NBA

Mavs erleben Deja-vu ohne Nowitzki

Von Martin Gödderz
Vince Carter (m.) wurde mit gemischten Gefühlen in Toronto empfangen
© getty

Wie schon vor einem Monat geben die Dallas Mavericks (25-19) einen großen Vorsprung gegen die Toronto Raptors (21-20) her und verlieren mit 83:95 (BOXSCORE). Während Dirk Nowitzki von Rick Carlisle geschont wird und das gesamte Spiel im Anzug auf der Bank verfolgt, versagen seine Teamkollegen am Ende komplett. DeMar DeRozan ist nicht zu stoppen und stellt einen neuen Karriererekord auf.

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40 Minuten lang führen die Dallas Mavericks, im ersten Viertel sogar kurzzeitig mit 21 Punkten Vorsprung. Dann bricht das Team aber kollektiv ein. Monta Ellis (21 Punkte, 6 Assists) war Top-Scorer der Mavs, hatte mit 8 Ballverlusten aber auch entscheidenden Anteil an der Niederlage.

Neben Ellis kamen nur Brandan Wright (13 Punkte, 5/7 FG) und Jose Calderon (13 Punkte, 5 Assists) in den zweistelligen Punktebereich. Shawn Marion traf nur 3 seiner 11 Wurfversuche und kam auf 6 Punkte. Jae Crowder, der Nowitzki in der Starting Five vertrat, kam auf 7 Punkte (2/3 FG). Vince Carter legte in seiner alten Heimat 8 Punkte und 4 Assists auf.

Bei den Toronto Raptors überragte DeMar DeRozan, der mit 40 Punkten (15/22 FG) einen neuen Karrierebestwert erzielte. Unterstützt wurde er vor allen Dingen von Greivis Vasquez, der von der Bank kommend 17 Punkte, 7 Assists und 3 Steals verbuchte.

Jonas Valanciunas kam mit 12 Punkten und 10 Rebounds auf ein Double-Double. Beim Kampf unter dem Korb bescherte er Toronto gegen Ende des Spiels wichtige Punkte. Kyle Lowry ging durch eine Krankheit geschwächt ins Spiel, traf 0 von 10 Wurfversuchen und stand am Ende bei 3 Punkten und 5 Assists.

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Die Reaktionen

Rick Carlisle (Trainer Mavericks):

...zur unnötigen Niederlage: "Dieses Jahr ist kein Vorsprung zu groß, kein Rückstand zu weit. Da siehst du die ganze Zeit große Fühungen plötzlich verschwinden. Wir müssen mit Führungen besser umgehen, denn die sind schwer zu bekommen."

...zur Nowitzki-Pause: "Es war die richtige Entscheidung, Dirk eine Pause zu gönnen. Die richtige Sache für ihn, für das Team. Er brauchte mal einen Tag Pause."

Vince Carter (Trainer Mavericks): "Unabhängig davon, ob Dirk auf dem Feld gewesen wäre oder nicht, hätten wir das Spiel einfach gewinnen müssen. Das ist sehr frustrierend."

DeMar DeRozan (Raptors): "Eine Niederlage hätte definitiv wehgetan. Wir wollten nicht drei Spiele in Folge verlieren. Ich habe mir das immer wieder gesagt und alles für den Sieg getan. Ich habe versucht, mein Team im Spiel zu halten."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Siehe da! Nowitzki sitzt im Anzug am Spielfeldrand. Rick Carlisle schont seinen deutschen Superstar heute. Für ihn beginnt Crowder an der Seite von Calderon, Ellis, Marion und Dalembert. Dwayne Casey hat keine Ausfälle zu verzeichnen und kann mit Lowry, DeRozan, Ross, Johnson und Valanciunas seine nominell beste Starting Five aufbieten.

6.: Jose Calderon fühlt sich wohl in der alten Heimat. Dreier, Mitteldistanzwurf - beides drin. Schon 7 Punkte für den Point Guard. Die Mavericks-Offensive funktioniert derzeit auch ohne Nowitzki ausgezeichnet und läuft sehr flüssig. 13:8 Mavs.

