NFL

Sag mal: weinst Du?

Von Florian Regelmann
Jets-Headcoach Rex Ryan: Ein Mann, der seine Gefühle offen zeigt
© Getty

Auch am 11. Spieltag hat die NFL einige interessante Storylines zu bieten. Die Patriots wollen ihre Wut an den Jets auslassen, ob das deren Coach emotional verkraftet? Außerdem: Die Bears wollen nicht vor die Kamera - und die Saints müssen in Tampa Bay aufpassen.

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Dolphins-Running-Back Ricky Williams eröffnete den Spieltag mit einer herausragenden Leistung in Carolina, aber die großen Highlights stehen erst noch an.

Und damit ist bestimmt nicht das erste Spiel von Bills-Interimscoach Perry Fewell in Jacksonville gemeint. Und auch nicht die Auftritte der Oakland Raiders (gegen Cincinnati) oder der Cleveland Browns (in Detroit).

Wobei es schon spannend zu verfolgen ist, welches der beiden Teams es schafft, den Negativ-Punkte-Rekord der Seattle Seahawks (1992: 140 Punkte) zu brechen. Vielleicht schaffen es ja beide. So, jetzt aber zum wichtigen Geschehen.

New York Giants (5-4) - Atlanta Falcons (5-4) - Sonntag, 19 Uhr

Ein richtungweisendes Spiel für beide Teams. Verlieren ist fast verboten. Die Giants haben nach ihrem 5-0-Start vier Spiele in Folge verloren. Die negative Stimmung wurde in der Bye Week aber etwas besser - Niederlagen von Dallas und Philadelphia sorgten in NY für Freude. Ein Sieg gegen die Falcons und die Welt schaut für Eli Manning und Co. schon wieder ganz anders aus.

Bei den Falcons schrillen die Alarmglocken aus zwei Gründen. Erstens fällt der unersetzbare Running Back Michael Turner mit einer Sprunggelenksverletzung aus. Und zweitens hat QB Matt Ryan jetzt schon zwölf Interceptions auf dem Konto - eine Interception mehr als in seiner kompletten Rookie-Saison.

Ob Ryan ausgerechnet gegen die immer noch an Nummer eins gerankte Giants-Defense die Kurve bekommt? Für Atlanta spricht immerhin, dass New York auf den verletzten Defense-Captain Antonio Pierce verzichten muss und dass im Duell Giants vs. Falcons die letzten zwölf Male das Auswärtsteam gewann.

Baltimore Ravens (5-4) - Indianapolis Colts (9-0) - Sonntag, 19 Uhr

Grundsätzlich ein Spiel, in dem die Perfect Season und 18 Spiele andauernde Siegesserie der Colts zu Ende gehen könnte. Die Ravens sind nach wie vor ein sehr talentiertes Team, sie spielen zu Hause - und sie müssen gewinnen, um ihre Playoff-Chancen zu wahren. Vor allem, weil der Spielplan nicht leichter wird.

Man kann durchaus davon ausgehen, dass Joe Flacco in der Colts-Secondary Lücken finden wird, aber dass es zum Sieg reicht, ist trotzdem fraglich. Mit Terrell Suggs fällt ein absolut unverzichtbarer Teil der Baltimore-Defense verletzt aus.

Und Peyton Manning hat in den letzten Jahren bewiesen, was er auch gegen eine starke Defense so anstellen kann. 2007 warf Manning vier TD-Pässe gegen die Ravens, 2008 waren es beim 31:3-Sieg allein drei in der ersten Halbzeit.

Ein besonderes Spiel wird es für Matt Stover. Der 41-jährige Kicker war in Baltimore nicht mehr erwünscht und macht jetzt als Vinatieri-Ersatz einen guten Job in Indianapolis. Stovers Ersatz bei den Ravens, Steve Hauschka, wurde im Übrigen in dieser Woche wegen einer krassen Links-vorbei-Tendenz bei seinen Kicks gefeuert.

Tampa Bay Buccaneers (1-8) - New Orleans Saints (9-0) - Sonntag, 19 Uhr

In einer Woche spielen die Saints gegen die Patriots, dann wird es einige Experten geben, die die erste Niederlage der Saints voraussagen. Aber eine Pleite bei den Bucs? Das traut sich niemand in Erwägung zu ziehen. Wir auch nicht.

Aber man sollte wenigstens bedenken, dass die Saints in den letzten Wochen an Überzeugungskraft verloren haben. Der Sieg in St. Louis war alles andere als souverän. Für Drew Brees stehen in seinen letzten vier Spielen sieben Interceptions und drei Fumbles zu Buche.

Außerdem macht die Run-Defense Sorgen. In den letzten drei Wochen liefen Michael Turner (151 Yards), DeAngelo Williams (149 Yards) und Steven Jackson (131 Yards) New Orleans in Grund und Boden.

