NBA

Harden vs. Mayo - Mavs gewinnen in Houston

Von Max Marbeiter
James Harden legte gegen Dallas 39 Punkte auf
© Getty

Erstmals seit dem Tod seiner Tochter saß Kevin McHale wieder auf der Bank der Rockets (9-10) und erlebte direkt ein wahres Offensivfeuerwerk. Es ging hin und her, mal führte Dallas mit 19 Punkten, mal Houston mit 11. Am Ende siegten die Mavericks (10-10) mit 116:109 - vor allem dank O.J. Mayo.

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Offense wins games, so viel steht fest. Und sollte der eine oder andere noch nicht vollends überzeugt gewesen sein, leisteten die Dallas Mavericks in Houston noch einmal Überzeugungsarbeit.

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Dabei hielt James Harden die Rockets mitunter allein in der Partie, erzielte 39 Punkte, verteilite 9 Assists, leistete sich allerdings auch 6 Ballverluste. Unterstützung erhielt Harden von Chandler Parsons (19 Punkte) und Toney Douglas (13).

O.J. Mayo setzte jedoch noch einen drauf. 15/26 aus dem Feld, 4/6 Dreier für 40 Punkte. Dazu 8 Rebounds. Noch Fragen? Auch Chris Kaman erwischte trotz Knöchelverletzung einen richtig starken Abend, legte in nur 19 Minuten 20 Punkte (9/13) auf und schnappte sich 7 Rebounds.

Die Reaktionen:

Rick Carlisle (Dallas): "Kaman hat Courage gezeigt, allein weil er überhaupt gespielt hat. Er ist rausgegangen und hat uns alles gegeben, was er hatte. Er hat offensichtlich Probleme - dann solche Zahlen aufzulegen, ist phänomenal. Das beweist dem Team einiges."

... über Mayo: "Er hat die Fähigkeit, ein Team phasenweise zu tragen. Das haben wir in den ersten 20 Spielen gesehen. Es war wirklich beeindruckend heute."

Chris Kaman (Dallas): "O.J. hat ein unglaubliches Spiel abgeliefert. Als wir Harden am Ende stoppen mussten, haben wir genau das getan."

Kevin McHale (Houston): "Es hat sich irgendwie anders angefühlt. Ich war lange weg und wir mussten einiges unternehmen. Jetzt muss ich erst mal wieder auf den neusten Stand gebracht werden, deshalb werden die nächsten Tage gut für uns."

Carlos Delfino (Houston) über Kevin McHales Rückkehr: "Es hat uns viel bedeutet, ihn wieder in der Kabine dabei zu haben. Das zeigt auch, wie sehr er hier sein wollte. Er hat einiges durchgemacht und ist trotzdem hier, um mit uns zu arbeiten."

Der Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Schöne Geste der Mavs. Einer nach dem anderen begrüßen sie Rockets-Coach Kevin McHale, der erstmals seit dem Tod seiner Tochter Ende November wieder auf Houstons Bank Platz nimmt. Die Rockets beginnen mit Asik, Patterson, Parsons, Harden und Lin.

Während Kaman trotz eines verstauchten Knöchels auflaufen kann, muss Marion mit gezerrter Leiste pausieren. Das nimmt Carlisle zum Anlass, seine Starting Five ordentlich durcheinander zu würfeln. Neben Kaman beginnen Fisher, Mayo, Jones und Wright.

2.: Verstauchter Knöchel? Kein Problem! Kaman beginnt die Partie mit zwei butterweichen Jumpern. Auf der anderen Seite trifft Lin aus der Distanz - 6:6!

5.: Eiskalt! Asik bekommt Lins feines Anspiel nicht in den Griff - Fastbreak Dallas! Mayo stoppt an der Dreierlinie, steigt hoch - Money! Auch Mayos nächster Pull-up-Jumper, diesmal von der Freiwurflinie, sitzt - Timeout Houston.

