NBA

"Ich schließe Deutschland nicht aus"

Von dapd
Bei anhaltendem NBA-Lockout kann Deutschland eine Option für Dirk Nowitzki werden
© Getty

Dirk Nowitzki kann sich einen Wechsel nach Deutschland vorstellen, falls der Lockout in der NBA länger anhält. "Ich schließe Deutschland nicht aus", sagte Nowitzki der "dapd".

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Frage: Herr Nowitzki, Sie haben in diesem Jahr mit den Dallas Mavericks den NBA-Titel geholt, dabei viel Kraft gelassen in einer Saison mit rund 100 Spielen. Wie stand es danach um Ihre Motivation für die EM in Litauen?

Dirk Nowitzki: Ich habe meinen absoluten Traum erreicht, da kann jetzt eigentlich nichts mehr kommen in meiner basketballerischen Karriere. Da war erstmal ein kleines Motivationsloch. Es hat auch die ersten zwei Wochen nicht unbedingt Spaß gemacht. Jetzt bin ich ja auch schon einigermaßen fit, da macht es auch mehr Spaß.

Frage: Auf Sie wartet ein Mammutprogramm. Sechs Spiele innerhalb von zehn Tagen in der Vorbereitung und dann noch mal mindestens fünf Spiele in sechs Tagen bei der EM-Endrunde. Sommerpause sieht anders aus.

Nowitzki: Das ist schon ein gutes Programm, ein Monsterprogramm, das wir da vor uns haben. Wir werden ja nicht alle Spiele durchspielen, und bis Litauen werden wir schon alle fit sein.

Frage: Sie sprechen das Thema Fitness an, wie steht es um den lädierten linken Mittelfinger?

Nowitzki: Mir geht es gut. Der Finger hängt noch ein bisschen, aber das wird schon. Das ist aber kein Problem, alles ist gut verheilt. Die Schiene am Finger hab ich ja insgesamt fast sechs Wochen drangehabt. Die kam dann Mitte Juli ab.

Frage: Wie haben Sie sich seit Trainingsbeginn vor knapp drei Wochen vorbereitet?

Nowitzki: Die erste Woche ging ganz langsam los, ich kann ja nicht nach dem Urlaub von null auf hundert einsteigen. Man muss ja erstmal reinkommen, es erstmal ruhig angehen lassen. Dann haben wir die Intensität allmählich gesteigert. Ich denke, ich bin körperlich auf einem guten Weg.

Frage: Haben sie auch mal außerhalb der Halle trainiert, zum Beispiel mit Waldläufen?

Nowitzki: Nein, haben wir nicht. Waldläufe sind bei unserer Größe nichts. Das ist was für die Fußballer. (lacht)

Frage: Die gemeinsame Vorbereitung mit dem DBB-Team erscheint auf den ersten Blick mit 15 Tagen extrem kurz, reicht das um sich einzuspielen?

Nowitzki: Die Vorbereitung ist immer so kurz. Wir haben sechs Spiele, das ist mehr als genug, da können wir uns gut auf einander einstellen.

Frage: Wie schätzen Sie die Chancen des deutschen Teams bei EM ein, wie weit kommt das deutsche Team?

Nowitzki: Ich hoffe doch, dass wir aus der Vorrunde rauskommen und uns als Mannschaft gut präsentieren. Das ist wichtig. Dann schauen wir mal, was in der Zwischenrunde geht. Ziel ist natürlich die Qualifikation für das vorolympische Qualifikationsturnier.

Frage: Dazu müssen Sie mindestens Sechster werden. Spielen Sie im Falle der geglückten Qualifikation bei Olympia?

Nowitzki: Ich weiß es nicht. Wenn wir uns nicht direkt qualifizieren, wird es schwer beim Qualifikationsturnier. Wir haben uns da vor drei Jahren vor Peking in Athen durchgebissen, das war schon ein Hammer. Aber letztlich hat es sich ja gelohnt. Peking war eine der besten Erfahrungen meines Lebens. Dann durfte ich auch noch die Fahne tragen, was eine absolute Ehre war. Ob wir dahin kommen, weiß man nicht.

Frage: Wer ist für Sie Topfavorit für die EM?

