NFL

Die Turnover-Könige aus NYC

Andrew Luck (M.) unter Beschuss: Die Jets-Defense machte dem Quarterback das Leben schwer
© getty

Dank einer überragenden Defensivleistung haben die New York Jets auch ihr zweites Saisonspiel gewonnen. Im Monday Night Game bezwang "Gang Green" die Indianapolis Colts (0-2) auswärts mit 20:7. Auch Star-Quarterback Andrew Luck fand kein Mittel gegen die Jets, die insgesamt fünf Ballverluste provozierten und nur im Schlussviertel kurz wackelten.

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Nachdem die Colts wie schon gegen Buffalo in Halbzeit eins ohne Punkt blieben, bot sich Neuzugang Frank Gore (57 YDS) die Großchance nach dem Seitenwechsel - allerdings fumbelte der Running Back auf der Goalline und verlor den Ball. Mit einem guten Drive zu Beginn des letzten Viertels konnte Luck (21/37, 250 YDS, TD, 3 INT) zwar zum 7:10 verkürzen, seine dritte Interception verhinderte jedoch wenig später eine erfolgreiche Aufholjagd - die Defense der Jets war einfach zu stark.

Auch die Offensive der Gäste steuerte ihren Teil zum Sieg bei. Quarterback Ryan Fitzpatrick (244 YDS, 2 TDs, INT) lieferte eine souveräne Leistung ab und konnte sich dabei vor allem auf seine Receiver Eric Decker (97 YDS, TD) und Brandon Marshall (101 YDS, TD) verlassen.

Mit dem Sieg bleiben die Jets auf Tuchfühlung zu den ebenfalls noch ungeschlagenen Patriots - am kommenden Sonntag empfängt man die kriselnden Philadelphia Eagles. Indianapolis muss nach Tennessee reisen.

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Die Reaktionen:

Brandon Marshall (Wide Receiver Jets): "Der Sieg war nicht besonders schön anzuschauen, aber wir nehmen ihn. Wir haben noch viel Arbeit vor uns."

Andrew Luck (Quarterback Colts): "Die Turnover sind ein dringendes Problem. Ich will die Leistung der Jets-Defense nicht kleinreden, aber wir machen uns das Leben mit Strafen und Turnovern selbst schwer. So ist es schwer, Spiele zu gewinnen."

Darrelle Revis (Cornerback Jets): "Es ist Montagabend, auf einer großen Bühne, da wussten wir, welche Art von Spiel uns erwartet. Als Secondary wollen wir so gut sein wie nur irgend möglich, die beste Passverteidigung der Liga. Das wollen wir da draußen zeigen."

Chuck Pagano (Head Coach Colts): "Siege sind in dieser Liga immer schwer, und besonders dann wenn man fünf Turnover, elf Penalties und 0/5 bei Third Downs steht."

Der Spielfilm:

Vor dem Kick-Off: Nach der Pleite gegen Buffalo bekommen es die Colts mit einer weiteren starken Defense zu tun. Die eigene Defense soll von Pass Rusher Robert Mathis in Schwung gebracht werden, der die komplette vergangene Saison verpasst hatte und nun sein Debüt gibt. Auch der angeschlagene TY Hilton ist dabei, allerdings ist die Secondary unterbesetzt.

Die Jets müssen auf Wide Receiver Devin Smith verzichten, dafür kann Running Back Chris Ivory spielen. Quarterback ist weiter Ryan Fitzpatrick, da Geno Smith verletzt fehlt.

9.: Besserer Start für die Gäste! Durch den Pass Rush bedrängt, flattert ein Pass von Luck gerade so, dass Receiver Andre Johnson nur eine Hand an den Ball bringt. Der abgefälschte Pass landet in den Händen von Jets-Safety Calvin Pryor. Aus der exzellenten Position findet Fitzpatrick wenig später Eric Decker völlig frei durch die Mitte. Touchdown, 7:0 Jets!

22.: Offensiv fällt den Colts gegen die geballte Power der New Yorker D-Line nicht viel ein - und in der Verteidigung leistet sich ausgerechnet Cornerback Vontae Davis gleich mehrere Fehler gegen Brandon Marshall. Doch als Fitzpatrick seinen Receiver mit einem langen Pass bedienen will, ist Davis da - und tippt den Ball in die Hände von Teamkollege Mike Adams. Ist das der so dringend benötigte Weckruf? Weiter 7:0 New York.

30.: Shutout! Punktlos gehen die Colts in die Kabine, und da war noch mehr drin für die Gäste. Weil Luck seinen Two-Minute-Drill vor der Halbzeit mit einem Fumble beendet, haben die Jets die Chance auf weitere Punkte und versuchen es mit einem Field Goal. Nick Folk läuft an - und trifft nur die rechte Stange. 10:0 Jets.