8.: Mayo findet Gefallen am Pull-up-Dreier. Auch Versuch Nummer zwei sitzt - Mayo steht bereits bei 10 Punkten. Auf der anderen Seite meldet sich Harden ebenfalls von Downtown zu Wort. Nach zwei verwandelten Kaman-Freiwürfen führen die Mavs dennoch deutlich - 26:11!

10.: Dem kollektiven rockets'schen Atemanhalten folgt das Durschnaufen. Harden steigt Brand beim Break unglücklich auf den Fuß, knickt um und muss behandelt werden. Für die fälligen Freiwürfe steht er aber bereits wieder an der Linie.

12.: Ganz schlecht scheint es Harden nicht zu gehen. Gewohnt explosiv wird zum Korb gezogen - momentan aber nicht mehr als Ergebniskosmetik. Dallas schießt unfassbar aus dem Feld. Die nackten Zahlen: 3/3 Dreier, 78,9 Prozent Feldwurfquote, 6/6 Freiwürfe.

15.: Es menschelt bei Dallas! Die Würfe wollen nicht mehr fallen. Die Rocktes nutzen die Schwäche - vor allem Delfino. Mit einem Dreier von ganz weit draußen bringt der Argentinier Houston bis auf neun Punkte heran - 43:34 Mavs!

19.: Houston ist inzwischen gänzlich in der Partie angekommen. Die Defense zwingt Dallas zu deutlich schwereren Würfen und vorne treffen nun die eigenen Schützen. Nach Dreiern von Douglas und Harden bringt erneut der Swingman die Rockets bis auf fünf Punkte heran. Was also tun Mr. Carlisle? Richtig - Timeout!

22.: Mayo is back! Trotz bislang nur drei Punkten im zweiten Viertel interessiert Douglas' Hand im Gesicht nur bedingt. Erneut schlägt es von Downtown ein. Auf der anderen Seite bekommt Asik die Chance zum Dreipunktspiel, vergibt aber den Bonusfreiwurf - 60:57 Rockets!

28.: Lin hat im zweiten Viertel ordentlich durchgeschnauft und streut fröhlich ausgeruht einen Dreier aus der Ecke ein. Beim nächsten Angriff assistiert der Playmaker bei Asiks Layup - 76:67 Rockets.

39.: Harden schickt den Ball einmal quer über die Zone in die Ecke. Dort steht Parsons völlig offen und nimmt dankend an. Auf der anderen Seite verkürzt Wright auf 77:86 aus Mavs-Sicht.

44.: Dallas ist zurück! Erst gleicht Fisher mit zwei Freiwürfen aus, dann bedient Collison Wright, der die Mavs krachend in Führung bringt - 102:100!

45.: MAYO! Erneut steigt der Guard von jenseits der Dreierlinie hoch, erneut hat er eine Hand im Gesicht, doch erneut interessiert das nicht im Geringsten - 107:101 Mavs!

47.: Es geht hin und her! Erst trifft Mayo den Fadeaway, dann bedient Harden den völlig freien Douglas, der von draußen einnetzt - 109:107 Mavs.

48.: Mayo, unfassbar! Collison wird beim Korblegerversuch geblockt - Einwurf Dallas, bei noch gut zwei Sekunden auf der Shotclock. Mayo stielt sich davon und trifft erneut von Downtown - 112:107 Dallas!

Der Star des Spiels: O.J. Mayo. Was der Swingman vor allem offensiv in Houston anbot, war schlicht überragend. Im ersten Viertel schien es, als könne Mayo im Toyota Center gar nicht daneben werfen (6/7, 2/2 Dreier). Dann bekam er von Carlisle eine Verschnaufpause, hatte im Anschluss leichte Anlaufschwierigkeiten, nur um Dallas in der Crunchtime zum Sieg zu schießen. Natürlich nahm Mayo einige wilde Würfe, genau dieses Selbstvertrauen war am Ende aber entscheidend, als vom Driving-Layup bis hin zum Dreier mit Hand im Gesicht alles fiel.

