NFL

Der alte Mann und böse Hunde

Von Florian Bogner
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© Getty

München - Chad Johnsons Ankündigung vor dem Spiel wurde eher als Scherz abgetan.

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Der Wide Receiver der Cincinnati Bengals hatte vor dem Ohio-Derby bei den Cleveland Browns angekündigt, er werde im Falle eines Touchdowns dem berüchtigten Fanblock der Browns hinter der Endzone einen Besuch abstatten.

"Ich werde in den Dawg Pound springen", kündigte Johnson an. Dass die heimischen Fans diese "Entweihung" ihres Heiligtums nicht mit einem Lächeln und aufmunterndem Tätscheln aufnehmen würden, war ihm bereits klar: "Die können Popcorn über mir ausschütten, ein paar Biere nach mir werfen - mir egal. Ich werde dort reinspringen."

Und Johnson erzielte tatsächlich im zweiten Viertel einen Touchdown - dumm nur, dass er dabei in der falschen Endzone stand - der Dawg Pound war gut 100 Yards entfernt. Aber "Ocho Cinco" sollte seine Chance bekommen...

Was war los in Week 2? Hier sind sechs Highlights des NFL-Wochenendes:

1. Mit offenem Visier

Dass die Bengals ein sogenanntes "High-Scoring-Team" sind, war allgemein bekannt. Dass aber auch die Browns Touchdown an Touchdown reihen können, haben ihnen nur die wenigsten zugetraut. Das Endergebnis eines unfassbar highlightlastigen Spiels: 51:45. 96 Punkte bedeuteten Rang acht in der ewigen NFL-Rangliste.

Zudem war es das erste Spiel seit 1970, in dem ein Quarterback über 400 Yards warf, ein Running Back über 200 Yards lief und ein Wide Receiver für über 200 Yards den Ball fing. Wo die NFL nur solche Statistiken aufbewahrt?

Erwähnenswert ist noch, dass Bengals-Quarterback Palmer sechs Touchdown-Pässe warf und dennoch verlor - das war zuletzt dem großen Dan Marino im Jahre 1986 passiert. Noch Fragen?

2. Schlecht, schlechter, New York

Doug Heffernan alias der King of Queens wird zurzeit sicher sehr schlecht schlafen. Der Grund: Seine Jets sind ziemlich grottig in die Saison gestartet. Gut, gegen New England und Baltimore kann man verlieren, aber die zwei Auftritte der Jets geben bislang wenig Anlass zur Hoffnung. Quarterback Chad Pennington ist verletzt, sein Ersatz Kellen Clemens mag ein lieber Junge sein, wirft aber auch nicht die Lampen aus. So wird das nichts mit den Playoffs!

Die Giants hatten mehr Ambitionen, stehen nach zwei Spielen aber auch mit leeren Händen da. Quarterback Eli Manning kämpfte sich wacker mit ramponierter Schulter durch das Spiel gegen die Packers, brachte aber auch nur einen Touchdown-Pass zustande. In der nächsten Woche geht's zum Division-Rivalen Washington - nicht gerade ein Aufbaugegner...

3. Der alte Mann und das Ei

Wo wir gerade bei New York sind: Brett Favre bot im Giants-Stadium eine seiner besten Leistungen der letzten Jahre und darf sich nun Rekord-Quarterback der NFL nennen. Mit seinem 149. Sieg als Starting Quarterback überholte er John Elway - und gab die Ovationen anschließend bescheiden weiter:

"Ich denke, dass es unfair ist, dass alleine der Quarterback für Siege und Niederlagen verantwortlich gemacht wird. Das Team steht im Vordergrund und so habe ich das auch immer gesehen." Großer Sport, Herr Favre!

4. McNabbs Anklage ohne Argumente

Ein diffiziles Thema, das Donovan McNabb am Dienstag auf HBO der Nation ans Herz legte. In einem Interview mit Moderator James Brown monierte der Quarterback der Philadelphia Eagles, dass afro-amerikanische Quarterbacks in der NFL unter größerem Druck stehen würden als weiße.

"Es gibt nicht so viele afroamerikanische Quarterbacks und deshalb müssen wir uns immer ein bisschen mehr anstrengen. Ein Beispiel: Ich passe für 300 Yards, unser Team gewinnt mit sieben Punkten Vorsprung und da gibt es trotzdem noch Leute die sagen: 'Aber wenn er den einen Ball besser geworfen hätte, hätten sie noch höher gewonnen.'"

Browns Gegenfrage: "Geht das nicht allen Quarterbacks so?" McNabb: "Nicht allen, aber Spieler wie Carson Palmer und Peyton Manning werden nicht so häufig kritisiert wie wir."

Wie gesagt ein diffiziles Thema. Aber während Manning und Palmer in zwei Spielen bereits zwölf Touchdowns ablieferten, steht McNabb erst bei einem. Und das hat erstmals nichts mit der Hautfarbe zu tun...

5. Texas on fire

Nein, keine Angst, keine brennenden Ölquellen in George W. Bushs Heimatstaat. Nur die beiden Teams aus Texas, die Dallas Cowboys und die Houston Texans, brennen in den ersten Wochen. 4:0 ist die Bilanz der Texaner gegen den Rest der Vereinigten Staaten.

Vor allem Houstons Offensive hatte man diesen Start nicht zugetraut. In den ersten 80 Spielen seit Teambestehen haben die Texans nur dreimal mehr als 30 Punkte erzielt. Die 34 Punkte am Wochenende gegen Carolina bedeuteten nun Franchise-Rekord. Saisonübergreifend hat Houston vier Spiele in Folge gewonnen - und ist damit eins der heißesten Teams der NFL.

6. Bier und Popcorn für "Ocho Cinco"

Achja, da war doch noch was. Chad Johnsons Versprechen an den Dawg Pound. Bei der 45:51-Niederlage hatte Johnson im dritten Viertel seinen zweiten großen Auftritt: Ein sauberer Catch aus 14 Yards - und diesmal stand er in der richtigen Endzone.

Einen beherzten Sprung in die erste Reihe der Browns-Kurve später hatte Johnson reichlich Bier und Popcorn im Kragen und den ein oder anderen bösen Mittelfinger ins Gesicht bekommen. Trotzdem war er nach dem Spiel aus dem Häuschen: "Das war echt cool. Vielleicht ein bisschen kalt, aber sehr lustig. Ich denke, die Fans haben etwas bekommen für ihr Geld." Sehen wir auch so!