NBA

"Ich dachte: Warum machst du das alles?"

Von Für SPOX in Dallas: Toby Rochau
Dirk Nowitzki gewann nach 13 NBA-Jahren seine erste Meisterschaft
© Getty

Dirk ungefiltert. Dirk intim. Dirk exklusiv. Im ersten langen Interview nach dem Titel spricht Finals-MVP Dirk Nowitzki über seine Sinnkrise, die Verrücktheiten von Dallas-Mavericks-Besitzer Mark Cuban und Brian "Basketball-Gott" Cardinal.

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SPOX: Herr Nowitzki, wie viel Schlaf hatten Sie seit dem Titelgewinn?

Dirk Nowitzki: Hoffentlich komme ich jetzt ein bisschen zum Schlafen, am Donnerstag geht es ja schon weiter mit der Parade. In den letzten Tagen war überhaupt nicht ans Bett zu denken. In Miami sind wir direkt nach dem Spiel, ohne etwas zu essen, mit dem Bus von der Arena in einen Club gefahren. Gefeiert, eine Stunde geschlafen, nach Dallas geflogen und dort den riesigen Empfang mitgemacht. Dann kurz nach Hause und schon ging es wieder los.

LIVE-TICKER am Donnerstag, 18 Uhr: Die Championship Parade der Mavericks in Dallas

SPOX: Wie hat Ihr exzentrischer Klub-Besitzer Mark Cuban gefeiert?

Nowitzki: Der Cuban hat die Trophäe überall hingeschleppt. Ich dachte, es wäre etwas zu viel des Guten, das Ding in Miami in den Club mitzunehmen. Immerhin waren wir in Feindesland. Aber wir wurden sehr gut aufgenommen. (lacht)

SPOX: Cuban sorgte mit der Ankündigung für Aufsehen, dass er statt Meisterschafts-Ringen etwas anderes anfertigen lassen möchte. Im Gespräch ist ein Meisterschafts-Armband. Wäre das in Ordnung?

Nowitzki: Das letzte Wort mit Cuban ist noch nicht gesprochen. Er will Armbänder machen lassen, aber der Ring ist ein Klassiker. Wir Spieler haben schon versucht, auf ihn einzureden. Ein Ring ist ein absolutes Muss. Mal sehen, wer sich durchsetzt.

SPOX: Bekamen Sie etwas von der Begeisterung in Deutschland mit?

Nowitzki: Meine Schwester hat mich immer informiert und mir erzählt, was in Deutschland abläuft. In Würzburg war die Hölle los. Meine Eltern sind mit allen Freunden zum Griechen. Am Anfang waren es 30, am Schluss um die 250. Ich freue mich riesig, nach Deutschland zu kommen und die ganzen Fans und die Familie zu sehen. Besonders die Leute, die mich in den 13 Jahren nach jeder Niederlage so unterstützt haben.

BLOG All Eyes on Dirk - Die Meinungen der SPOX-User zum Titelgewinn

SPOX: Wann kehren Sie nach Deutschland zurück?

Nowitzki: Ich habe noch gar keinen Plan. Am Wochenende werde ich mich mal hinsetzen und mir den Sommer skizzieren. Was alles ansteht mit Training, Sponsoren und so weiter. Vielleicht weiß ich am Wochenende auch schon mehr, was los ist mit der Nationalmannschaft. Klar ist aber auch: Zwei Wochen am Strand müssen drin sein.

SPOX: Bundestrainer Dirk Bauermann äußerte sich sehr zuversichtlich, dass Sie an der Ende August beginnenden EM teilnehmen.

Nowitzki: Das Jahr war verdammt lange und ich habe mich leider auch noch verletzt. Zum Glück muss der Finger nicht operiert werden. Ich werde das alles in den nächsten Wochen entscheiden. Ich weiß nicht einmal genau, wann die EM ist. Bis Sonntag habe ich mich nur auf die eine Sache konzentriert, jetzt will ich erstmal genießen.

SPOX: Nach dem Schlusspfiff von Spiel 6 bei den Heat sind Sie sofort in die Kabine gestürmt, um alleine zu sein. Was geschah dort?

Nowitzki: Es war wie 2008 nach der Olympia-Qualifikation in Athen mit der Nationalmannschaft. Ich musste alleine sein. Ich war total leer und happy nach zwei Monaten Playoffs auf dem höchsten Niveau. Natürlich habe ich etwas geheult, aber nach ein paar Minuten ging es wieder. Ich dachte, es wird noch heftiger. In Athen war ich 30 Minuten nicht ansprechbar.

SPOX: Was ging in Ihnen vor?

Nowitzki: Ich hatte keine Ahnung, was sich abspielt. Es ist schwer zu beschreiben, wenn man so viel harte Arbeit reinsteckt und man es endlich schafft. In dem Moment kam alles raus, was ich in den letzten 13 Jahren erlebt habe. Ich werde noch ein paar Wochen brauchen, um es zu realisieren. Ich glaube es immer noch nicht ganz.

SPOX: Sie traten in den Playoffs so konzentriert wie nie auf. Stimmte der Eindruck?

Nowitzki: In den letzten Wochen habe ich es mir gar nicht erlaubt, daran zu denken, dass wir das Ding holen. Ich wollte immer im Moment leben. Deswegen hatte ich am Schluss nur noch ganz wenig Kontakt mit den Leuten, weil ich so fokussiert war. Ich bin nicht mehr weg gegangen und blieb nur noch zu Hause.

SPOX: Weil Sie es endlich den Kritikern beweisen wollten?

Nowitzki: Es war nie meine Motivation, den Kritikern den Mund zu stopfen. Vielmehr wollte ich es mir selbst beweisen. Aber natürlich tut es auch gut zu zeigen, dass es klappt. Vor allem den Leuten, die gemeint haben, dass ich nie einen Titel gewinnen werde oder dass ich keine Mannschaft führen könnte.

SPOX: Die US-Medien überschlagen sich vor Lob.

Nowitzki: Es ist eigentlich nebensächlich, ob ich hier in den USA mehr angesehen werde oder nicht. Eigentlich war alles andere nebensächlich außer der eine große Traum, das Ding in der Hand zu halten. Ich wollte nur einmal in der besten Mannschaft der Welt spielen.

Teil II: Dirk Nowitzki über den schweren NBA-Start, Froschsprünge und Brian "Basketball-Gott" Cardinal

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