NBA

Meilenstein-Nacht für Nowitzki

Von Florian Regelmann
Dirk Nowitzki schob sich in die Top 20 der All-Time-Scoring-List
© Getty

Die Dallas Mavericks (21-12) feiern einen äußerst souveränen 89:73-Sieg gegen die personell angeschlagenen Boston Celtics (15-16). Dirk Nowitzki ist nicht nur der beste Spieler auf dem Feld, er erreicht außerdem zwei bedeutende Meilensteine. Auch Jason Kidd schafft Historisches.

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Nowitzki lieferte mit 26 Punkten (10/24 FG) und 16 Rebounds (Saison-Bestwert) ein starkes Double-Double ab. Damit steht der 33-Jährige für seine Karriere jetzt bei 23.354 Punkten und hat sich an Robert Parish (23.334) vorbei in die Top 20 geschoben. Vor ihm liegen jetzt auf Rang 18 und 19 Charles Barkley (23.757) und Kevin Garnett (23.719).

Damit aber nicht genug. Nowitzki verbuchte außerdem 2 Blocks, sein erster war der 1000. seiner Karriere. Nach Clifford Robinson und Rasheed Wallace ist Nowitzki erst der dritte Spieler der NBA-Geschichte mit 1000 Blocks und 1000 Dreiern.

Auch Jason Kidd (6 Punkte, 8 Assists, 3 Steals) hatte einen besonderen Abend. Der Mavs-Point-Guard überholte Michael Jordan (2514) und hat mit 2517 Karriere-Steals jetzt den alleinigen zweiten Rang inne. John Stockton (3265) liegt uneinholbar auf Platz eins.

Jason Terry steuerte 16 Punkte (4/7 Dreier) und 6 Assists zum siebten Mavs-Sieg in den letzten acht Spielen bei. Topscorer der Celtics waren Paul Pierce (20) und Ray Allen (15). Boston hat vier Spiele in Folge verloren.

Reaktionen:

Dirk Nowitzki (Dallas): "Ich habe es immer gesagt: Wenn meine Karriere mal vorbei ist, wird es toll sein, auf all die Meilensteine zurückzublicken. Im Moment konzentriere ich mich darauf, dass ich besser in Schuss gekommen bin und daran jetzt anknüpfen muss. Seit ich die eine Woche Pause gemacht habe, fühle ich mich besser. Und ich bewege mich auch besser. Ich muss weiter attackieren. Ich denke, dass es in der Liga nicht viele Power Forwards gibt, die besser sind als ich."

Rick Carlisle (Trainer Dallas): "Für alle Leute, die nicht dachten, dass Dirk ein Top-20-Spieler aller Zeiten wäre, ist das hier jetzt ein guter Beweis, dass er das sehr wohl ist. Du erreichst so einen Meilenstein nicht, wenn du nicht auf außergewöhnliche Art und Weise fortwährend auf dem höchsten Niveau spielst. Die andere tolle Geschichte ist, dass er im Moment physisch immer besser wird. Es scheint so, als würde er sich in jedem Spiel besser bewegen. Darauf müssen wir auch weiterhin aufbauen."

... über Jason Kidd: "Bei den Spielern, die wir im Team haben, werden jede Woche Rekorde gebrochen. Wir sind wie ein Legenden-Team. Die Karriere von Jason Kidd ist unglaublich. 18 Jahre, fast zwei Jahrzehnte lang, allerhöchstes Niveau, das muss man sich mal überlegen."

... über das Spiel: "Nach der Niederlage in New York war die Mannschaft richtig bereit für dieses Spiel. Manchmal kann es passieren, dass man nachlässt, wenn beim Gegner einige Stars fehlen, aber wir haben einen guten Job gemacht und genau das nicht zugelassen. Wir haben von Anfang bis Ende konstant unser Spiel durchgezogen."

