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Wann geht die Sonne wieder auf?

Teddy Bridgewater wird die Saison 2016 mit einer Knieverletzung verpassen
© getty
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4. Welche Alternativen gibt es?

Shaun Hill: Der naheliegendste Kandidat für den Saisonstart ist natürlich Shaun Hill, der als Backup hinter Bridgewater eingeplant war und den Vorteil hat, schon im Vorjahr dagewesen zu sein. Somit kennt er das System. Was gegen Hill spricht, ist die Tatsache, dass er ein Karriere-Backup ist und zuletzt 2014 regelmäßige Spielzeit in St. Louis bekam, als dort alles schon verloren war. Seine statistisch beste Saison wiederum hatte er 2010 mit den Lions, wo er jedoch eine Bilanz von 3-7 aufwies. Überhaupt gelangen ihm nur 2008 in acht Starts einmal mehr als drei Siege (5), weshalb man sich in Minneapolis mit Sicherheit nach einem Upgrade wird umsehen müssen. Der dritte QB im Kader, Joel Stave, ist ein Undrafted Rookie aus Wisconsin - keine ernsthafte Option.

Mark Sanchez: Was externe Lösungen angeht, kommt man um diesen Mann nicht herum. Mark Sanchez hat das interne Duell gegen Trevor Siemian um den Starter-Posten in Denver verloren und ist Gerüchten zufolge zu haben. Aktuell heißt es noch, die Broncos wollen ihn traden, doch es ist nicht abwegig, dass er beim letzten Roster-Cut vor Saisonstart einfach entlassen wird. Cap-Space-technisch würden die Broncos das meiste Geld bei einem Trade sparen (4,5 Millionen Dollar), aber auch bei einer simplen Entlassung kämen sie noch gut dabei weg (3,5 Millionen). Im Umkehrschluss wäre Sanchez für Minnesota aber auch zum Liga-Minimum zu haben, sollte er entlassen werden. Sportlich wäre Sanchez sicherlich eine Verbesserung gegenüber Hill, spielte allerdings auch zuletzt 2012 eine volle Saison. Er brächte jedoch deutlich mehr Starter-Erfahrung mit als der bisherige Backup.

Colin Kaepernick: Der zurzeit aufgrund seines Hymnen-Protests im Fokus stehende Kaepernick steht mutmaßlich vor dem Aus in San Francisco, nachdem er das Positionsduell an Blaine Gabbert sehr sicher verloren hat. Das wiederum spricht schon mal gegen ihn, aber aufgrund seines Skill-Sets würde er wohl am besten in die Planstelle der Vikings passen. Er ist ein herausragender Runner, kann in einer Run-lastigen Offense wieder an Sicherheit gewinnen und hat einen starken Arm, wobei die Präzision dabei sicherlich zu wünschen übrig lässt - ebenso seine Fähigkeit, als Pocket-Passer aufzutreten. Nichtsdestotrotz wäre er wohl die Premium-Lösung, aber auch entsprechend teuer. Käme Kaepernick in einem Trade, würde er über 13 Millionen gegen die Salary Cap zählen. Minnesota hat aktuell aber nur sechs Millionen zur Verfügung, weshalb hier Umschichtungen fällig wären. Und dass Kaepernick seinen Vertrag abändert scheint unwahrscheinlich, denn schon Verhandlungen mit den Broncos und Browns scheiterten unter anderem auch daran. Auf der anderen Seite müssen ihn die Niners nicht abgeben, denn sie verfügen ohnehin über 49 Millionen Dollar an Cap Space, den sie diese Saison ohnehin nicht mehr ausnutzen werden. Ein pikanter Nebenkriegsschauplatz wäre das Wiedersehen mit Guard Alex Boone, den Kaep noch aus gemeinsamen Tagen in der Bay Area kennt. Eben dieser hatte den QB öffentlich für seinen Hymnen-Boykott kritisiert.