Der Flop des Spiels: Ömer Asik. Einer der besten Rebounder der Liga (11,5) fand gegen Dallas', mit gleich zwei etatmäßigen Centern bestückten, Frontcourt zu Beginn überhaupt nicht in die Partie, strahlte nie die gewohnte Dominanz am Brett aus. Erst als Kaman und/oder Wright auf der Bank Platz nahmen, stiegen die Reboundquoten des Türken. Dazu sind 2/7 von der Freiwurflinie einfach indiskutabel. Wohl mit ein Grund, weshalb McHale Asik in der Crunchtime auf der Bank ließ. Hack-an-Ömer sollte wohl vermieden werden.

Die Analyse: Besser kann man ein Spiel nicht beginnen. Vorne fiel eigentlich alles. Pull-up-Dreier aus dem Fastbreak? Gerne! Mitteldistanz-Jumper? Natürlich! Freiwürfe? Come on! Die Mavs trafen zu Beginn, wie sie wollten - kurz vor Ende des ersten Viertels standen die Quoten bei jeweils 100 Prozent von jenseits der Dreier- sowie Freiwurflinie und knapp 79 Prozent aus dem Feld.

Dazu machte sich Carlisles Move, mit Kaman und Wright gleich zwei etatmäßige Center von Beginn an aufs Parkett zu schicken, bezahlt. Offensiv wie defensiv dominierte Dallas die Zone. So entfaltete Asik nicht die gewohnte Dominanz am Brett und auch die Drives der Rockets wurden größtenteils erfolgreich unterbunden.

Freie Leger wurden den Rockets überhaupt nicht gestattet, die Zone war dicht. Die Folge: Houston kam kaum zu leichten Punkten, schoss schwach aus dem Feld und lag früh mit 19 Punkten zurück.

Mit Beginn des zweiten Abschnitts drehten sich die Vorzeichen allerdings komplett. Wo Dallas zu Beginn wohl noch vom heimischen American Airlines Center aus getroffen hätte, streute Houston plötzlich Dreier um Dreier ein. Etwas unverständlich setzte Carlisle zudem Wright über weite Strecken auf die Bank, sodass Dallas seine Zonendominanz zusehends verlor.

Vor allem Harden lief nun richtig heiß. Ob Drive, Dreier oder Freiwurf, Harden traf beinahe alles. Interessant: McHale ließ Lin das komplette Viertel und auch im Schlussabschnitt zusehen. In Abwesenheit des Playmakers teilten sich Harden und Douglas den Ballvortrag. Harden fand dabei stets das richtige Mittel zwischen eigenem Abschluss und Einbinden der Mitspieler.

Dazu offenbarte sich eines der Probleme der Mavs 2012: Erhöht der Gegner die Intensität in der Defense, gerät die Offense merklich ins Stocken. Dallas spielte viel Isolation, verließ sich häufig auf seine Schützen und nahm deshalb einige unnötig schwere Würfe. Dass man die Rockets dennoch nie richtig davonziehen ließ, lag nicht zuletzt an Kaman, der trotz seiner Knöchelverletzung, wegen der er sich zwischenzeitlich sogar in der Kabine behandeln lassen musste und nur dosiert eingesetzt wurde, unglaublich gut aus dem Feld schoss (9/13).

Insbesondere im letzten Viertel lieferten sich beide Teams dann einen regelrechten Shootout. Dallas' Offense funktionierte, angeführt von Mayo (40 Punkte), wieder richtig gut. Der Ball lief über mehrere Stationen, bis der freie Schütze gefunden war. Dazu brachte Darren Collison von der Bank vor allem defensiv einiges an Intensität ins Spiel.

Interessanterweise standen Collison und Fisher am Ende lang gemeinsam auf dem Parkett, wobei Ersterer sogar zeitweise die Verteidigung Hardens übernahm und Houstons Topscorer im Verbund mit Mayo kaum mehr offene Würfe gestattete. Die Rockets trafen in den finalen Minuten vorne wie hinten dagegen zu viele schlechte Entscheidungen und verloren damit nach sechs Siegen in Folge erstmals wieder in Houston.

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