Man kann davon ausgehen, dass Bucs-RB Cadillac Williams die Spiele gesehen hat und sich schon auf ein Monster-Spiel freut, zumal die Saints-Defense große Verletzungssorgen hat und wohl mehrere Starter ersetzen muss. Auf Seiten der Buccaneers darf man gespannt sein, wie sich Rookie-QB Josh Freeman schlägt. Der erste Eindruck war durchaus positiv.

New England Patriots (6-3) - New York Jets (4-5) - Sonntag, 22.15 Uhr

Dürfen Männer weinen? Dürfen Männer im Sport weinen? Dürfen Football-Trainer weinen? Ob man es nun als Zeichen von Schwäche auslegt oder ihn für seine Offenheit und Leidenschaft lobt - Jets-Coach Rex Ryan und sein Geständnis, nach der Niederlage gegen Jacksonville in einem Team-Meeting geweint zu haben, sorgte für viel Gesprächsstoff.

Und Ryan ist ja nicht der einzige Coach, der momentan von sich reden macht. Über Bill Belichicks kontroverse Entscheidung bei der dramatischen Pleite in Indianapolis wurde lange lange lange geredet.

Und es erscheint immer noch unfassbar, was der Coach da tat. Aus deutscher Sicht schade, denn so geriet die überragende Leistung von LT Sebastian Vollmer etwas in Vergessenheit.

Fakt ist, dass Belichick und die Pats extrem wütend sein und die Jets diese Wut abbekommen werden. Jets-Rookie-QB Mark Sanchez, der nach zuletzt schwachen Leistungen ohnehin enorm unter Druck steht, sollte sich auf einen überaus ungemütlichen Nachmittag einstellen. Ob Ryan eine herbe Pleite emotional verkraftet...

Denver Broncos (6-3) - San Diego Chargers (6-3) - Sonntag, 22.15 Uhr

Broncos-Fans kennen das Szenario jetzt schon. Wie schon im letzten Jahr hat Denver einen großen Vorsprung in der Division verspielt. Nach drei Niederlagen in Serie spricht praktisch alles für die Chargers. San Diego hat zwar immer noch Probleme in der Defense, aber offensiv scheint das Team in Schwung zu kommen. LaDainian Tomlinson machte beim Sieg gegen die Eagles sein bestes Spiel der Saison - QB Philip Rivers präsentiert sich konstant stark.

Die Broncos haben auf der anderen Seite ein großes Problem auf der QB-Position. Kyle Orton ist zwar kein spektakulärer Passer, aber er ist solide und ein guter Game-Manager. Wie groß seine Bedeutung ist, zeigte sich in Washington, als er mit einer Knöchelverletzung verletzt ausschied.

Mit Ersatzmann Chris Simms ging bei den Broncos nichts mehr. Es sieht alles danach aus, dass Simms aber auch gegen die Chargers Orton ersetzen muss.

Es wäre Simms' erster Start in der NFL seit September 2006, als er im Trikot von Tampa Bay gegen Carolina spielte und so hart getroffen wurde, dass ihm in einer Notoperation die Milz entfernt werden musste. Sollte Simms starten, wäre es ein bemerkenswertes Comeback.

Chicago Bears (4-5) - Phildelphia Eagles (5-4) - Montag, 2.20 Uhr

Eine ungewöhnliche Story aus dem sonst so professionellen Medien-Land USA machte in dieser Woche die Runde. Normalerweise zeigen sich Sportler in allen US-Profiligen im Umgang mit den Journalisten äußerst kooperativ - auch weil sie wissen, dass ihr Gehalt nur nur durch die hohen TV-Einnahmen finanzierbar ist.

Doch jetzt weigerten sich die gesamten Bears (Coach Lovie Smith, GM Jerry Angelo, QB Jay Cutler), NBC-Reporter Bob Costas vor dem Sunday Night Game ein Interview zu geben. Dem TV-Giganten NBC Interviews zu verweigern, das wäre, als ob Joachim Löw, Oliver Bierhoff und Michael Ballack die ARD boykottieren.

Gut, wenn man sich in Jay Cutler hineinversetzt, hätte man vielleicht auch keine Lust, vor laufender Kamera zu erklären, warum man sieben Millionen Interceptions in der Red Zone wirft... Sollte sich Interception-King Cutler (17 INT) gegen die Eagles früh einen Pick leisten, wird ihn das ganze Soldier Field gnadenlos ausbuhen.

Die Eagles auf der anderen Seite werden den Ball in die Hände von Donovan McNabb geben und ihn werfen lassen, bis der Arzt kommt. Brian Westbrook ist nach zwei Gehirnerschütterungen innerhalb von drei Wochen nicht dabei, McNabb muss es richten, keine Frage.

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