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Ein Punt als Statement

Bears-Coach John Fox überzeugte in Seattle nicht gerade mit aggressivem Play-Calling
© getty
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Flop der Woche: Colin Kaepernick. Auswärts gegen ein heiß laufendes Cardinals-Team ging San Francisco ohnehin schon eher als Außenseiter in die Partie. Kaep sorgte dafür, dass auch jede noch so kleine Hoffnung früh zu den Akten gelegt werden konnte: Innerhalb der ersten 5:57 Minuten warf Kaepernick bei fast identischen Spielzügen zwei Interceptions, die Arizonas Defense in die Endzone trug.

Seit 1925 hat kein Quarterback das schneller geschafft und 1925 auch nur, weil vorher keine zuverlässigen Statistiken geführt wurden. Betrachtet man sich den Football-Stil der Zeit, ist davon auszugehen, dass bei vielen Spielen in den ersten sechs Minuten nicht einmal zwei Pässe geworfen wurden. Zwei Pick Six in einem Spiel hat sich zudem kein Niners-Quarterback seit Steve DeBerg 1980 geleistet.

"Ich habe alle Anstrengungen meiner Mitspieler heute egalisiert", gab Kaep anschließend immerhin zu und von Coach Jim Tomsula gab es trotzdem Rückendeckung: "Ich glaube an Colin Kaepernick. Ich glaube, er hat die Voraussetzungen, um ein wirklich guter Quarterback zu sein." Ein QB-Tausch sei darüber hinaus nicht geplant - und doch fordern so manche 49ers-Fans inzwischen tatsächlich Blaine Gabbert. Ja, es ist viel Zeit vergangen, seitdem Kaepernick die Liga im Sturm erobert hat.

Big Point der Woche: Der Colts-Sieg in Tennessee. Man konnte fast meinen, Indianapolis hätte gerade den Super Bowl gewonnen, als Coach Chuck Pagano nach dem knappen Sieg in Tennessee zu seiner Kabinen-Ansprache ansetzte. Von "einem der wichtigsten Siege" seiner Karriere sprach Pagano dabei, ein Sieg, "an den ich mich für den Rest meines Lebens erinnern werde".

"Und ich sage euch: Das ist mehr als ein Football-Spiel. Hier geht es um das Leben und darum, seine Lektionen zu lernen. Ihr könnt alles erreichen, was ihr wollt. Alles", fuhr Pagano fort. Was aber tatsächlich und ganz ohne Pathos passiert war: Die Colts hatten nach zwei enttäuschenden Pleiten soeben ihr erstes Saisonspiel gewonnen und das auswärts bei einem Division-Rivalen.

Dabei war noch immer längst nicht alles gut, vielmehr musste Andrew Luck die vorher so hochgelobte Offense erneut zu einem Comeback-Sieg führen, weil die Titans früh dominierten. Indianapolis ist bei Weitem nicht da, wo nahezu jeder Experte das Team vor der Saison gesehen hatte. Und so manche Medien spekulieren gar, dass Paganos Job auf dem Spiel steht - immerhin läuft sein Vertrag aus und intern soll es kräftig knirschen. Insofern ist seine Rede dann fast schon wieder nachvollziehbar...

Das Roundup vom Sonntag: Rekord-Brady, Big Ben verletzt

Drive der Woche: Der letzte TD-Drive der Panthers. Das Schlussviertel hatte gerade angefangen, Carolina führte knapp mit 20:16 im Division-Duell mit New Orleans. Was folgte, war der ausbalancierteste Drive des Spiels - gekrönt mit der Vorentscheidung.

Cam Newton bediente sich mehrerer kurzer Pässe, zudem funktionierte das Running Game über Stewart und Tolbert gut. Die Saints hatten keine Antworten und aus 13 Yards riss Newton das Zepter an sich und lief scheinbar mühelos in die Endzone. Die Saints antworteten zwar nochmals mit einem Touchdown, mussten sich ob des Rückstandes aber in der Folge dennoch intensiv auf McCown und das Passing Game stützen.

Das erlaubte es der Panthers-Defense, das Spiel mit einem spektakulären Pick zu beenden. Carolina steht so bei drei Siegen aus den ersten drei Spielen und hat erneut alle Chancen auf den Division-Titel.

Verletzung der Woche: Ben Roethlisberger. Nach Drew Brees, Tony Romo und Jay Cutler hat es am Sonntag den nächsten Quarterback erwischt: Roethlisberger verletzte sich in St. Louis, als er von Mark Barron sehr heftig und unglücklich am Knie erwischt wurde. Barron entschuldigte sich anschließend, dennoch ging prompt die Angst vor dem Kreuzbandriss um.

Zumindest hier gab es leichte Entwarnung: Big Ben hat sich offenbar nur leicht verletzt, dennoch wird er für "mehrere Wochen" (Head Coach Mike Tomlin) ausfallen. Das stellt die Steelers vor Probleme: Zwar kann Le'Veon Bell das Team über das Running Game tragen. Doch Roethlisbergers 10 Yards pro Passversuch werden in einer der explosivsten Offenses der Liga fehlen, zumal Center Maurkice Pouncey ebenfalls noch länger ausfällt.

Jetzt muss also Michael Vick dafür sorgen, dass Pittsburgh noch Chancen auf die Postseason hat, wenn Roethlisberger zurückkommt - und darf damit gleich am Donnerstag gegen Baltimore anfangen. Es sei "nicht das erste Mal", dass Vick unerwartet plötzlich ran muss, betonte Tomlin bereits. Allerdings: Als Vick in der Vorsaison Geno Smith in New York ersetzen sollte, enttäuschte er (ähnlich wie in St. Louis am Sonntag). Anschließend gab er damals zu: "Vielleicht war ich nicht ausreichend vorbereitet." Jetzt darf Vick beweisen, dass er daraus gelernt hat.

Unmittelbar vor dem Karriereende... steht ganz offensichtlich Lamar Miller. Was der Running Back der Miami Dolphins, im Vorjahr noch die Speerspitze in einer der effizientesten Running Offenses der Liga, genau verbrochen hat, ist unklar. Aber irgendetwas muss er getan haben - anders ist kaum zu erklären, dass Miller, der seine Knöchelprobleme rechtzeitig in den Griff bekommen hatte, nach drei Spielen lediglich 30 Rushing-Versuche auf dem Konto hat.

Jede Woche wurden es zudem bislang je drei weniger und gegen Buffalo verzeichnete Jonas Gray (9) mehr als Miller (7). Es scheint, als würde Coach Joe Philbin (nach diesem Saisonstart ein heißer Kandidat auf die erste Trainerentlassung) Miller nach wie vor nicht recht vertrauen, so dass Center Mike Pouncey zum Wochenbeginn öffentlich monierte: "Wenn wir nicht laufen, geben wir uns selbst keine Chance."

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