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Viva Las Vegas!

In der Offseason werden merkwürdige Geschichten plötzlich wichtig
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Guess who's back: Betrachtet man das Thema mal aus der Vogelperspektive, dann ist es schon reichlich verrückt. Seit über einem Jahr wird in NFL-Kreisen und vor hohen Gerichten von teuer bezahlten Anwälten inzwischen über den Luftdruck in Bällen diskutiert. Das Ergebnis: Wir sind in etwa so schlau wie zuvor.

Vom Berufungsgericht wurde Brady Ende April doch nachträglich gesperrt, nur um vier Wochen später seinerseits (wieder einmal) in Berufung zu gehen. Es geht hier längst nicht mehr darum, ob Brady von dem zu geringen Luftdruck in den Bällen wusste oder gar daran beteiligt war - diese Geschichte ist lediglich noch der Mantel.

Tatsächlich ist es ein Machtkampf zwischen der Spielergewerkschaft (weshalb diese auch weiterhin Millionen in Anwaltskosten pumpt) und NFL-Commissioner Roger Goodell. Goodell will einen Präzedenzfall verhindern, die Gewerkschaft einen selbigen schaffen und somit nachträglich zu eigenen Gunsten am Collective Bargaining Agreement schrauben.

Und Brady? Brady nutzt die Chance nur zu gerne. Einerseits, um weiterhin auf seine Unschuld zu pochen, andererseits, um eine mögliche Strafe weiter raus zu zögern. Schon jetzt gilt es als äußerst unwahrscheinlich, dass eine Gerichtsentscheidung über die Sperre vor der kommenden Saison zustande kommt. Und ewig wird Tom Terrific ja auch nicht mehr spielen...

Die Ryan-Brothers: Auf was für eine Sideline-Show dürfen wir uns nur in Buffalo freuen! Head Coach Rex Ryan holte sich Zwillingsbruder Rob Ryan als Unterstützung in den Trainerstab - jener Rob, der zuletzt als Defensive Coordinator für eine historisch schlechte Saints-Defense verantwortlich war. So jedenfalls dachte der naive Analyst.

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"Oh, wir hatten die schlimmste Defense. Das passiert, wenn du ein beschissenes Scheme spielst. Aber es ist meine Schuld, ich hätte etwas sagen müssen. Ich bin nie aufgestanden um zu sagen: "Ihr könnt mich mal, das coache ich nicht." Ich verspreche euch, dass ich das jetzt machen würde", hämmerte Ryan im Gespräch mit dem MMQB die (verbale) Faust auf den Tisch. Und wir freuen uns schon, wenn Rob mal mit Rex' Defense ein Problem hat.

Übrigens: Interessiert daran, was Saints-Coach Sean Payton dazu zu sagen hatte? Kein Problem! Bei PFT Live meldete sich Payton nämlich schon zu Wort: "Die Idee, dass es nicht seine Defense war, ist dämlich. Wenn man zwei Jahre lang derartige Probleme hat, wie wir sie hatten, dann ist es einfach schwer, damit umzugehen."

Running Backs und Weight Watchers: Green Bay ist normalerweise eines dieser Teams, das man vom Offseason-Hype getrost ausschließen kann. Die Packers sind in der Free Agency seltenst wirklich aktiv, haben unspektakuläre Drafts und geben mitunter nur sehr vereinzelt Pressekonferenzen.

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Doch all diese angenehmen Vorsätze flogen in höherem Bogen als ein Hail-Mary-Pass von Aaron Rodgers aus dem Fenster, als es um den Diätplan von Eddie Lacy ging. "Eddie Lacy hat viel Arbeit vor sich. Er kann nicht noch ein Jahr auf diesem Gewicht spielen", ließ Coach Mike McCarthy schon kurz nach dem Playoff-Aus in Arizona verlauten. Lacy war in der vergangenen Saison zwischenzeitlich auf die Bank verbannt worden, auch wenn er - genau wie in seiner Rookie-Saison - auf 4,1 Yards pro Run kam.

