NFL

Verschwörung gegen den Champion?

Von Florian Regelmann
Steelers-Linebacker LaMarr Woodley hat in dieser Saison schon 11,5 Sacks auf dem Konto
© Getty

Pittsburgh braucht Schützenhilfe, um in die Playoffs einzuziehen, wird sie aber wohl kaum bekommen (19 Uhr im LIVESCORE). In Minnesota herrscht Panik, in Dallas gibt es den Kracher - und in New York kommt es zu Pacquiao-Mayweather II.

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Der letzte Spieltag der Regular Season sorgt in jedem Jahr für Kopfzerbrechen. Wer kommt in die Playoffs? Wer sichert sich die Freilose? Wer muss in den Urlaub?

Auch diesmal wird es nicht ohne Rechenschieber gehen. Schuld daran ist nicht die NFC. Hier sind alle sechs Playoff-Tickets vergeben. Schuld ist die AFC, in der es völlig wild zugeht. Für die Denver Broncos gibt es beispielsweise zehn verschiedene Szenarien, wie sie noch in die Playoffs kommen können.

Die spannendsten Spiele am letzten Spieltag:

Miami Dolphins (7-8) - Pittsburgh Steelers (8-7) - Sonntag, 19 Uhr

Vor zwei Wochen rettete die Steelers gegen Green Bay ein magischer Wurf in der letzten Sekunde von Ben Roethlisberger, vor einer Woche rettete die Steelers die Unfähigkeit der Baltimore Ravens (Penaltys/Derrick Mason). Fakt ist: Der Champion, der nach fünf teilweise erschütternden Niederlagen tot schien, ist vor dem letzten Spieltag immer noch am Leben.

Und die ganze NFL weiß, dass Pittsburgh in den Playoffs ein extrem gefährlicher Gegner wäre, gegen den niemand gerne spielen will. Vor allem, wenn Superstar-Safety Troy Polamalu wieder fit sein sollte. Nun ist die Ausgangslage aber so, dass die Steelers eine Menge Hilfe brauchen, um in die Playoffs zu kommen. Ein mögliches Szenario: Pittsburgh gewinnt in Miami - und sowohl die Texans als auch die Jets verlieren ihre Partien. Dann wären die Steelers dabei.

Das große Problem: Die Texans (gegen New England) und Jets (gegen Cincinnati) spielen gegen Teams, für die es praktisch um nichts mehr geht. Es entscheidet sich nur noch, wer in der AFC auf Position drei in die Postseason startet. Wirklich nicht so entscheidend.

Und so ist die Frage erlaubt, ob New England und Cincinnati nicht die Gelegenheit nutzen und absichtlich ihre Spiele verlieren, um Pittsburgh nicht in die Playoffs kommen zu lassen. Steelers-Star-Linebacker LaMarr Woodley ist sich sicher, dass es so kommen wird und wittert eine Verschwörung: "Sie werden ihre Spiele abschenken. Niemand will uns in den Playoffs sehen. So ist es einfach."

Minnesota Vikings (11-4) - New York Giants (8-7) - Sonntag, 19 Uhr

Anfang Dezember war in Minnesota noch alles in bester Ordnung. Nach einem klaren Sieg gegen Chicago stand die Bilanz der Vikings bei 10-1, Brett Favre war der King der NFL und die meisten Experten sahen Minnesota schon im Super Bowl. Einen Monat später sieht die Welt ganz anders aus.

Die Vikings haben drei ihrer letzten vier Spiele verloren - es herrscht Panik. Seitdem sich Favre und Brad Childress während der Pleite in Carolina an der Seitenlinie ein heftiges Wortgefecht lieferten, gibt es in den USA fast kein größeres Thema mehr als die kaputte Beziehung zwischen Quarterback und Headcoach. Der Knackpunkt: Childress wollte Favre aus dem Spiel nehmen, um ihn zu schützen, Favre wollte aber weiterspielen. Und Favre machte klar, dass in Minnesota nur einer das Sagen hat - und das ist nicht der Coach, sondern er.

Die Brett-Chilly-Saga überstrahlt, dass die Vikings aber noch ganz andere Probleme haben. Star-RB Adrian Peterson leistet sich viel zu viele Fumbles, die Defense ließ sich im Monday Night Game von Jay Cutler fertig machen. Die Vikings hoffen, dass sie im heimischen Metrodome, wo sie noch ungeschlagen sind, wieder in die Spur kommen.

Um noch ein Freilos zu ergattern, muss Minnesota aber selbst bei einem Sieg hoffen, dass Philadelphia in Dallas verliert. Zu den Giants gibt es nicht viel zu sagen: Die sind seit ihrem peinlichen Versagen vor einer Woche einfach nur froh, wenn die Saison vorbei ist.

Houston Texans (8-7) - New England Patriots (10-5) - Sonntag, 19 Uhr

Zum ersten Mal in ihrer achtjährigen Franchise-Geschichte haben die Houston Texans am letzten Spieltag noch die Chance, in die Playoffs einzuziehen.

Dafür muss ein Sieg gegen New England her - und dafür müssen aus dem Trio Broncos, Jets und Ravens zwei Teams verlieren. Eher unwahrscheinlich, aber sicher nicht unmöglich.