Doc Rivers (Trainer Boston): "Wir müssen unsere verletzten Jungs zurückbekommen. Es gab eine Phase, da habe ich mit fünf Guards spielen lassen. Ich habe regelrecht Angst, mit unserer medizinischen Abteilung zu sprechen, weil sie nie gute Nachrichten für mich haben. Wir müssen irgendwie durchhalten, bis wir wieder komplett sind."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Während bei den Mavs weiterhin West (Fingerbruch) und Beaubois (Tod seines Vaters) fehlen, ist die Personallage bei den Celtics geradezu katastrophal. Dass Garnett (familiäre Gründe) und Top-Backup Bass (Knie) fehlen, wäre schon bitter genug. Aber jetzt ist auch Rondo nicht dabei, weil er von der NBA für zwei Spiele gesperrt wurde. Bei der Pleite in Detroit hatte Rondo den Ball auf einen Ref geworfen und war ejectet worden. So beginnt Boston mit Bradley, Allen, Pierce, Wilcox und O'Neal.

3.: Meilenstein Nummer eins des Abends. Dirk blockt Bradleys Reverse-Layup-Versuch unter dem Korb ganz einfach weg. Block Nummer 1000 in der Karriere von Nowitzki. Damit ist er der dritte Spieler der Geschichte mit 1000 Blocks und 1000 Dreiern. Die anderen beiden: Rasheed Wallace und Clifford Robinson. 4:2 Dallas.

7.: Meilenstein Nummer zwei des Abends. Dirk lässt Wilcox mit einem Fake ins Leere fliegen, der begeht auch noch ein extrem dummes Foul und zieht kurz an Nowitzkis Jersey, bringt aber auch nichts. Nowitzkis Jumper sitzt. Der Bonus-Freiwurf auch. Damit hält Nowitzki bei 7 Punkten für die Partie und bei 23.335 Punkten für die Karriere. In diesem Moment hat er Celtics-Legende Robert Parish überholt und ist in die Top 20 der All-Time-Scorer eingezogen. 13:6 Dallas.

12.: Durch die Ausfälle von West und Beaubois bekommt Jones weiterhin viele Minuten. Und der Backup-Guard enttäuscht nicht. Schon die zweite gute Aktion innerhalb kurzer Zeit, schöner Driving-Layup. Dooling verschießt noch einen Dreier mit Viertelende. 20:15 Dallas.

19.: Meilenstein Nummer drei des Abends. Kidd fängt den Pass von Allen ab - Steal Nummer 2515 in seiner Karriere. Damit überholt Kidd Michael Jordan und schiebt sich in der All-Time-Steals-List auf Platz zwei. Nowitzki trifft nach dem Kidd-Steal den nächsten Jumper. Die Mavs haben die totale Kontrolle. 33:21 Dallas.

24.: Pierce und Allen versuchen, die Celtics irgendwie im Spiel zu halten. Pierce noch mal mit einem energischen Drive zum Korb und dem starken Finish. Zur Pause ist Dallas dennoch auf 10 weg. 44:34. Nowitzki dominiert.

28.: Nowitzki for threeeeee! Die Mavs beginnen die zweite Halbzeit mit einem 10:2-Run und sind auf 18 Punkte weg. 54:36 Dallas. Timeout Doc Rivers. Bei den Celtics hat sich jetzt zu allem Überfluss auch noch Jermaine O'Neal (4 Blocks) am Handgelenk verletzt.

36.: Ein Odom-Jumper aus der Ecke fällt mal wieder nicht, aber Marion ist kurz vor dem Buzzer mit dem Tip-Shot zur Stelle. Zuvor hatte sich Boston mit einem 11:2-Lauf zumindest etwas herangekämpft. Dennoch weiterhin eine klare Sache für die Mavs. 70:53.

39.: Halleluja! Jetzt trifft auch Odom mal einen Jumper. Jones zuvor mit einem starken Dreipunktspiel. 80:59 Dallas. Im Prinzip sind wir schon in der Garbage-Time.

45.: Nowitzki hat es sich seit einigen Minuten auf der Bank bequem gemacht. Celtics-Bankspieler wie Johnson und Moore dürfen sich noch ein bisschen zeigen, ein paar Jumper reinhauen und das Ergebnis für Boston verschönern. 89:71 Dallas.