12.: Dallas rollt weiter und weiter. Carter wird im Low Post gedoppelt, zieht gegen zwei Raptors in die Mitte und spielt den Ball raus zu Harris. Der steht an der Glocke. Blair belegt Carters vorherigen Spot in Ringnähe. Harris hat den Blick für den Big Man und spielt einen tollen, harten Pass in die Mitte. Blair versenkt den Korbleger zum 34:13 für die Mavs.

17.: Was macht man, wenn man nach dem ersten Viertel mit 19 Punkten Vorsprung führt? Im Falle der Mavs hört man plötzlich auf, Basketball zu spielen. Calderon und Carter produzieren Air Balls und auf der Gegenseite lassen die Mavs Greivis Vasquez gleich mehrfach punkten, ehe Terrence Ross den offenen Dreier verwandelt. Nur noch 38:32 Mavs.

24.: DeRozan nutzt im Low Post seine Größenvorteile gegenüber Gegenspieler Harris und verwertet per Fade Away über den Mavs-Guard. Auf der Gegenseite antwortet Calderon mit dem Jumper von der Freiwurflinie. 51:46 Mavs.

30.: Ellis liegt am Boden, nachdem er unabsichtlich von einem Ellenbogen am Magen getroffen wurde. Nach der Auszeit kann er aber weitermachen. Er nimmt gleich mal den Dreier und verfehlt weit. Kurze Zeit später trifft er aber den Distanzwurf aus der Ecke. 61:52 Mavs.

35.: Gegen DeRozan haben die Mavs einfach kein Gegenmittel. Mit einer einfachen Wurftäuschung narrt er Ellington. Der fliegt am Ball vorbei. Der Weg für DeRozan ist frei und der verwertet den simplen Korbleger und steht bereits bei 31 Punkten. 71:65 Mavs.

39.: Ganz enge Kiste hier. Trotzdem bleibt Zeit für ein wenig Spektakel. Ellis penetriert in Richtung Korb. Von der Seite läuft Wright ein. Lob Pass. Alley Oop Slam Dunk. Bitte. Danke. 78:73 Mavs.

43.: Die Mavs leisten sich schon wieder einen Turnover. Vasquez fängt den Pass von Carter ab und schickt Lowry auf die Reise. Der wird im Fastbreak gefoult und verwandelt einen seiner beiden Freiwürfe. 80:80.

48.: Was die Mavs am Ende veranstalten, ist einfach unfassbar. Calderon und Ellis vergessen völlig, für welches Team sie auflaufen und spielen den Raptors mit schöner Reihenfolge den Ball in den Lauf. Unglaublich viele völlig sinnlose Ballverluste. Die Raptors rennen Fastbreak um Fastbreak und müssen am Ende nicht einmal um den Sieg kämpfen. 95:83 gewinnt Toronto.

Toronto Raptors vs. Dallas Mavericks: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: DeMar DeRozan. Schon früh zeichnete sich ab, dass der Shooting Guard der Raptors den Mavs Probleme machen würde. Von Beginn an punktete DeRozan sehr effektiv. Gerade gegen seine Drives waren die Dallas-Guards hoffnungslos unterlegen. Aus der Mitteldistanz warf er mit Leichtigkeit über Monta Ellis oder Devin Harris hinweg.

Höhepunkt seiner Leistung war ein irrer Zirkus-Korbleger gegen Ende des letzten Viertels, als er auf den Korb zustürmte, das Foul zog und im Fallen den Wurf verwandelte. 15 seiner 22 Feldwürfe verwandelte der 24-Jährige. Zudem relativ sicher von der Freiwurflinie (9/14).

Der Flop des Spiels: Monta Ellis. War bester Punktesammler sowie bester Passgeber der Mavs und dennoch ging die Niederlage zu einem Großteil auch auf sein Konto. Am Anfang punktete er noch sehr effektiv, in der entscheidenden Phase des Spiels entschied er sich aber für zu viele lange Mitteldistanzwürfe, die dann irgendwann nicht mehr fielen.