Texans-Quarterback Matt Schaub (4467 Yards, 27 TD, 14 INT) hat sich zu einem der besten Quarterbacks der NFL entwickelt und hätte sich eine Nominierung in den Pro Bowl durchaus verdient gehabt. Zusammen mit Star-Receiver Andre Johnson (1505 Yards) bildet Schaub statistisch gesehen das beste Offensiv-Duo der Liga.

Bei den Patriots bleibt die Frage, wie viel Einsatzzeit Tom Brady, Randy Moss und Co. bekommen werden. Brady soll wohl ganz normal spielen, aber Coach Bill Belichick gibt sich in seiner typischen Art und Weise kryptisch: "Wer spielt, spielt. Wer nicht spielt, spielt nicht." Aha.

Oakland Raiders (5-10) - Baltimore Ravens (8-7) - Sonntag, 22.15 Uhr

Obwohl die Ravens in Pittsburgh eine ganz bittere Niederlage einstecken mussten, haben sie weiterhin alles in der eigenen Hand. Bei einem Sieg in Oakland steht Baltimore in den Playoffs.

So einfach, wie das klingen mag, wird es aber kaum sein. Die Raiders haben in dieser Saison schon eindrucksvoll bewiesen, dass sie zum Stolperstein werden können. So gewann Oakland sowohl in Pittsburgh als auch in Denver, warum soll Oakland also nicht auch gegen Baltimore gewinnen?

Eine mögliche Antwort: Weil die Ravens Ray Rice haben. Nur Titans-Star Chris Johnson hat mehr Yards auf dem Konto als Rice.

Der Running Back dürfte die schwache Run-Defense der Raiders vor große Probleme stellen. Ein wichtiger Faktor werden außerdem die Penaltys sein. Niemand kassiert mehr Strafen als Baltimore und Oakland.

Dallas Cowboys (10-5) - Philadelphia Eagles (11-4) - Sonntag, 22.15 Uhr

Das Spiel der Woche in der NFC. Zwei Teams treffen aufeinander, die beide Momentum haben. Die Cowboys haben ihren Dezember-Fluch mit Siegen in New Orleans und Washington abgelegt - und die Eagles haben sechs Spiele in Folge gewonnen.

Beide Teams haben sich zwar bereits für die Playoffs qualifiziert, aber es steht dennoch eine Menge auf dem Spiel. Zuallererst der Divisions-Titel in der NFC East. Wer gewinnt, hat die Division. Ganz einfach.

Sollten die Eagles gewinnen, haben sie damit auch ein Bye sicher. Sollten die Cowboys gewinnen und sowohl Minnesota als auch Arizona verlieren, könnten auch sie noch das Bye holen.

Das wahrscheinlichste Szenario bei einem Sieg von Dallas ist aber, dass beide Teams eine Woche später an gleicher Stelle in einem Wildcard-Game aufeinandertreffen. Neben dem Quarterback-Duell zwischen Tony Romo und Donovan McNabb stehen vor allem zwei Receiver im Rampenlicht: Miles Austin und DeSean Jackson.

New York Jets (8-7) - Cincinnati Bengals (10-5) - Montag, 2.20 Uhr

Diese Jets sind auf jeden Fall eine Story der Saison. Man nehme einen Rookie-Headcoach (Rex Ryan) und einen Rookie-Quarterback (Mark Sanchez) - und schon wird es unterhaltsam. Ryan machte sich vor zwei Wochen komplett lächerlich, als er nach der Pleite gegen Atlanta sagte, dass sein Team keine Chancen mehr auf die Playoffs habe. Das war natürlich Quatsch.

Eine Woche später profitierten die Jets von der für die meisten völlig unverständlichen Entscheidung der Colts, Peyton Manning aus dem Spiel zu nehmen und zu schonen, und schon sieht es für die Jets sehr rosig aus. Ein Heimsieg gegen AFC-North-Champ Cincinnati im wahrscheinlich letzten NFL-Spiel im Giants Stadium und die Jets wären in den Playoffs. Wo sie dann im Übrigen wohl wieder auf die Bengals treffen würden.

Zwei Punkte sprechen dennoch gegen die Jets: 1. Traue nicht Mark Sanchez. Der Rookie macht in seiner ersten Saison alles durch, was ein Rookie-Spielmacher so durchmachen muss. 20 Interceptions hat er bereits geworfen. 2. Chad Ochocinco. Der Star-Receiver wurde wie das gesamte Bengals-Team nicht für den Pro Bowl nominiert. Ochocinco ist mächtig heiß auf sein Matchup mit Darrelle Revis, dem vielleicht besten Cornerback der NFL.

"Ich und Revis - das ist besser als Pacquiao gegen Mayweather. Wer da den Fernseher nicht einschaltet, hat kein Leben. So ein Matchup hat die Welt noch nicht gesehen", sagte Ochocinco. Und er machte klar, wer das Matchup gewinnen wird: "Revis könnte mich nicht einmal in einer braunen Tüte in einer Telefonzelle in Manhattan decken."

Der komplette NFL-Spieltag im Überblick