-Endausbeute scheint nach der Pleite in New Orleans eine hohe Hürde.

Was bleibt in dieser Saison? Jared Goff. Die Rams haben viel abgegeben, um den Wunsch-Quarterback im vergangenen Draft zu bekommen. Die ersten neun Spiele verbrachte er dann als Backup von Case Keenum, angesichts seiner Auftritte in der Preseason nicht unbedingt die schlechteste Entscheidung.

Gegen Miami gab er dann vor zwei Wochen im Regen von Los Angeles sein Regular-Season-Debüt, geprägt von einem ultra-konservativen Ansatz: Goff versuchte nur fünf lange Pässe, und nahezu alle davon erst, als Miami ganz spät in Führung ging. Ansonsten warf er meist zum ersten Read, egal wie kurz der auch war. In New Orleans öffneten die Rams das Playbook dann schon deutlich weiter, und Goff kam damit gut klar. Die weitere Entwicklung des jungen Quarterbacks ist für die Rams der wichtigste Aspekt in den verbleibenden Saisonspielen.

Wie geht es weiter? Bleibt er, oder geht er? Jeff Fisher war bisher stets trotz seiner schlechten Bilanz relativ unantastbar. Doch die Argumente für einen Trainer-Wechsel häufen sich auch in dieser Saison. L.A. hat einen starken Spieler-Kern um Aaron Donald, Trumaine Johnson, Todd Gurley sowie potenziell Jared Goff und muss sich jetzt für die Zukunft positionieren. Frische Ideen vor allem in der Offense wären wichtig, eine Entlassung des kompletten Stabs ist nicht auszuschließen, sollten die Rams im Schlussspurt auch spielerisch weiter einbrechen.

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