NBA

Nowitzki: Erst grauenvoll, dann Retter

Von Florian Regelmann
Dirk Nowitzki erzielte beim Sieg der Mavs 24 seiner 28 Punkte in Halbzeit zwei
© Getty

Die Dallas Mavericks (23-17) feiern nach zuletzt fünf Niederlagen innerhalb von sechs Spielen einen eminent wichtigen 95:85-Sieg gegen die New York Knicks (18-20). Dirk Nowitzki dreht nach einer schlechten ersten Halbzeit auf und wird in der entscheidenden Phase zum Retter.

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Nowitzki verwandelte in Halbzeit eins nur 1/8 aus dem Feld, war nach einer überragenden zweiten Halbzeit am Ende aber mit 28 Punkten (8/18, 12/12 FT) doch wieder Topscorer. Als die Mavs im letzten Viertel einen 14-Punkte-Vorsprung verspielt hatten und plötzlich in Rückstand gerieten, war Nowitzki zur Stelle. Unterstützung kam vor allem von Rodrigue Beaubois, der 18 Punkte lieferte.

Beste Werfer bei den Knicks waren Amare Stoudemire (26 Punkte, 10/18), Jeremy Lin (14 Punkte, 4/13, 7 Assists) und Dreierspezialist Steve Novak (13 Punkte, 4/8 Dreier).

Für die Mavs war es das sechste Spiel in den letzten acht Tagen, die brutale Phase des Spielplans ist damit aber noch nicht überstanden. Denn: Ab Donnerstag steht für Dallas eine Back-to-Back-to-Back-Situation mit Auswärtsspielen in Phoenix, Sacramento und Golden State auf dem Programm.

Reaktionen:

Dirk Nowitzki (Dallas Mavericks): "Ich hatte in der zweiten Halbzeit so einen guten Rhythmus, dass ich definitiv immer den Ball haben wollte. Ich habe zu Kidd geschaut und ihm im Grunde gesagt, dass er mir einfach den Ball geben und mich versuchen lassen soll, das Spiel nach Hause zu bringen."

... über Tyson Chandler: "Für uns war er in der letzten Saison das fehlende Puzzleteil, das uns zur Championship gefehlt hat. Es hat mich für ihn gefreut, dass er so eine großartige Ovation von den Fans bekommen hat. Das war ein besonderer Moment für ihn und für uns. Ich bin froh, dass jetzt jeder seinen Ring hat und wir uns darauf konzentrieren können, in die Playoffs zu kommen."

Jason Kidd (Dallas Mavericks): "Das war ein Sieg, den wir dringend benötigt haben. Das war ein großer Sieg des Charakters. In der entscheidenden Phase haben wir mit unserer Defense die Antwort gegeben und Dirk hat einige wichtige Würfe getroffen."

Jeremy Lin (New York Knicks): "Wir haben mit unserer Bank einen Run gestartet, aber wir haben es am Ende nicht geschafft, den Sack zuzumachen. Dirk ist ein Clutch-Player, der im letzten Viertel viele Punkte macht."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Gänsehautmoment im AAC! Chandler bekommt von Carlisle seinen Meisterschaftsring, die Arena steht kopf. Chandler plagt sich mit einer Handgelenksverletzung herum, steht aber wieder neben Lin, Fields, Anthony und Stoudemire in der Starting Five der Knicks. Bei den Mavs ersetzt Mahinmi den im OKC-Spiel verletzt ausgeschiedenen Haywood (Knöchel) als Starting-Center, West (Fingerbruch) und Wright (Gehirnerschütterung) fallen ebenfalls weiterhin aus.

6.: Starke Anfangsphase von Mahinmi, der extrem aktiv ist. Hinten blockt er Lin weg, vorne rennt er den Fastbreak, bekommt den Pass von Kidd und schließt per Slam-Dunk ab. Dann noch Kidd mit dem langen Jumper. 11:6 Mavs.