Der Star des Spiels: Dirk Nowitzki. Gegen kein NBA-Team macht Nowitzki in seiner Karriere im Schnitt mehr Punkte als gegen die Celtics (27,0). Und auch dieses Mal war der Finals-MVP von Boston nicht zu stoppen. Nowitzki begann ultra-aggressiv, nahm alleine in der ersten Halbzeit 18 Würfe und hatte folgerichtig schon zur Pause ein beachtliches Double-Double (21 Punkte, 10 Rebounds) zu Buche stehen. Im zweiten Viertel erzielte Nowitzki 10 Mavs-Zähler in Folge. Dazu kamen in der ersten Halbzeit seine zwei nächsten Meilensteine in Sachen All-Time-Scoring und Blocks. In Halbzeit zwei konnte er es ein wenig ruhiger angehen lassen. Fazit: Nächstes starkes Spiel von Dirk. Die großen Probleme vom Saisonstart sind längst vergessen. Kurios: Nowitzkis Plus-Minus-Rating: +27. Pierce: -27.

Der Flop des Spiels: Chris Wilcox. Ohne Garnett war eines klar: Wilcox darf auf keinen Fall in Foulprobleme geraten. Und was macht Wilcox? Er leistet sich eines der dümmsten Fouls, das man sich so vorstellen kann, als er ohne Sinn an Nowitzkis Jersey zieht. Dabei war Wilcox zuletzt immer besser in Schwung gekommen und hatte die Fähigkeiten ins Spiel gebracht, die man sich in Boston erhofft hatte. Eine Unmenge an Energie, athletisch, für einen Big Man sehr schnell und ein guter Finisher am Korb. Ohne KG und Bass hätten die Celtics Wilcox' Produktivität dringend benötigt, aber an diesem Abend bekamen sie absolut nichts. 2 Punkte, 1 Rebounds, 4 Fouls. Wilcox zog sich dann auch noch eine Adduktorenzerrung zu und konnte das Spiel nicht beenden.

Die Analyse: Nachdem die 6-Spiele-Siegesserie der Mavs am Sonntag von den Knicks gestoppt worden war, bekamen Nowitzki und Co. einen Tag später einen Gegner auf dem Tablett serviert, wie er dankbarer nicht hätte sein können. Die frustrierten, kriselnden und vor allem dezimierten Celtics.

Bostons Saison ist bislang eine reine Achterbahnfahrt. Nach einem miesen Start waren die Celtics eine Zeit lang heiß (9 Siege in 10 Spielen) und bewiesen, dass sie in Bestbesetzung immer noch jeden schlagen können - aber jetzt geht es wieder brutal in die andere Richtung (6 Niederlagen in den letzten 7 Spielen).

Und es ist kein Wunder. Selbst mit ihrer Stammformation haben die Celtics einige große Problemfelder in der Offense - wenn dann Rajon Rondo, Kevin Garnett und Brandon Bass fehlen, geht schlichtweg nicht mehr viel. Boston ist defensiv überragend, aber wenn man keine 80 Punkte zustande bringt, hilft das alles nichts.

Die Celtics sind das schlechteste Rebounding-Team der NBA (52:44 Dallas), sie greifen sich keine Offensiv-Rebounds (13:5 Dallas) ab, sie machen keine Points in the Paint (32:18 Dallas), und sie schmeißen die Bälle weg (17:10 Turnover). Kurzum: Alle Schwächen waren in Dallas wieder mal klar zu erkennen.

Die Mavs machten außerdem defensiv das, was man gegen diese Boston-Truppe machen musste. Pierce und Allen auf den Flügeln überhaupt keinen Platz lassen, im Wissen, dass von den anderen Spielern wenig Gefahr ausgeht. So war es dann auch, mal abgesehen von Avery Bradley, der zeigte, dass er nicht nur ein hervorragender Defender ist, sondern auch Jumper treffen kann.

Dallas kontrollierte das Spiel von Beginn an, führte mit bis zu 24 Punkten Vorsprung (66:42) und fuhr einen extrem entspannten Sieg ein. Es war kein faires Duell, als sich bei Boston immer mehr Spieler verletzt abmeldeten. Dass Lamar Odom (2/8 FG, 0/5 Dreier) einmal mehr Probleme hatte, fiel bei Dallas nicht ins Gewicht. Dafür konnte Dominique Jones (7 Punkte, 5 Assists, 4 Rebounds) überzeugen, und das auch mit Point-Guard-Skills.

Während die Celtics den All-Star-Break dringend brauchen, vorher aber noch ausgerechnet nach Oklahoma City müssen, können sich die Mavs noch auf ein Highlight freuen: Am Mittwoch kommen Kobe Bryant und die Lakers ins AAC.

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