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Wenn Superman mit Power rennt

Quarterback Cam Newton ist ein wesentlicher Faktor im Running Game der Panthers
© getty
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3. Play Action und die Allzweckwaffe

Einer der schönsten Effekte eines guten Running Games sind die Wege, die sich dadurch im Passing Game öffnen. Hierbei ist dann auch gar keine sonderliche Kreativität notwendig - und das wissen die Panthers. Da die Defense bei einer (angetäuschten) Ballübergabe von Newton an seinen Running Back sowohl einen RB-Lauf, als auch einen Quarterback-Lauf befürchten muss, ist es nur logisch, dass sich Räume für die Receiver öffnen.

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Im Schnitt 31,2 Laufspielzüge pro Spiel verzeichnete Carolina in der Regular Season. Dementsprechend begannen Defenses früher oder später fast immer, mehr Spieler in der Nähe der Line of Scrimmage aufzustellen, um das Running Game zu stoppen. Sobald das passiert, bleibt häufig nur noch ein Safety in Coverage übrig und die Cornerbacks müssen Eins-gegen-Eins-Duelle gewinnen. Ein Play-Action-Spielzug, also eine angetäuschte Ballübergabe an den Running Back mit anschließendem Pass, kann daraus Kapital schlagen.

Die Panthers haben hier viel Erfolg mit Pässen über die Mitte: Receiver-Routes wie Slants für kurze oder Deep Crossing und Posts für längere Pässe funktionieren gut, weil die außen postierten Cornerbacks ohne Safety-Hilfe immer im Hinterkopf haben müssen, dass Newton einen langen Pass die Seitenlinie runter werfen könnte.

Mit einem schnellen Release nach innen haben die Receiver hier also einen klaren Vorteil, wenngleich Coach Ron Rivera, dessen Trainerstab über die Jahre zunehmend mehr Elemente aus Newtons College-Offense übernahm, offen zugibt: "Wenn man sieht, wie explosiv unsere Offense ist und wie unser Quarterback spielt - das ist wirklich etwas Besonderes." Ebenfalls sehr effizient hier: Comeback-Routes (ein Receiver läuft mehrere Yards nach vorne und kehrt dann wieder einige Schritte in Richtung der Line of Scrimmage zurück), wenn die Cornerbacks keine Press Coverage spielen und Abstand halten.

Allzweckwaffe Greg Olsen:

Im Schnitt verzeichnete Carolina in dieser Saison die sechstwenigsten Pässe pro Spiel. Keine Frage: Das Running Game ist das Rückgrat der Panthers-Offense. Kann man Carolina hier nicht stoppen, ist es schwer, die Offense irgendwie in den Griff zu bekommen. Doch gleichzeitig gilt, und das macht Newton und Co. so gefährlich: Die Panthers sind in der Lage, Gegner auch ohne Play Action und in offensichtlichen Passing-Situationen zu schlagen.

In Abwesenheit des verletzten Kelvin Benjamins hat sich hier Tight End Greg Olsen zu Newtons wichtigster Waffe entwickelt. Ein Viertel von Newtons Completions, 29 Prozent seiner Passing Yards und 20 Prozent seiner Passing-Touchdowns gingen in der Regular Season auf Olsen. Vor allem über die Seam-Route - der Passfänger sucht den Raum zwischen zwei Zonen, wenn der Gegner Zone-Coverage spielt - ist Olsen brandgefährlich, besticht gleichzeitig aber durch Vielseitigkeit.

Kein Panthers-Spieler hatte mehr Yards nach dem Catch als der Tight End (364), zudem hatte Olsen 20 Plays von mindestens 20 Yards. Doch nicht nur das: Olsen war fast exakt gleich häufig als möglicher Pass-Fänger und als Run-Blocker auf dem Platz. Diese Vielseitigkeit lässt den Gegner kaum irgendwelche Schlüsse aus Olsens Position vor dem Snap ziehen.

Zusammenfassung:

Carolinas Offense bereitet Defenses mit ihrer Einzigartigkeit Probleme. Cam Newton kann Gegner hinter einer hier überraschend guten O-Line auch als Passer aus der Pocket schlagen (ob über Route-Maschine Olsen oder über Ginn und Brown, die primär mit Geschwindigkeit glänzen), während er im Running Game aufgrund seiner Physis und des daraus resultierenden Stils und Schemes eine ungewöhnliche Bedrohung darstellt.

Hier ruht das Herz dieser Offense. Carolina hat Tight Ends und Running Backs, die blocken können und schafft es, einen Spielverlauf über sein Running Game zu diktieren. Und das auch in Form von Big Plays: 95 Big Plays (mindestens zehn Yards bei einem Run, mindestens 25 Yards bei einem Pass) hatten die Panthers in dieser Saison, davon waren 64 (!) Runs.

20 dieser Läufe gingen auf Newtons Konto, 24 auf Stewarts. Carolina hat seine Offense auf altbewährten Konzepten aufgebaut, gepaart mit Run-Schemes, die perfekt zu Newton und seinem Waffenarsenal passen. Es wird spannend zu sehen, ob Defensive Coordinator darauf in der kommenden Saison mehr Antworten haben - und wie Broncos-DC Wade Phillips Newton in Santa Clara verteidigt.

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