40.: Oh no! Fast zehn Minuten dauert der Eröffnungsdrive der Colts, die das Feld heruntermarschieren und sich weder vom Pass Rush, noch von Penalties beeindrucken lassen. Bei Third-and-Goal bekommt dann Neuzugang Frank Gore das Leder von Andrew Luck - aber er kann die Übergabe nicht kontrollieren, der Ball spritzt fast genau auf die Markierung der Endzone, wo ihn Darrelle Revis sichert. 19 Spielzüge, null Punkte. Unfassbar. Weiter 10:0 Jets.

50.: Die Jets spielen in der Offensive extrem zaghaft, immer wieder geht der Ball an Andrew Luck. Und plötzlich kommen die Pässe an! 27 Yards auf Hilton, 25 auf Phillip Dorsett - und noch einmal 26 Yards auf Donte Moncrief. Der lässt gleich mehrere Gegenspieler alt aussehen und rennt ins Glück! 10:7 Jets!

56.: Das dürfte es gewesen sein: Nachdem die Jets-Offense aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht und ohne große Mühe ihrerseits zum Touchdown durch Brandon Marshall marschiert, wirft Luck seine dritte Interception des Tages. 17:7 J-E-T-S!

Der Star des Spiels: Darrelle Revis. Die "Revis Island" tut schon in den ersten Wochen im Jets-Jersey alles dafür, ihren neuen Vertrag zu rechtfertigen. Revis gilt nicht umsonst als bester Cornerback der Liga: Er hatte nur selten das Nachsehen gegenüber dem ihm zugeteilten Receiver und großen Anteil daran, dass TY Hilton (45 YDS) fast überhaupt nichts gelang. Auch sonst war er zur richtigen Zeit am richtigen Ort: eine Interception und gleich zwei gesicherte Fumbles machen ihn zum Mann des Spiels.

Der Flop des Spiels: Andrew Luck. In gewisser Weise war der Quarterback auch die ärmste Sau: Hinter einer löchrigen Offensive Line und zugestellten Receivern fehlten dem 26-Jährigen die Mittel, zumal sich Tight End Dwayne Allen auch noch verletzte und in der Kabine blieb. Trotzdem muss von einem Mann, der in den nächsten Jahren vermeintlich den Mantel des besten QBs der Liga überstreifen soll, mehr kommen: Der Fumble vor der Halbzeit geht auf sein Konto, bei den drei Interceptions trifft ihn zumindest eine Teilschuld. Mitreißen konnte er an diesem Abend weder seine Mitspieler noch die lethargischen Zuschauer.

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Das fiel auf:

  • Bei den Arizona Cardinals hatte sich Todd Bowles in der vergangenen Saison durch eine aggressive Defense und exotische, risikoreiche Blitzes einen Namen gemacht. Das brachte ihm schließlich den Head-Coaching-Job bei den Jets ein. Mit einer derart talentierten, phyisch imposanten Defense kann er seine Kreativität nun voll ausleben - und das bekam Andrew Luck zu spüren. Immer wieder schickte Bowles mehr als vier Pass Rusher los, sogar die Cornerbacks. Luck hatte so kaum Zeit in der Pocket und wurde oft getroffen. Die meisten anderen Quarterbacks wären wohl mehrfach gesackt worden. Luck dagegen? Elf QB Hits, aber kein einziger Sack. Stellt sich nur die Frage: Wäre der Sack im Vergleich zu den Interceptions nicht sogar die bessere Wahl gewesen?
  • Auch eine lebende Kicker-Legende wie Adam Vinatieri kann dem Alter nicht ewig davonlaufen. Ist es dieses Jahr soweit? Der 42-Jährige setzte schon zum Saisonauftakt in Buffalo einen Versuch daneben, und gegen die Jets machte er da weiter. Aus 29 Yards traf er in Halbzeit eins nicht zwischen die Pfosten - das ist näher als beim neuen Extrapunkt. Zuletzt hatte er aus dieser Distanz 2007 verschossen...
  • Vontae Davis gehört für viele Experten zu den besten Cornerbacks der Liga. An diesem Montag lag es an ihm, die Secondary der Colts anzuführen, fehlten mit Greg Toler, Darius Butler und D'Joun Smith doch gleich drei (!) weitere Cornerbacks. Es wurde jedoch eine gebrauchte erste Halbzeit für Davis, der das Duell mit Brandon Marshall gleich mehrfach verlor. Zu allem Überfluss musste er mit Verdacht auf Gehirnerschütterung zur Halbzeit raus. Kein Wunder also, dass Ryan Fitzpatrick, der in bisher fünf Stationen in der NFL nicht einmal eine auch nur ausgeglichene Bilanz erreicht hatte, so gut aussah.
  • Wie stark die Offensive der Jets auf lange Sicht sein wird, bleibt noch abzuwarten. In Sachen Defense kann man bereits ein Urteil wagen: Spitzenklasse! Die Front Seven macht es dem Quarterback und dem gegnerischen Running Game schwer, die Secondary ist auch abseits von Revis mit Buster Skrine und Calvin Pryor stark besetzt. Schon zum zweiten Mal in dieser Saison fünf Turnover provoziert - es geht also auch ohne Rex Ryan!

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