Nowitzki: Spanien wird wohl Topfavorit sein, danach sehe ich viele Länder auf einem hohen Niveau, die um den Titel mitspielen können.

Frage: Seit dem 1. Juli gibt es jetzt schon den Lockout, die Aussperrung der Spieler aus ihren Klubs. Wie lange wird dieser Zustand noch anhalten?

Nowitzki: Es hängt alles in der Luft. Da weiß keiner was Neues, ich auch nicht. Ich weiß auch nur, was in den Medien steht. Uns ist der Kontakt zu den Teambesitzern nicht erlaubt. Ich spiele erstmal die EM. Mal schauen wie weit wir bis dahin sind. Dann ist es schon Mitte September und man muss sehen, wie es mit dem Streik aussieht. Wenn die ganze Saison ausfällt, muss man sich überlegen, ob man sich optional was anderes suchen muss.

Frage: Die Basketballwelt wartet gespannt darauf, für wen Sie im Falle eines andauernden Lockouts spielen. Können Sie ausschließen, dass sie in Deutschland spielen?

Nowitzki: Nein, ich schließe Deutschland nicht aus. Ich will nur nicht, dass es wieder heißt: Jetzt geht er wieder dahin, oder dorthin. Da rumzuspekulieren macht keinen Sinn. Das ging ja schon das ganze Jahr so, deshalb hab ich dann auch gesagt, ich könnte ja auch in China oder Südamerika spielen, nur um das Ganze mal ein bisschen runterzubringen. Keiner weiß wie lang der Lockout wirklich geht, von daher würde ich jetzt alles ein bisschen runterkochen.

Frage: Es gibt Gerüchte um China, ist das eine Option für Sie?

Nowitzki: Es ist noch alles offen. Klar sind Angebote da. Es liegen konkrete Angebote auf dem Tisch.

Frage: Die Begeisterung um Ihre Person scheint in der ganzen Welt riesig nach dem Titelgewinn mit den Dallas Mavericks. Hat sich das im Vergleich zu den Vorjahren noch mal gesteigert?

Nowitzki: Ja, das ist schon Wahnsinn. Ich werde jetzt natürlich überall erkannt. Obwohl, das war eigentlich ganz gut, ich war ein paar Tage in England, da kennt mich nun wirklich gar keiner. Dafür war im Urlaub die absolute Hölle los. Ich war in der Karibik, was ja nah an Miami dran ist, wo wir mit den Mavs die Finals gespielt haben. Von daher war schon echt was los. Auch am Strand sind die Leute teilweise gekommen. Es ist natürlich schön zu wissen, dass man anerkannt wird und was Schönes geleistet hat.

Frage: Als Zeichen der Anerkennung für Ihre Leistung in den Finals wurden Sie als bester Spieler ausgezeichnet. Wo bewahren Sie eigentlich ihre MVP-Trophäe auf?

Nowitzki: Die ist momentan unterwegs. Wir haben sie nach New York geschickt, um meinen Namen eingravieren zu lassen. Danach wird sie hierher geschickt. Dann lass ich sie erstmal bei meiner Mutter in Würzburg.

Frage: Sie telefonieren ja bekanntlich nicht so gern. Wie viele SMS schreiben Sie denn so pro Tag?

Nowitzki: Das sind schon einige. Telefonieren tue ich nur mit meiner Mutter, wenn ich in Amerika bin und ab und zu mit meiner Freundin, aber sonst eher nicht.

Frage: Wollen Sie nach ihrer Karriere wieder in Deutschland leben?

Nowitzki: Ich fühle mich immer an beiden Plätzen wohl, in Deutschland wo meine Familie lebt und in Amerika, wo ich Basketball spiele.

Frage: Wie geht es nach der Karriere weiter?

Nowitzki: Da ist alles offen. Ich will dem Basketball auf jeden Fall erhalten bleiben. Erstmal habe ich noch drei Jahre Vertrag, da ist noch ein bisschen Zeit. Vielleicht gewinne ich danach ein bisschen Abstand, weil gleich irgendwas anderes zu machen, da brauch ich erstmal ein bisschen Zeit. Aber generell würde ich schon sagen, dass ich dem Basketball erhalten bleiben werde.

Der Spielplan der EM in Litauen

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