NBA

Nowitzki: "Der Lockout hat mich gerettet"

Von Aufgezeichnet von Haruka Gruber
Repeat? Dirk Nowitzki würde eine zweite Championship sicherlich nicht ablehnen
© Getty

Ein seltsamer Sommer, eine hektische Preseason - und ein tiefenentspannter Dirk Nowitzki: Der Dallas-Mavericks-Superstar nahm sich die Zeit und stellte sich den Fragen der Journalisten. In einer Telefonkonferenz sprach er über sich und die wilden Trades, die die NBA erschüttern.

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Frage: Mit welchen Gefühlen blicken Sie in die kommende Saison?

Dirk Nowitzki: Wir haben eine komische Zeit hinter uns. Man wusste nie, ob die Saison doch stattfindet oder ob ich irgendwo in Europa spiele. Jetzt freuen wir uns darauf, dass es endlich losgeht. Wir trainieren seit ein paar Tagen und wir machen uns voll fit. Wir haben jetzt noch etwas weniger als zwei Wochen und wir freuen uns darauf, den Titel zu verteidigen. Go Mavs!

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Frage: Wie sehr hat sich Ihr Leben seit diesem Sommer verändert?

Nowitzki: Es war schon mehr los. Es war der Wahnsinn, wie Deutschland am Titelgewinn teilgenommen hat. Ich hätte nie gedacht, was für einen Rummel man mit Basketball auslösen kann. Das war witzig zu sehen. Alleine, wie viele Menschen mir erzählt haben, dass sie nachts aufgestanden sind. Mittlerweile werde ich auch von älteren Leuten im Aufzug erkannt, von denen ich dachte, dass sie mit Basketball überhaupt nichts am Hut haben. Es war insgesamt mehr Rummel, auch bei der Nationalmannschaft. Nach dem Sommer habe ich daher ein bisschen Ruhe gebraucht und bin vor sechs Wochen schon nach Dallas geflogen. Diesen Abstand habe ich nach der Hektik gebraucht.

Frage: In Deutschland wird über die Überbelastung von Spitzensportlern diskutiert. Haben Sie eine Strategie, um sich gegen Burnout zu wappnen?

Nowitzki: Ich versuche, alles mit Spaß zu nehmen. Ab und zu muss man Abstand suchen, auch wenn es direkt nach der Meisterschaft schwer war. Rüber nach Würzburg für die Parade, dann wieder zurück in die USA, Kurz-Urlaub, wieder rüber nach Würzburg für das Training mit der Nationalmannschaft. Die Erholungsphase war definitiv zu kurz. Vor allem nach der EM habe ich den Abstand gebraucht. Der Lockout hat mich deswegen gerettet. Wenn es gleich nach der EM in der NBA losgegangen wäre, würde ich jetzt schon knapp am Burnout herumknapsen. Die zwei Monate Pause waren daher ein Glücksfall für mich. Jetzt habe ich wieder Spaß an der Sache. Der hatte im Sommer ein bisschen gefehlt.

Frage: Besteht dennoch die Gefahr, dass die Motivation fehlt?

Nowitzki: Am Anfang war es schwer, sich zu motivieren. Nachdem man seinen Traum erfüllt hat, war es schwer, mit Holger Geschwindner in die Halle zu gehen und irgendwelche Froschsprünge zu machen. Deswegen kam die EM zu früh für mich. Mit dem Abstand fühle ich mich aber wieder wohl. Ich weiß sowieso, dass in mir der Wettkampfgeist wieder geweckt wird, wenn die Saison beginnt. Das Wiederholen des Titelgewinns wäre ein absoluter Traum.

Frage: Wie ist Ihr körperlicher Zustand?

Nowitzki: Ich habe noch Arbeit vor mir, aber es wird von Tag zu Tag immer besser. Ich bin vor eineinhalb Wochen direkt nach "Wetten, dass..?" nach Dallas geflogen und habe von Montag bis Freitag für mich selbst etwas gemacht. Hoch und runter rennen, ein bisschen Kondition, ein bisschen Kraft. Am Freitag haben wir dann als Mannschaft losgelegt. Außerdem hatte ich in Würzburg schon zwei Wochen trainiert. Es ist daher okay, auch wenn ich noch einige Prozent draufzulegen habe. Die Hauptsache ist, dass es wieder Spaß macht. So lange der Spaß da ist, werde ich relativ schnell wieder fit.

Frage: Viele Spieler im Mavericks-Kader sind wie Sie über 30 Jahre alt. Ist die verkürzte Saison ein Vorteil, weil es weniger Spiele sind? Oder ein Nachteil, weil der Kalender gedrängter ist?

Nowitzki: Beides. Das Wichtigste: Wir müssen am Anfang relativ schnell den Rhythmus finden, da danach viele Spiele kommen. Ich glaube, dass es uns gelingt, weil Jason Kidd das Zusammenspiel sehr leicht macht und der Kern des Teams die Systeme noch kennt. Dennoch: Vince Carter ist 34 Jahre alt, Lamar Odom 32 - umso wichtiger wird die Bank. Jet Terry, Odom oder Shawn Marion, Delonte West als Kidd-Backup, auch von Roddy Beaubois erwarten wir uns viel. Sie müssen uns viele Minuten geben.

Frage: Wie bewerten Sie die bisherigen Verpflichtungen?

Nowitzki: Mit den Neuen können wir voll zufrieden sein. Lamar Odom wird gut reinpassen, Vince Carter ebenso. Am Montagabend wurde noch Delonte West geholt, ein Aufbau, der Jason Kidd helfen soll. Wir haben wieder eine solide Truppe mit älteren Leuten, die zusammenspielen und gewinnen wollen. Wir werden ein solides Produkt aufs Spielfeld schicken.

Frage: Die interessanteste Personalie ist der von den Lakers verpflichtete Lamar Odom. In den Playoffs sorgte er mit einem überharten Foul gegen Sie für Aufregung, außerdem ruft seine Dauerpräsenz in einer Reality-Sendung, die auch in Dallas fortgesetzt werden soll, ein gewisses Unverständnis hervor. Befürchten Sie zwischenmenschliche Misstöne?

Nowitzki: Ich glaube, es wird keine Probleme geben. Erst mal: Das Foul war aus der Frustration heraus, weil wir im vierten Spiel so gut waren. Aber ich spiele seit zehn Jahren gegen Lamar und ich habe auf dem Feld noch nie böse Worte mit ihm gewechselt. Daher gehe ich davon aus, dass wir gut zusammenspielen. Er ist für seine Größe ein guter Passgeber und es macht Spaß, mit ihm zu spielen. Was er außerhalb des Platzes macht, interessiert mich eigentlich nicht. Damit habe ich nichts zu tun. Ich bin eh einer, der sich außerhalb des Spielfelds zurückzieht und sein eigenes Ding macht. Außerdem hat Lamar letztes Jahr als bester Sixth Man gezeigt, dass er trotz des Rummels seine Leistung bringt. Und das ist das einzige, was uns interessiert.

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