NBA

Die Playoffs, gerade so - wenn überhaupt!

Von Haruka Gruber
Seit Jahren Kontrahenten, jetzt Kollegen: Dirk Nowitzki (r.) und Elton Brand
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Shooting Guard

Die Rotation: O.J. Mayo, Dahntay Jones, Rodrigue Beaubois, Dominique Jones

Selbst in einer Mannschaft voller Unwägbarkeiten ist O.J. Mayo das größte Rätsel. Seine Karriere liest sich oberflächlich wie ein Klassiker der NBA: Früh zu sehr gelobt ("The next LeBron"), zu oft gehypt (Cover der "Sports Illustrated" und "SLAM") und zu hoch gedraftet (2008 an Nummer drei), als Profi jedoch nie den Erwartungen gerecht geworden.

Bei den Memphis Grizzlies erlebte er ein traumhaftes Rookie-Jahr (18,5 Punkte) und bestätigte die Leistungen in der Folgesaison (17,5 Punkte), woraufhin er in den beiden Spielzeiten darauf plötzlich abbaute. Sein Punkteschnitt ging auf 11,3 und 12,5 Zähler zurück, parallel verlor er den Platz in der ersten Fünf und wurde von Memphis mehrmals zum Trade feilgeboten. Die Gründe hierfür liegen im Verborgenen, so recht kann es sich kein Beobachter erklären, was bei den Grizzlies vor sich ging.

Genauso kurios ist es, dass der vertraglose Mayo offenbar keine besseren Angebote bekam als das von Dallas über ein Jahressalär von 4 Millionen Dollar, obwohl seine Fähigkeiten unbestritten sind. Mayo scort, gibt Assists, reboundet, klaut Bälle, trifft sehr ordentlich den Dreier und kann mit seinen 1,93 Metern auch als Point Guard auflaufen. Kurzum: Vom Potenzial her gehört der 24-Jährige ins All-Star-Team.

"Wir wollten jemanden, vor dem die Gegner zum Ende des Spiels Angst haben. Wir wollten jemanden, der aus dem Dribbling Würfe kreieren und dem man einfach den Ball geben kann. Jason Terry hat Erstaunliches für uns geleistet, aber wir wollten jemanden, der jünger ist, das gleiche erledigt und dazu noch ein bisschen mehr", sagt Cuban.

Als ideale Ergänzung zu Mayo könnte sich Dahntay Jones erweisen. Der 31-Jährige ist weniger begnadet, dafür weiß er hart zu verteidigen und den offenen Dreier zu versenken (2011/12: 42,9 Prozent für Indiana). Für die übrigen Minuten kommen Dominique Jones und Rodrigue Beaubois in Betracht. Der 23-jährige Jones bewährte sich in der Summer League als Go-to-Guy (20,3 Punkte, 5,0 Rebounds, 5,3 Assists in den letzten 5 Spielen) und versucht, endlich die D-League hinter sich zu lassen.

Der ein Jahr ältere Beaubois ist gesegnet mit Talent und Athletik, wobei ihm bislang die Toughness und der Biss fehlen, weswegen ihm Dallas nach drei Jahren mit wenigen Höhen und vielen Schwankunen eine letzte Chance einräumt. Eine Bedingung der Mavs an ihn in der Offseason war die Teilnahme an einem Box-Kurs, "um zu lernen, Schläge einzustecken und Schläge auszuteilen", sagt Cuban.

Die Botschaft des Besitzers an Beaubois: "Es ist einfach: Er wird eingesetzt, wenn er besser spielt als O.J. Mayo oder wenn er besser spielt als Darren Collison. Bei uns herrscht Darwinismus."

Point Guard

Die Rotation: Darren Collison, Delonte West, Jared Cunningham

Bereits vor vier Wochen formulierte Cuban eine Kritik an Jason Kidd, die ob der damals vorsichtigeren Wortwahl kaum beachtet wurde: "Man kann Kidd nicht ersetzen, doch wir dürfen nicht vergessen, dass wir viele Dinge nicht umsetzen konnten mit ihm. Jason konnte defensiv ein Spiel übernehmen und die Offensive lenken, aber er war nur ein Spot-up-Shooter. Jetzt haben wir Spieler, die vom Gegner verteidigt werden müssen."

Damit meint er insbesondere Darren Collison. Ihm fehlt zu Kidd die Größe (1,83 vs. 1,93 Meter) und vor allem die Court Vision, stattdessen ist Collison ein Vertreter der modernen Point-Guard-Generation: ultraschnell und furchtlos vor dem Drive zum Korb.

"So sieht der heutige Basketball aus. Das hat auch Dirk gesagt: Man braucht dynamische Spielmacher", sagt Coach Rick Carlisle. Cuban ergänzt: "Dirk wird sehr entlastet werden, weil in der Vergangenheit der Gegner die Point-Guard-Position nicht decken musste. Jetzt muss sich der Gegner um alle fünf Spieler kümmern, und das macht Dirks Leben sehr viel einfacher." Zumal Collison kein eindimensionaler Scorer ist, sondern den Mitspieler einsetzen will - auch wenn er nicht an Kidds Genialität heranreicht.

Collisons 4,8 Assists sind überschaubar, relativieren sich allerdings durch die gute Assist/Turnover-Ratio von 2,5. Zum Vergleich: Kidd hatte mit 2,9 Assists pro 1 Turnover einen besseren, Deron Williams mit 2,2 einen schlechteren Wert. Als Backups sind verschiedene Varianten denkbar mit den Combo-Guards Mayo, Beaubois und Jones - die wahrscheinlichste heißt Delonte West.

Nichts beherrscht er exzellent, zugleich gibt es kaum Schwachstellen in seinem Spiel. West zieht gelegentlich zum Korb, trifft gelegentlich den Dreier, verteilt gelegentlich einen überraschenden Assist und schaltet gelegentlich einen deutlich besseren Gegenspieler aus - womit er die gleiche Rolle einnimmt wie letztes Jahr als multifunktionaler Rollenspieler auf beiden Guard-Positionen.

Mit Spannung wird zu verfolgen sein, ob Jared Cunningham den Erwartungen gerecht wird. Anfangs soll sich der Rookie (Nummer-24-Pick) nach seiner Achillessehnenverletzung und dem Verpassen der Summer League einfinden. Im Laufe der Saison ist ihm zuzutrauen, im internen Ranking Beaubois und Dominic Jones zu überholen. Coach Carlisle, sonst kein Freund von überschwänglichen Vergleichen, sagt über den 21-Jährigen: "Es ist eine große Bürde für den Jungen, aber athletisch ähnelt er sehr Russell Westbrook. Wir brauchen schnelle Jungs wie ihn, um in der NBA zu bestehen. Wir freuen uns auf ihn."

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