Viel schlimmer wogen aber zwei andere Dinge: Auf der einen Seite seine schwache Defensive gegen DeMar DeRozan, der machen konnte, was er wollte. Auf der anderen Seite seine Turnover. 8 an der Zahl leistete sich Ellis, nur wenige davon waren erzwungen. Gerade im letzten Viertel schmiss er den Raptors den Ball auf unerklärliche Weise mehrmals in die Arme.

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Das fiel auf:

  • Dejavu. Vor einem Monat verspielten die Mavs mit Nowitzki zuhause einen 19-Punkte-Vorsprung und verloren in der Verlängerung gegen die Raptors. Jetzt gaben die Mavs das Spiel nach einem überragenden ersten Viertel wieder aus der Hand und verloren insbesondere im letzten Viertel völlig den Faden.
  • Die Raptors schalteten in der Defensive zwei Gänge nach oben. Nach dem laschen ersten Viertel intensivierten sie die Arbeit gegen den Ball. Toronto war eng bei den Gegenspielern und machte geschickt die Passwege zu (11 Steals). Mittlerweile verfügen die Raptors eben über die Fähigkeit, ein Spiel in der Defensive zu gewinnen. Nur 12 Minuten brauchten die Mavs für ihre ersten 34 Punkte. Für die nächsten 34 benötigten sie 22 Minuten.
  • Diese defensive Fähigkeit vermisst man bei den Mavericks. Dallas schafft es einfach nicht, in der Verteidigung einen Gang höher zu schalten. Gegen DeRozan wirkte der Backcourt komplett hilflos. Letztendlich waren die Mavs sogar noch gut bedient. Die geringe Wurfquote der Raptors lag weniger an einer starken Dallas-Defensive als vielmehr an der Wurfschwäche der restlichen Raptors, insbesondere des krankheitsgeschwächten Kyle Lowry, der keinen seiner 10 Wurfversuche traf und reihenweise offene Dreier vergab.
  • Ohne Nowitzki fehlte es Dallas an Länge. Carlisle ließ aber bewusst häufig Small Ball spielen. Sam Dalembert musste mit Foulproblemen auch lange auf der Bank schmoren. Im zweiten Viertel standen kurzzeitig sogar Harris, Larkin und Calderon gemeinsam auf dem Feld, während Vince Carter als Power Forward agierte. Trotzdem dominierte Dallas lange Zeit die Zone, ließ nur wenige Punkte des Raptors-Frontcourts zu und punktete selbst hochprozentig in Ringnähe. Am Ende verlor man aber auch hier wichtige Reboundduelle und ließ vor allem Jonas Valanciunas gewähren.
  • Durch die kleinen Formationen und das Fehlen von Nowitzki spielten die Mavs noch schneller. Die Ballbesitzzeiten der einzelnen Spieler waren extrem kurz. Abgesehen von Carter und Ellis hielt keiner der Spieler den Ball für längere Zeit in den eigenen Händen. Allerdings leistete sich Dallas auch ungewohnt viele Ballverluste. Alleine im zweiten Viertel verloren sie den Ball achtmal. Am Ende kamen 21 Turnover zusammen. Eindeutig zu viel und letztendlich der Hauptgrund für die Niederlage.
  • Vince Carter wurde überraschend warmherzig empfangen. Unter den Fans in Kanada fand man einige Carter-Jersey und bei seiner Einwechslung erhielt er Szeneapplaus. Als er nach 10 Minuten im ersten Viertel zu Vintage Vince mutierte und einen Slam Dunk mit Foul machtvoll versenkte, feierte ihn die Arena in Kanada sogar. Als Carter immer besser aufkam kippte die Stimmung zunehmend und der Ex-Raptor erhielt immer mehr Buh-Rufe, was sich letztendlich aber selbst regulierte, weil Carter schnell abkühlte.

Ergebnisse und Spielplan im Überblick