NBA

Mavs: Zusammenbruch des Champions

Von Haruka Gruber
Es passte zum Spiel: Die Mavs-Fans waren wie OKC in blau gekleidet. Dirk allein auf weiter Flur
© Getty

Dirk Nowitzki und die Dallas Mavericks versagen im Kollektiv und stehen nach dem 79:95 gegen die Oklahoma City Thunder, die dritte Niederlage im dritten Spiel der ersten Playoff-Runde, vor einem peinlichen Sweep.

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Noch nie gelang es einem Team in der NBA-Geschichte, in einer Best-of-seven-Serie ein 0-3 zu drehen. Alarmierend für Dallas: Anders als bei den ersten beiden Partien zeigte die gesamte Mannschaft eine erschreckend schwache Leistung.

Mit 17 Punkten (6/15) wurde Nowizki wieder Topscorer seiner Mannschaft, doch auch er enttäuschte wie die Mitspieler.

Den Kontrast bot OKC: Topscorer Kevin Durant schenkte den überforderten Mavs 21 seiner 31 Zähler bereits in der ersten Hälfte ein. Später kam auch der anfangs schwache Spielmacher Russell Westbrook immer mehr auf (20 Punkte, 8/18).

Spiel 4 findet in der Nacht auf Sonntag erneut in Dallas statt (1.30 Uhr im LIVE-TICKER).

 

Reaktionen:

Dirk Nowitzki (Dallas Mavericks): "Wir haben zwei solide Leistungen in OKC gezeigt. Diesmal haben wir zu einem ungünstigen Zeitpunkt abgestunken. Es bringt nichts, jetzt daran zu denken, ob wir vier Spiele in Serie gewinnen können. Wir müssen erst einmal ein Spiel gewinnen - und wir müssen mehr Stolz zeigen."

Jason Terry (Dallas Mavericks): "Wir dürfen uns jetzt nicht ins Schneckenhäuschen zurückziehen. Die Thunder haben uns in jeder erdenklichen Weise den Hintern versohlt. Wir müssen endlich Stolz zeigen und unseren Gameplan umsetzen. Das haben wir in dieser Serie noch nicht gemacht."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Nichts Überraschendes bei beiden Teams, nur OKCs langzeitverletzter Backup-Guard Eric Maynor fehlt.

Bereits zur Mittagszeit verriet Shawn Marion, dass es keine taktischen Umstellungen gibt und er sich weiter für Durants Bewachung verantwortlich sieht. Es wurde darüber spekuliert, ob sich Dallas' bester Verteidiger nicht besser um Westbrook kümmern sollte.

5.: Nowitzki mit dem spektakulären Bank Shot ins Gesicht von Serge Ibaka. Aber Durant kontert schon wieder. Phänomenaler Start für den NBA-Topscorer mit 10 Punkten. 13:7 Thunder.

9.: Und das nächste Technische Foul gegen Dallas, nachdem Nowitzi für einen Schubser gegen Ibaka geahndet wurde. Diesmal trifft es den wütenden Coach Rick Carlisle. 21:11 Thunder.

14.: West macht da weiter, wo er im ersten Viertel aufgehört hatte: mit aggressiver Penetration. Er holt 2 Freiwürfe heraus und trifft beide. 32:28 Thunder.

18.: Eine unschöne Phase: Die Teams werfen zusammengerechnet nur 1/14 - aber Durant macht dem ein Ende mit zwei Treffern in kürzester Zeit. 40:30 Thunder.

21.: Dallas weiß gar nicht, was geschieht: Derek Fisher und Westbrook nageln Dreier rein und plötzlich ist OKC wieder mit 15 vorne. 48:33 Thunder.

25.: West auf Mahinmi, der schreitet mit Autorität und Wucht zum Korb und stopft den Ball. Gleich darauf läuft Kidd (!) den Break und trifft ebenfalls. Nur noch 5 hinten! 50:45 Thunder.

28.: Wie sollte es sonst sein? OKC zieht dank Durant, Ibaka und Westbrook wieder davon. 56:45 Thunder.