12.: Davis zieht in den letzten Sekunden des Viertels energisch zum Korb und macht den Layup. Zuvor die Knicks aber minutenlang katastrophal und lange ohne Field Goal. Bei Melo geht gar nichts. Dallas nach einem 14:4-Run nach zwölf Minuten auf zwölf weg. 27:15 Mavs.

15.: Beaubois ist wieder richtig aggressiv unterwegs. Roddy erst mit dem Rainbow-Jumper for three, dann mit dem eleganten Layup. Dallas' Vorsprung wächst auf 17 Punkte an. 35:18 Mavs.

18.: Lebenszeichen der Knicks. Einen Lin-Dreier beantwortet zwar Terry noch von Downtown, dann aber Shumpert mit 5 ganz schnellen Punkten. NY auf 10 dran. 40:30 Mavs. Timeout Dallas.

24.: Melo ist aufgewacht und erzielt per Driving-Layup die letzten Punkte der ersten Halbzeit. Die Knicks waren mal 17 Punkte in Rückstand, jetzt sind sie nach einem 12:4-Lauf wieder auf 6 dran. 50:44 Mavs. Nowitzki mit einer grauenvollen Halbzeit (1/8).

27.: Nowitzki nimmt sich die ersten vier Würfe in Halbzeit zwei, trifft drei davon und schon geht es für Dallas wieder in die richtige Richtung. Die Mavs mit einem schnellen 8:2-Run, die Führung ist wieder auf 12 ausgebaut. 58:46 Mavs. Timeout Knicks.

36.: Die Knicks machen aus 19 Punkten Rückstand nur noch 10, aber dann übernimmt Beaubois für die Mavs. Nowitzki kurz vor Viertelende noch mal mit dem schönen Spin-Move gegen Smith, Dirk trifft beide Freiwürfe und notiert im dritten Viertel 13 Punkte. 77:63 Dallas.

42.: Fünfeinhalb Minuten im letzten Viertel gespielt und die Mavs haben im Viertel noch keinen einzigen Punkt erzielt. Zwei Novak-Dreier, ein Technisches Foul gegen Nowitzki, ein Davis-Layup und jetzt noch ein Stoudemire-Slam im Fastbreak. 11:0-Run für die Knicks. Nur noch 77:74 Mavs. Timeout Carlisle.

45.: Nach einem Stoudemire-Hook-Shot sind die Knicks tatsächlich vorne (78:77), aber nur ganz kurz. Nowitzki beendet die Misere der Mavs mit einem Elbow-Jumper. Es folgen 4 Dirk-Freiwürfe, die letzten beiden nach einem dämlichen Novak-Foul. 83:78 Mavs.

46.: Erst Kidd mit dem Dreier, dann netzt Nowitzki auch noch den schwierigen Jumper von der Baseline. Das war's. 88:78 Mavs.

Der Star des Spiels: Dirk Nowitzki. Es mag langweilig sein, einmal mehr Nowitzki herauszustellen, aber es ist vor allem ganz simpel: Ohne Nowitzki hätten die Mavs das Spiel tatsächlich noch vergeigt. Nowitzki traf in der heißen Phase die entscheidenden Würfe und spielte nach einer miserablen ersten Halbzeit eine fantastische zweite Halbzeit (24 Punkte, 7/10). 11 seiner Punkte erzielte er in den letzten viereinhalb Minuten. Nowitzki war sichtbar heiß, nachdem er zu Beginn des Schlussviertels ein Technical kassiert hatte, von Ref Eric Delan (O-Ton: "You wanna go?") fast ejectet worden wäre und von Carlisle kurzzeitig zum Abkühlen auf die Bank geholt worden war. Aber: Auch die French-Connection darf nicht unerwähnt bleiben. Rodrigue Beaubois und Ian Mahinmi hatten großen Anteil am Erfolg. Beaubois (18 Punkte in 20 Minuten) demonstrierte einmal mehr, welchen unglaublichen Scoring-Punch er bringen kann. Mahinmi, der lange raus aus der Rotation war, füllte das Boxscore mit 9 Punkten, 6 Rebounds, 3 Steals und 2 Blocks. Kidd (15 Punkte, 6 Assists) dazu offensiv seit langer Zeit mal wieder ein Faktor.

