NFL

Guter Wein und ganz viel Schnee

Larry Fitzgerald und die Arizona Cardinals grüßen zur Saisonmitte von der Division-Spitze
© getty
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Der MVP: Tom Brady. Keine große Überraschung hier, der MVP-Award der ersten Saisonhälfte (und auch der am Jahresende, sollte nichts massiv Überraschendes mehr passieren) gehört ohne jeden Zweifel Tom Brady. Der Patriots-Quarterback spielt nicht nur statistisch (2.709 YDS, 22 TDs, 2 INT) eine herausragende Saison, es ist die ganze Art und Weise, wie der 38-Jährige New Englands Offense Woche für Woche aufs Feld bringt.

Der Week-9-Hangover: "Noooooooooooo!!!!!"

Vor allem die Variabilität ist dabei zu nennen. Egal welche Art von Defense der Gegner auf den Platz führt, Brady hat die Antworten. Ob weite Pässe auf Rob Gronkowski, die kaum zu verteidigenden Slants über die Mitte auf Julian Edelman oder aber die kurzen Pässe auf seine Running Backs (hier wird die schwere Verletzung von Dion Lewis besonders wehtun) - Brady tut, was er tun muss und das zum genau richtigen Zeitpunkt.

Bemerkenswert ist dabei auch, wie die Patriots ihren Division-Rivalen das Leben weiterhin schwer machen. Miami, die Jets und die Buffalo Bills haben viel Geld und Mühe investiert, um ihre jeweilige Defensive Line zu ihrer großen Stärke zu machen und New Englands Offense so den Zahn zu ziehen. Doch Brady zerstört diesen Plan kurzerhand mit einem unfassbar schnellen Release und guten Bewegungen außerhalb der Pocket. Das wird allerdings auch zunehmend unabdingbar, falls nach Nate Solder (Saisonaus) auch Tackle Sebastian Vollmer (Kopfverletzung) länger ausfällt.

Der Top-Coverage-Award: Cornerbacks in der heutigen NFL haben es nicht leicht (auch wenn es bei Carolinas Josh Norman, heißer Anwärter auf den Titel des Defensive Players des Jahres, ganz danach aussieht). Die Regeländerungen der vergangenen Jahre helfen weitestgehend allesamt dem Passing Game, Receiver genießen immer mehr Narrenfreiheit und dürfen immer weniger berührt werden. Defensive Backs müssen also in jeder Szene höllisch aufpassen, während sie gleichzeitig Weltklasse-Athleten verfolgen. All das gilt es also, im Hinterkopf zu behalten, wenn man sich den tapferen Versuch von Saints-Cornerback Delvin Breaux zu Gemüte führt...

Der größte Lacher: Der Colts Fake-Punt. Gegen New England nichts unversucht zu lassen und auch auf unkonventionelle Ideen zu setzen, ist grundsätzlich der richtige Ansatz - zu stark sind diese Patriots derzeit. Es aber mit Receiver Griff Whalen und Safety Colt Anderson im Alleingang per Fake-Punt zu versuchen? Mutig, nett ausgedrückt.

"Es war ein Kommunikationsfehler", betonte Whalen, der den Snap wohl nie hätte durchführen sollen, anschließend und auch Colts-Defensive-End Björn Werner deckte in seiner SPOX-Kolumne auf, dass der Spielzug verletzungsbedingt zusätzlich erschwert wurde. "Wir hatten die falsche Formation und die Kommunikation hat nicht geklappt", musste auch Coach Chuck Pagano konstatieren. Mit "Fourth and Dumb" hatte die Szene schnell ihren Namen weg. Der Platz im Saison-Archiv ist ihr ebenfalls sicher.

Das Hadern mit dem Schicksal: Die Verletzungen von Andrew Luck, Dion Lewis und Le'Veon Bell wurden bereits thematisiert - doch die drei sportlichen Schwergewichte sind längst nicht die einzigen Stars, die uns für den Rest der Saison, oder wie im Fall Luck für mehrere Wochen, fehlen werden. Arian Foster, Jamaal Charles, Keenan Allen, Steve Smith und Cameron Wake wären nur einige der Namen, die es hier zu nennen gilt.

Dazu kommen Kelvin Benjamin und Jordy Nelson, die den Rasen in dieser Spielzeit gar nicht erst betreten haben. Immerhin: Dez Bryant ist bereits zurück und auch Tony Romo wird in dieser Saison wohl noch eingreifen, um das NFC-East-Rennen womöglich nochmals spannend zu machen - falls die Cowboys jetzt auch endlich ein paar Spiele ohne ihn gewinnen. Unbeeindruckt trotz alledem, weiterhin auf einem guten Weg und kerngesund dagegen: Das Football Baby!

Der Division-Prügelknabe: In jeder Saison gibt es sie. Diese eine Division, die klar hinter dem Rest der Liga ist und die alljährliche Diskussion befeuert: Sollten Division-Sieger automatisch das Playoff-Heimrecht in der Wildcard-Runde haben? Wollen wir, analog zu den 7-8-1-Panthers der Vorsaison, ein Playoff-Spiel in Indianapolis sehen, wenn die Colts am Ende mit vielleicht gar nur sechs Siegen die Division gewinnen? (Ja wollen wir, weil die Divisions ihren Sonderstatus behalten sollen.)

NFL-Offenses unter der Lupe: In der Vielfalt liegt die Kraft

Der geneigte Leser merkt bereits: Der diesjährige Division-Prügelknabe ist die AFC South! Der unerwartete Sieg der Colts über die Broncos am Sonntag war für diese These zwar kontraproduktiv, doch Lucks Verletzung, so schlecht er insgesamt bislang auch gewesen sein mag, hält mit Tennessee und Jacksonville sogar zwei Teams, die bei zwei Siegen und sechs Pleiten (!) stehen, im ernsthaften Rennen um die Division-Krone. Weder die Jags, noch die Titans, gleiches gilt auch für die 3-5-Texans, haben sich bis dato alles in allem mit Ruhm bekleckert, soviel ist klar.

Leute die diese Division trotz allem interessant und sehenswert machen? J.J. Watt, Titans-QB Marcus Mariota sowie Jacksonvilles Receiver-Duo bestehend aus Allen Robinson und Allen Hurns. Jedes Team hat noch zwei Division-Spiele auf dem Programm, also bleibt alles weiter offen. Und die Diskussion dürfte in rund sieben Wochen neu entfacht werden.

Abschließend bleibt nur zu sagen: Die erste Hälfte ist schon wieder rum - aber uns steht auch in der zweiten Saisonhälfte noch viel, viel guter Football bevor. Und dann gibt es ja auch noch diese Playoffs...daher hält es SPOX ganz mit Captain Kirk:

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