35.: Dallas trifft nichts mehr und begeht auch noch dämliche Turnover. Die Körpersprache: katastrophal. Daequan Cook und Fisher bringen OKC fast uneinholbar in Führung. 75:57 Thunder.

48.: Dallas beendet die Blamage mit einem bedeutungslosen 10:0-Run. Das war's! OKC gewinnt 95:79 und führt die Serie mit 3-0!

Der Star des Spiels: Kendrick Perkins. Während Haywood im dritten Spiel zum dritten Mal eine Nicht-Leistung erbrachte, bewies OKC-Gegenüber Perkins, dass ein Center nicht immer Statistiken produzieren muss, um von Wert zu sein. Perkins traf nur 1/4 für 2 Punkte und leistete außer den 9 Rebounds nichts Zählbares - dennoch stand am Ende das überragende Plus/Minus-Rating von +21. Heißt: In den 29 Minuten mit ihm auf dem Court erzielten die Thunder 21 Zähler mehr als Dallas. Nur Topscorer Durant hatte einen minimal besseren Wert (+22). Der Schlüssel: Perkins klebte erneut an Nowitzki und bearbeitete diesen mit allen legalen und semi-legalen Mitteln, was den Deutschen sichtlich entnervte.

Der Flop des Spiels: Shawn Marion. Neben Nowitzki hatte sich in den Playoffs nur Marion als verlässlich herausgestellt - aber selbst das gilt nicht mehr. Matrix ließ sich von der um sich greifenden Verunsicherung infizieren und zeigte sich offensiv wie defensiv überfordert. Eine erste Halbzeit ohne eigenen Punkt, eine Wurfquote von 1/8 (für 6 Zähler) und 3 Turnover wären verzeihlich gewesen, wenn er Gegenspieler Durant wie in den ersten beiden Duellen zu schweren Würfen gezwungen hätte. Das Gegenteil war der Fall: Durant scorte in der ersten Halbzeit nach Belieben und verbuchte zur Pause bereits 21 Zähler (8/10). Am Ende standen für ihn 31 Punkte (11/15), 6 Assists, 2 Steals - und nur 1 Turnover. Ein Beweis für Durants Klasse. Aber auch ein Beweis für Marions miserable Leistung.

Die Analyse: Selbst der größte Optimist wird nach einer Vorstellung wie diese jede Hoffnung verloren haben: Die kurze Championship-Ära der Mavs findet in Bälde ein Ende. Man könnte zugutehalten, dass Dallas die ersten beiden Partien zum Teil unglücklich verlor und auch in Spiel 3 hätte zurückkommen können. OKC führte im ersten Viertel (28:13) und zweiten Viertel (48:33) jeweils mit 15 Punkten und die Mavs verkürzten auf 4 beziehungsweise auf 5.

Dennoch bleibt die Erkenntnis: Dallas ist trotz aller Routine anfällig für teils hanebüchene Fehler. Bei den beiden Auftaktniederlagen war dies vor allem in der Crunchtime aufgefallen, jetzt zog es sich die gesamte Partie über durch. Stellvertretend Mitte des dritten Viertels: Mit viel Aufwand robbten sich die Mavs auf 10 Punkte heran (50:60) - nur um in 22 Sekunden zwei offene Dreier zu kassieren.

Dass Dallas zwischen dem dritten und vierten Viertel 8:05 Minuten lang ohne ein einziges Field Goal blieb, hing nicht nur mit der OKC-Defense um Perkins und Ibaka (11 Rebounds, 4 Blocks) zusammen, sondern auch mit dem eigenen Unvermögen oder dem fehlenden Willen. Statt beherzt zum Korb zu ziehen und Freiwürfe zu schinden, verließ sich das Team auf den Dreier - egal ob der Spielzug es so vorgesehen hatte oder ein Gegenspieler in der Nähe stand.

Letzte Saison besaß Dallas das Herz und den Basketball-IQ eines würdigen Champions. Diese Saison geht ihnen beides ab.

NBA: Der komplette Playoff-Spielplan