Der Flop des Spiels: Carmelo Anthony. Ein Abend zum Vergessen für Melo. Der Knicks-Star kam schlecht in die Partie und fand nie in seinen Rhythmus. Nicht mal im Ansatz, selbst ein leichter Tip-In wollte nicht fallen. Als New York im letzten Viertel den Run startete, mit dem sie das Spiel für kurze Zeit drehten, saß Anthony auf der Bank. Es war bezeichnend. In der Crunchtime stand Anthony wieder auf dem Parkett, aber eigentlich war er auch dann nur Zuschauer. Das lag ohne Zweifel auch an der guten Defense von Shawn Marion, aber in erster Linie lag es an einem seltsam uninspirierten Auftritt von Anthony. 2/12 aus dem Feld, mickrige 6 Punkte. Dazu den schlechtesten Plus-Minus-Wert (-18) aller Spieler. Bei den Mavs ganz schwach: Vince Carter (1/8) und Lamar Odom (1/9).

Die Analyse: Es war keine leichte Ausgangsposition für Dallas. Fünf Niederlagen in den letzten sechs Spielen. Dazu gerade mitten in einer brutalen Phase des Spielplans. Und auch noch personelle Probleme durch die Ausfälle von Haywood, Wright und West. Nur 24 Stunden nach der Krimi-Pleite in OKC zeigten sich die Mavs dann zwar wie erwartet auch müde, dennoch waren sie Anfang des zweiten Viertels auf 17 Punkte weg. Warum?

Nicht wegen Nowitzki. Im Gegenteil. Der Finals-MVP kam extrem schwer ins Spiel, setzte in einer Situation einen Dreier einen gefühlten Kilometer am Korb vorbei und traf in Halbzeit eins 1/8 aus dem Feld. Die kumulierte Quote von Nowitzki, Carter und Odom in den ersten 24 Minuten: 3/22! Dallas hatte Glück, dass vor allem Beaubois (12 Punkte in Halbzeit eins) und Mahinmi für jede Menge Energie und Punch sorgten.

Und dass die Knicks selbst ihre Probleme hatten. Lin und Anthony (4/15 in der ersten Hälfte) trafen wenig - und NY bewies zudem, warum keine Mannschaft in der NBA so anfällig für Turnover ist (10). Da die Quote der Mavs aber im zweiten Viertel immer mehr in den Keller ging und NY seine Plays etwas konsequenter zu Ende spielte, kamen die Knicks bis zur Pause wieder in die Partie zurück.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit war der Gameplan der Mavs klar: Nowitzki. Nowitzki. Und noch mal Nowitzki. Dirk kam aggressiv aus der Kabine und riss das Spiel an sich. Nach einem erfolgreichen Dreipunktspiel hatte Nowitzki in viereinhalb Minuten 10 Zähler erzielt - und Dallas war plötzlich wieder auf 19 weg (66:47). Gelaufen war die Partie aber noch lange nicht.

Im letzten Viertel starteten die Knicks, mit Anthony und Lin auf der Bank, dank Spielern wie Iman Shumpert oder Josh Harrellson einen 15:0-Run und gingen damit sogar kurzzeitig in Führung. Dallas blieb wahnsinnige siebeneinhalb Minuten ohne Punkt, ehe Nowitzki in der Crunchtime zur Stelle war und die Mavs ihrerseits wieder zu einem rettenden 14:0-Lauf führte.

Beide Teams am Ende mit schwachen Trefferquoten aus dem Feld (unter 39 Prozent) und von der Dreierlinie (unter 27 Prozent), den Unterschied machte neben dem Dirk-Faktor auch die Überlegenheit der Mavs von der Linie (26/30 FT zu 15/23 bei NY). Und die formidable Defense der Mavs, die einen Gegner einmal mehr bei nur 85 Punkten hielt.

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