NFL

Mit neuen Schemes auf Rekord-Kurs

Von Adrian Bohrdt
Die Kansas City Chiefs haben einen beeindruckenden Start hingelegt
© getty

Sie sind dominant, gefährlich in allen Bereichen und der Schrecken der Quarterbacks: Die Kansas City Chiefs sind die Sack-Monster der diesjährigen NFL-Saison, Garant für den 7-0-Start und könnten gleich mehrere Rekorde pulverisieren. Das Geheimnis liegt in der Bedrohung aus allen Richtungen, neuen Schemes - und einem allumfassenden Hunger.

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Die Chiefs-Fans im Arrowhead sehen die letzten zwei Minuten im Duell mit den Houston Texans. Das Spiel gegen Rookie-Quarterback Case Keenum steht überraschenderweise noch auf der Kippe, nur mit einem Punkt führt Kansas City. Der Snap kommt, Keenum hält den Ball kurz und wird von Tamba Hali von hinten umgerissen. Der Rookie verliert den Ball, die Chiefs holen ihn sich an der 1-Yard-Line - Game Over.

Es war der fünfte Sack für Kansas City in dieser Partie. Abermals dominierte die Defense und sicherte den Sieg, nachdem sich die eigene Offense einige Turnover geleistet und die Defense damit zum finalen Drive aufs Feld geschickt hatte.

"Keinem Gegner gelang mehr als 17 Punkte gegen uns. Wir als Defense wollen, dass dieser Druck auf uns lastet", betonte Linebacker Derrick Johnson, dem gegen Houston der dritte Sack innerhalb von zwei Spielen gelang: "Hier gibt es viele Mäuler zu stopfen. Jeder hier ist hungrig, jeder ist durstig. Wir sind noch längst nicht fertig."

Houston: "Würde Sack-Rekord gerne brechen"

Bei tiefergehender Betrachtung lässt sich das schnell besätigen. 35 Sacks verzeichnet Kansas City nach den ersten sechs Spielen und hat damit den eigenen Saisonwert aus dem kompletten Vorjahr (27) längst übertroffen. Outside Linebacker Justin Houston hat daran den größten Anteil: Der 24-Jährige hat mit zehn Sacks die ligaweit zweitmeisten auf dem Konto und meldete schon nach dem 28:2-Sieg in Jacksonville am ersten Spieltag große Ansprüche an: "Ich würde den Sack-Rekord gerne brechen."

Den hält im Moment noch Michael Strahan, 2001 gelangen ihm für die Giants 22,5 Sacks. Sollte Houston seinen derzeitigen Schnitt aufrechterhalten, würde er diesen Rekord am Saisonende mit rund 23 Sacks einstellen. Betrachtet man die Vielseitigkeit der Chiefs-Passrusher, wird schnell klar, warum dieses Ziel für Houston keineswegs unerreichbar ist: Gegner können sich nicht auf den 24-Jährigen alleine konzentrieren, weil die gesamte Defense Druck ausübt.

Neben Houston gelangen Linebacker-Kollege Tamba Hali bereits neun Sacks, die viertmeisten insgesamt. Außerdem verzeichnet Safety Eric Berry die fünftmeisten Sacks unter Defensive Backs (1,5) und Nose Tackle Dontari Poe die achtmeisten unter Defensive Linemen (4,5). Poe ist gleichzeitig der einzige Nose Tackle der NFL in der Top-30 was Sacks von Defensive Linemen angeht.

Hali: "Ein Verdienst der Trainer"

Insgesamt hatten bereits elf verschiedene Chiefs-Spieler Anteil an einem Sack, was das Rezept des erfolgreichen Pass-Rushs unterstreicht: Die gegnerische Offensive Line weiß oftmals nicht, auf wen sie sich konzentrieren soll, Druck kommt über außen genauso wie durch die Mitte. "Es liegt an den Trainern, das versichere ich Ihnen", hat Hali eine simple Erklärung parat: "Wir hatten letztes Jahr, bis auf einige Jungs, das gleiche Team, und haben jetzt so viel Erfolg. Also ist es ein Verdienst der Trainer."

Tatsächlich hat der neue Defensive Coordinator Bob Sutton an einigen Schrauben gedreht und vor allem die Schemes so geändert, dass sie den Stärken der einzelnen Spieler deutlich besser entsprechen, wenngleich an der 3-4-Defense festgehalten wurde.

So profitieren Hali und Houston davon, dass sie die gegnerische O-Line meist von außen, anstatt wie im Vorjahr durch die Mitte, angreifen dürfen, während die Linemen durch den so entstehenden Platz mehr Druck in der Mitte ausüben. Die Defense der Chiefs spielt dabei insgesamt aggressiv, kommen aber oft ohne Blitz zum gegnerischen Quarterback - Kansas City rushte bei 21 der ersten 30 Sacks mit vier oder weniger Spielern.

Showdown gegen Denver

Dieser Veränderungen könnte am Saisonende in einem neuen Team-Rekord gipfeln: Setzen die Chiefs ihre Quarterback-Jagd fort und halten den Schnitt aufrecht, stehen sie am Saisonende bei rund 80 Sacks. Damit würde Kansas City den Rekord der 84-er Chicago Bears von 72 Sacks pulverisieren.

Die Chance, dass das gelingt, scheint gar nicht allzu schlecht. Neben dem Rückspiel gegen die Raiders, die ligaweit die drittmeisten Sacks zugelassen haben, geht es unter anderem noch gegen Buffalo und Cleveland - beide rangieren unter den sechs schlechtesten Teams der Liga in dieser Kategorie.

Allerdings kommen auch noch echte Division-Brocken auf Kansas City zu. Zwei Mal müssen Poe, Hali und Co. noch gegen San Diego ran, das die fünftwenigsten Sacks der Liga zugelassen hat. Außerdem stehen noch zwei Duelle mit den Denver Broncos an. Die ließen erst neun Sacks gegen Peyton Manning zu, kein Team ist hier besser - es erscheint allerdings keineswegs ausgeschlossen, dass die Sack-Monster aus Kansas City auch in diesem Spiel das letzte Wort haben werden.

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