Jetzt hat Eddie jedenfalls fleißig trainiert und abgenommen - und doch beschäftigt uns das Thema Running-Back-Diät weiterhin. Denn Lacy ist nicht der einzige, der Kalorien zählen muss: Ravens-Coach John Harbaugh gab vor wenigen Tagen bei ESPN zu, dass der jüngst verpflichtete Trent Richardson nach wie vor längst nicht in der nötigen Form ist und gerade dabei sei zu lernen, was es braucht, "um ein Weltklasse-Athlet zu werden". Nach vier Jahren in der NFL auch eher ein Zeugnis der Marke "vernichtend".

"So gut wie nie": Ach ja, die Nummer-1-Floskel einer jeden Offseason. Ein Spieler steht vor der Breakout-Saison, kommt besonders stark von einer Verletzung zurück oder ist generell in der Form seines Lebens. Hier eine kleine Auswahl über Aussagen der vergangenen Tage (!), um sie abzuspeichern und im September nochmals raus zu holen und zu überprüfen:

  • Jets-Safety Calvin Pryor bei NJ Advance Media: "Ich habe noch nicht einmal ansatzweise meinen Zenit erreicht."
  • Ravens-TE Dennis Pitta bei CSN Mid-Atlantic: "Ich habe in diesem Jahr extrem hohe Erwartungen an mich."
  • Jets-TE Jace Amaro bei NJ.com: "Das ist ein großes Jahr für mich und für alle unsere Tight Ends."
  • Giants-RB Andre Williams bei ESPN: "Ich weiß, was ich kann und freue mich darauf, das in diesem Jahr zu zeigen."
  • Saints-Coach Sean Payton in der Times-Picayune: "C.J. Spiller ist fitter und seine Bewegungen sehen signifikant anders aus. Er hat hart gearbeitet, um wieder auf 100 Prozent zu kommen. Das ist wirklich ermutigend."
  • Titans-Coach Mike Mularkey im Tennessean über Murray: "Ich habe einige Cuts gesehen, die mir wirklich gut gefallen haben. Auch wenn es ohne Pads war: Da waren einige Cuts dabei, bei denen kein Verteidiger an ihn rankommen würde."

Ergänzungen gerne in die Kommentare!

Die Causa Johnny Football: Die Thematik "Offseason Story" erfüllt Johnny Manziel ohnehin schon per se. Selten war die Diskrepanz zwischen Football und dem einstigen College-Superstar allerdings so groß wie 2016. Nachdem er von den Browns entlassen worden war, trennte sich auch sein Berater von Manziel - inklusive eines ausführlichen und mahnenden Ultimatums. Es folgte, quasi noch eine "Altlast" aus dem Vorjahr, eine Anklage von Manziels Ex-Freundin, die ihm häusliche Gewalt und Drohungen vorwarf.

Es sollte nur die erste von vielen beunruhigenden Nachrichten werden. Manziel stürzte sich in Los Angeles kopfüber in die Party-Szene, mehrere absurde Videos, die den offensichtlich betrunkenen Quarterback zeigten, gingen genauso über TMZ online wie Bilder von Bar-Schlägereien und einem Auto-Unfall sowie Aussagen besorgter Bekannter.

"Er ist in einer furchtbaren Abwärtsspirale. Wenn er so weiter macht, wird er bald sterben", warnten anonyme Bekannte und Manziels Vater wandte sich im Februar über die Dallas Morning News an die Öffentlichkeit: "Ich bin davon überzeugt, dass er seinen 24. Geburtstag nicht erleben wird, wenn er keine Hilfe erhält."

Die Entwicklungen der vergangenen Monate geben ihm in dieser Befürchtung Recht, Manziel benötigt dringend Hilfe. Am 6. Dezember wird er 24 Jahre alt.

Der 2016er Schedule im Überblick

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