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Sweep! Der Champion fliegt raus!

Von SPOX
Für Dirk Nowitzki beginnt nach dem Sweep ein langer Sommer
© Getty
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99 Mal haben es Teams in der NBA bislang versucht, nach einem 0:3-Rückstand eine Best-of-seven-Serie noch zu gewinnen. 99 Mal sind sie gescheitert.

"Irgendwann wird es jemand schaffen. Es wird passieren. Die Sache ist, dass wir uns erst mal auf Spiel 4 konzentrieren müssen. Wir müssen uns auf das erste Viertel fokussieren, auf die ersten sechs Minuten. Wir müssen von Pfiff zu Pfiff schauen. Nur so kann es gehen. Wir glauben immer noch an uns und an das, was wir machen. Wir werden weiterfighten", erklärte Mavs-Head-Coach Rick Carlisle vor Spiel 4.

Die Statistik sagt alles

Was soll er auch anderes sagen? Dirk Nowitzki hörte sich da nach dem peinlichen Untergang in Spiel 3 schon viel resignierter an, als er davon sprach, dass man jetzt wenigstens noch ein bisschen "Stolz" zeigen und ein Spiel gewinnen müsse. Der Deutsche hörte sich keineswegs wie jemand an, der daran glauben würde, dass sein Team das erste in der Geschichte sein könnte, das ein 0-3 dreht.

Obwohl die Saison technisch gesehen noch für Dallas läuft, sprach Nowitzki bereits nach Spiel 3 davon, dass die Mavs in dieser Saison einen Schritt zurück gemacht hätten und machte fast schon einen Haken dran. Einen Negativrekord hat Dallas in Spiel 3 schon aufgestellt. Noch nie hat ein amtierender Champion sein erstes Playoff-Heimspiel so hoch verloren.

Es gibt aber noch viel dramatischere Statistiken, die die Saison der Mavs einordnen. Sollten Nowitzki und Co. nicht die nächsten beiden Spiele gegen die Thunder gewinnen, werden sie die Saison beenden, ohne auch nur ein einziges Mal auswärts bei einer Mannschaft gewonnen zu haben, die eine Winning Percentage von 60 Prozent oder besser vorweist. Nicht ein einziges Mal.

Zweiter Sweep für die Mavs?

Jetzt könnte es also den bösen Sweep setzen. Es wäre erst das zweite Mal in der Franchise-Geschichte, das die Mavs aus den Playoffs gefegt werden. 1990, als es noch einen Best-of-five-Modus gab, wurde Dallas einmal in der ersten Runde von den Portland Trail Blazers 3-0 geschlagen.

Nowitzki musste in seiner Karriere noch nie einen Sweep erleiden. In der Thunder-Serie liefert der 33-Jährige in drei Spielen im Schnitt 24,3 Punkte bei einer Trefferquote von 46,2 Prozent. Für die meisten Spieler wäre das eine überragende Postseason, für Nowitzki ist es gemessen an seinem hohen Standard unter seinen Möglichkeiten.

Beim Championship-Run im letzten Jahr erzielte Nowitzki pro Spiel 27,7 Punkte (48,5 Prozent FG). Seine aktuellen Zahlen sind die schlechtesten seit dem Erstrunden-Aus gegen die Golden State Warriors 2007 (19,7 Punkte, 38,3 Prozent).

Gehört Nowitzki nicht zur Elite?

Carlisle machte vor Spiel 4 klar, dass es sein Job ist, Nowitzki in bessere Positionen zu bringen. "Das ist etwas, wobei ich ihm helfen kann. Wir können mehr Plays callen, wenn wir müssen. Aus unserer Flow-Offense heraus waren wir in Spiel 4 nicht gut", so Carlisle.

Nowitzki bleibt angesichts des bevorstehenden Ausscheidens der Mavs nicht frei von Kritik. Colin Cowherd, seines Zeichens Co-Host der TV-Show "SportsNation" und ESPN-Radio-Mann, sprach Nowitzki den Elite-Status ab.

"Es war lächerlich, was im letzten Jahr abgegangen ist, als Dirk Nowitzki und die Mavericks ihren großartigen Run hatten. 'Oh, er ist besser als LeBron, oh er ist besser als Larry Bird.' LeBron, der mit Müll zusammen gespielt hat, bis er nach Miami kam, ist noch nie in der ersten Runde rausgeflogen. Dirk Nowitzki steht kurz davor, geswept zu werden. Es wird das fünfte Mal sein, dass er in der ersten Runde rausfliegt. Dirk Nowitzki ist ein toller Mensch und ein sehr, sehr, sehr guter Spieler. Der beste pure Shooter in der Liga. Aber er hat viele Schwächen. Er ist der schlechteste Offensiv-Rebounder unter den Big Men, er ist ein schwacher Verteidiger am Perimeter. Er ist nicht Larry Bird. Und er ist nicht ansatzweise so ein kompletter Spieler wie LeBron."

Selbstkritischer Carlisle

Während sich Nowitzki vor Spiel 4 zurückhielt, noch mal große Kampfansagen zu machen, sprachen vor allem Carlisle und Jason Terry.

Carlisle zeigte sich nach seiner Kritik an den Refs selbstkritisch: "Es gibt Ablenkungen, die wir vermeiden müssen. Das schließt mich ein. Auch wenn die Refs in einer Possession gleich drei falsche Entscheidungen treffen, darf ich kein Technisches kassieren. Ich muss mich besser unter Kontrolle haben."

Terry, der bis auf die erste Halbzeit in Spiel 1 noch überhaupt kein Faktor war, kündigte an: "Ich bin der Mann, auf den sie zählen. Ich bin der spirituelle Leader. Ich habe noch viel Kampfgeist in mir und deshalb werde ich rauskommen und fighten. Wir haben unser wahres Gesicht noch nicht gezeigt. Das werden wir in Spiel 4 tun."

Fisher: "Die DNA eines Champions"

Sollten die Mavs das nicht tun und tatsächlich den Sweep kassieren, dürfte es noch lange an ihnen nagen. Thunder-Guard Derek Fisher ging in der letzten Saison mit den Lakers 0-4 gegen die Mavs unter und knabberte lange daran.

"Ich weiß, wie es sich anfühlt. Ich bin mir nicht mal sicher, ob es nur einen Sommer lang an einem nagt. Du vergisst einfach nie, dass du keinen Weg gefunden hast, in einer Serie ein einziges Spiel zu gewinnen", sagte Fisher.

Abgehakt hat OKC die Serie laut Fisher aber auf keinen Fall: "Sie haben immer noch die DNA eines Champions. Wir müssen dieses Team eliminieren. Sie werden es uns nicht schenken."

Der komplette Playoff-Spielplan

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