NFL

Hartes Exempel oder teurer Fehler?

Von Adrian Franke
Tom Brady wurde von der NFL für vier Spiele gesperrt
© getty
Cookie-Einstellungen

Was wirft die Liga den Pats und Brady vor?

Die monatelangen Untersuchungen hatten schließlich ergeben, "dass Jim McNally, der offizielle Verantwortliche für die Patriots-Kabine, und John Jastremski, ein Ausrüstungsassistent der Patriots, daran beteiligt waren, vorsätzlich Luft aus den Patriots-Spielbällen zu lassen, nachdem diese von den Schiedsrichtern untersucht worden waren. Basierend auf den Beweisen sind wir außerdem der Meinung, dass es wahrscheinlich ist, dass Tom Brady zumindest generell von den unangebrachten Aktivitäten von McNally und Jastremski wusste."

Die Patriots-Mitarbeiter sollen bewusst Luft aus den Spielbällen gelassen haben, nachdem die Refs diese inspiziert hatten. Ein Regelverstoß, da die Bälle nicht mehr bearbeitet werden dürfen, nachdem die Schiedsrichter sie kontrolliert haben. Bradys Rolle ist dabei das große Fragezeichen: Er soll nach Meinung von Chef-Inspektor Ted Wells "wahrscheinlich" davon gewusst haben, womöglich geschah es sogar auf seine Anordnung.

Brisant ist dabei neben dem eigentlichen Vorwurf vor dem Hintergrund des harten Urteils primär ein Aspekt: Bradys tatsächlichen Einfluss oder seine (Mit-)Schuld konnte der Bericht nicht nachweisen - nach wie vor gibt es damit keinen definitiven Beweis, dass Brady etwas mit der Sache zu tun hat, auch wenn die vorliegenden SMS-Auszüge mehrerer Gespräche zwischen McNally und Jastremski den Verdacht nahelegen.

"Tom ist scheiße...ich mache aus dem nächsten Ball einen verdammten Ballon", schrieb McNally etwa, Jastremski antwortete: "Ich habe gestern mit ihm gesprochen. Er sprach auch über dich und sagte, dass du Probleme damit haben musst, sie richtig vorzubereiten."

Einige Tage später deutete McNally direkt auf Gefälligkeiten von Brady hin, als er seinem Kollegen schrieb: "Du solltest lieber Bares und neue Schuhe dabei haben. Sonst ist es am Sonntag ein Rugby." Brady schrieb Jastremski mehrere auffällige Nachrichten - ohne aber eine direkte Beteiligung zu bestätigen.

Wells' 243-seitiger Bericht lässt gleichzeitig viele Fragen offen. Unter anderem gibt es Unklarheiten was die Messgeräte für den Luftdruck angeht: Zwei waren bei dem Spiel vor Ort und beide zeigten bei den zur Halbzeit gemessenen Bällen deutlich unterschiedliche Ergebnisse an. Laut einem der beiden Messgeräte wären auch drei der vier getesteten Colts-Bälle zu schwach aufgepumpt gewesen.

Referee Walt Anderson war sich nicht mehr sicher, welches er vor dem Spiel verwendet hat. Ein kritisches Detail, denn falls er das Messgerät vor dem Spiel verwendet hat, das die höheren Ergebnisse anzeigte, läge womöglich kein Regelverstoß vor. Mehrfach scheint sich der Bericht schlicht in Vermutungen zu flüchten.

Die harte Strafe lässt sich deshalb vor allem mit Indizien begründen: McNally verstrickte sich in Widersprüche, was seinen Aufenthalt in der Toilette anging. Die SMS, in denen sich McNally als "Deflator" bezeichnet, können als Indiz gedeutet werden - und sie begannen schon Monate vor dem Spiel gegen die Colts. In Einzelbefragungen widersprachen sich Brady und Jastremski, die nach den ersten Meldungen im Januar mehrere lange Telefongespräche führten, teilweise.

Doch ein weiterer Aspekt spielte für die Liga eine große Rolle: Die Verantwortlichen waren, wie aus einem Statement im Bericht hervorgeht, mit der mangelnden Kooperation der Patriots extrem unzufrieden.

Seite 1: Worum geht es beim Deflate-Gate?

Seite 2: Was wirft die Liga den Pats und Brady vor?

Seite 3: Warum ist die Strafe so hart ausgefallen?

Seite 4: Welche sportlichen Folgen hat das Urteil?

Seite 5: Wie können Brady und die Patriots reagieren?

Artikel und Videos zum Thema