Josh McCown: Deutlich günstiger wäre da schon McCown, der mit seinen 37 Jahren über genügend Erfahrung verfügt, um kurzfristig einzuspringen. Er überzeugte 2013 als Ersatzmann für Jay Cutler bei den Chicago Bears. Im Anschluss daran bekam er einen gut dotierten Deal in Tampa und spielte letzte Saison passabel in Cleveland, bis ihn Verletzungen aus dem Verkehr zogen. Nun soll er den Backup hinter Robert Griffin III geben. Oder eben die Absicherung sein, falls sich RG3 eben doch wieder verletzt. Ein Deal mit den Trade-willigen Browns ist auch bei ihm im Bereich des Möglichen. McCown ist in erster Linie ein Feuerwehrmann, der sicherlich keine langfristige Lösung darstellt, aber ein Jahr hätte er sicherlich noch drin, besonders, wenn man die mittlerweile vorzeigbare Receiver-Schar der Vikings betrachtet - noch dazu in einem Backfield mit Peterson.

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AJ McCarron: Eine vielleicht sogar zukunftsträchtige Variante wäre McCarron, der sich am Ende der Vorsaison in Abwesenheit von Andy Dalton gut aus der Affäre gezogen hat bei den Cincinnati Bengals. Er spielt nicht spektakulär, aber verlässlich ist er durchaus. Für ihn spricht, dass Coach Mike Zimmer vor seinem Vikings-Gig in Cincy als Defensive Coordinator unterwegs war und immer noch gut mit Bengals-Head-Coach Marvin Lewis befreundet ist. Beide Teams hielten sogar ein gemeinsames Training in dieser Offseason ab. McCarron ist in erster Linie ein Game Manager, der aber mit Ruhe und Präzision spielt - keine schlechten Eigenschaften in einer Running Offense. Und schon zu College-Zeiten in Alabama spielte er in einem System, dass zuvorderst auf den Lauf und über den Pass hauptsächlich gut getimte Nadelstiche setzt. Allerdings dürfte McCarron nicht zum Freundschaftspreis zu haben sein, da Backup-Quarterbacks dieser Tage hoch gehandelt werden und gute schwer zu kriegen sind.

Geno Smith: Die New York Jets haben derzeit vier Quarterbacks im Kader. Einer davon ist Geno Smith, der im letzten Jahr seines Rookie-Vertrags steht und von all den Optionen der Jets wohl die verzichtbarste ist. Bevor ihm im Vorjahr wegen eines Flugtickets von einem Teamkollegen der Kiefer gebrochen wurde, war Geno zwei Jahre der Starter der Gang Green - zwei Jahre, die von Interceptions geprägt waren. Auf der anderen Seite ist er aber auch ein mobiler Typ, der Bridgewater in seiner Spielanlage durchaus ähnelt. Würde man seine Passversuche limitieren, könnte das vielleicht auch seine Fehlerquote mindern. Und ob per Trade oder nach einem durchaus möglichen Cut - Smith sollte verfügbar und bezahlbar sein.

Mike Glennon: Ebenfalls wahrscheinlich verfügbar ist Mike Glennon, der einst als Franchise-QB der Tampa Bay Buccaneers gehandelt wurde. Das war allerdings vor Jameis Winston, der diese Rolle an sich gerissen hat. Folglich ist Glennon obsolet. Er geht in sein letztes Vertragsjahr und es erscheint ausgeschlossen, dass er darüber hinaus in Florida verlängert. Will man für ihn noch irgendwas bekommen, ist ein Trade jetzt sinnvoll. Für ihn spricht, dass er eine sehr niedrige Fehlerquote mitbringt und in der Liga solide Leistungen vorzuweisen hat. Gegen ihn spricht, dass er mit seinen 2,01 m und den 102 kg nicht unbedingt der beweglichste QB ist, weshalb die Vikings im Falle seiner Verpflichtung ihr System anpassen müssten. Eine bessere Lösung als Hill wäre aber auch er.

Zach Mettenberger: Besonders verfügbar ist Zach Mettenberger, der frühere Star der LSU Tigers. Nachdem er nach zwei Spielzeiten mit gelegentlichen und von Inkonstanz geprägten Einsätzen von den Tennessee Titans und jüngst auch von den San Diego Chargers entlassen wurde, ist er Free Agent. Mettenberger würde sicherlich gut zu den Vikings passen, da er ein laufbetontes Spiel sowohl vom College, als auch von den Titans gewohnt ist. Bei letzteren sprang er zudem zuletzt für Marcus Mariota ein, der bekanntlich ebenfalls sehr gut mit den Füßen ist. Mettenberger wäre wohl die günstigste Lösung für die Vikings, zumal sie sich nicht mit anderen Teams einigen müssten.