NBA

"Manchmal bekommt man den Hintern versohlt"

Von Florian Regelmann
Dirk Nowitzki war bei der Mavs-Pleite in Spiel 2 mit 29 Punkten Topscorer
© Getty

Die Dallas Mavericks verlieren Spiel 2 der Western Conference Finals gegen die Oklahoma City Thunder verdient mit 100:106 und kassieren damit nach sieben Playoff-Siegen in Folge mal wieder eine Pleite. Dirk Nowitzki kann nicht verhindern, dass die Thunder die Best-of-seven-Serie ausgleichen und damit auch den Heimvorteil klauen.

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Dirk Nowitzki (10/17 FG, 9/10 FT) lieferte bei der ersten Playoff-Heimniederlage der Mavs in dieser Saison mit 29 Punkten, 5 Rebounds und 5 Assists eine starke Vorstellung ab, auch wenn sie natürlich nicht ansatzweise an seine 48-Punkte-Gala von Spiel 1 herankam. Neben Nowitzki überzeugten bei den Mavs noch Tyson Chandler (15 Punkte, 13 Rebounds) und Jason Kidd, der das Boxscore mit 13 Punkten, 7 Assists, 5 Rebounds und 5 Steals füllte.

Topscorer der Thunder war Superstar Kevin Durant mit 24 Zählern. Sixth Man James Harden steuerte 23 Zähler zum Erfolg bei. Russell Westbrook kam auf 18 Punkte. In der Nacht auf Sonntag (3 Uhr im LIVE-TICKER) findet Spiel 3 in Oklahoma City statt - die Thunder haben den Heimvorteil durch ihren Auswärtssieg jetzt - vorerst - auf ihre Seite geholt.

Mavs vs. Thunder: Das Spiel zum Nachlesen im Ticker

Reaktionen:

Rick Carlisle (Trainer Dallas): "Ihre Bank war dominant. Manchmal bekommt man den Hintern versohlt. Das muss man dann wie ein Mann hinnehmen. Hey, wir müssen einfach wieder zurückschlagen jetzt. Wir müssen vor allem unsere Probleme in der Defense lösen. 100 Punkte sollten in einem Playoff-Spiel zum Sieg reichen."

Dirk Nowitzki (Dallas): "Ihre Bankspieler sind raus gekommen und haben uns fertig gemacht. Wir waren nie wirklich bereit für ihre Bankspieler."

Kevin Durant (Oklahoma City): "Ich war überrascht, dass Russell im letzten Viertel nicht auf dem Feld stand, aber Eric hat super Regie geführt und jeden ins Spiel einbezogen. Wir hatten einen tollen Start ins letzte Viertel, es war eine gute Entscheidung vom Coach, die Lineup so zu lassen. Unsere Bank hat die gesamte Saison schon hart für uns gespielt, das war ein weiteres Beispiel heute."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Beide Teams wie erwartet wieder mit den gleichen Starting Fives. Kidd, Stevenson, Marion, Nowitzki und Chandler für die Mavs. Westbrook, Sefolosha, Durant, Ibaka und Perkins für die Thunder.

6.: Überragend. Dirk geht an der Baseline mit ein paar schnellen Schritten ganz locker an Ibaka vorbei und lässt es krachen! Dann pennen die Thunder auch noch einmal und lassen Marion nach einem Einwurf über das ganze Feld ganz leichte Punkte machen. 17:11 Dallas. Timeout Thunder.

11.: Achtung, Achtung, ESPN-Sportscenter-Moment-of-the-Night! Durant bekommt nach dem Einwurf den Ball, zieht zum Korb und dunkt monstermäßig ins Gesicht von Haywood! Poster, Baby, Poster! Unfassbare Aktion. Plus Foul noch obendrauf. Aber immer noch 28:21 Mavs.

15.: Nowitzki wird hart gedoppelt und schmeißt den Ball im Rückwärtsfallen weg. Über Harden kommt der Ball zu Maynor und ab geht die wilde Fahrt. Der pfeilschnelle Spielmacher legt die Pille im Fastbreak rein und schon sind die Thunder hier vorne. 37:35. 20:7-Lauf. Timeout Mavs.

19.: Westbrook lässt sich von Stojakovic den Ball klauen, Nowitzki findet mit seinem 4. Assist des Spiels Chandler unter dem Korb und der Mavs-Center scort. Dallas hat auf den OKC-Run wieder mit einem eigenen 13:3-Run geantwortet. 48:43 Mavs.

27.: Ganz starker Start der Thunder ins dritte Viertel. Erst Westbrook, der jetzt immer besser wird und seinen Rhythmus findet, mit zwei Jumpern, dann trifft auch Durant. Bei den Mavs geht nix rein. Sie sollten den Ball dann vielleicht doch mal wieder zu Nowitzki bringen... 65:57 Thunder.

36.: Die Mavs gehen durch einen 11:2-Run wieder in Führung, aber dann trifft Harden den Dreier und Terry foult ihn auch noch dabei! Vierpunktspiel für den Thunder-Sixth-Man. OKC ist vor dem Schlussviertel knapp vorne (77:76). Nowitzki war die letzten Minuten auf der Bank und hält immer noch bei 13 Punkten.

46.: Westbrook bleibt weiterhin auf der Bank, weil Maynor genial spielt. Wieder zieht er zum Korb und schließt ab. Dann klaut Collison Nowitzki den Ball und Harden setzt offensiv das nächste Highlight, Big-Time-Shot gegen Terry, Harden ist unglaublich heiß. 102:92 Thunder. Timeout Dallas. Das war's wohl.

48.: Nowitzki lehnt sich ganz geschickt in Collison rein, behält akrobatisch seine Füße hinter der Dreierlinie und zieht das Shooting-Foul. Er trifft aber nur 2 von 3. Ausgerechnet jetzt vergibt er seit Ewigkeiten mal wieder einen Freiwurf. 104:100 Thunder.

Der Star des Spiels: James Harden. Kevin Durant sorgte mit seinem Monster-Slam Ende des ersten Viertels für den Weckruf, aber selbst der Thunder-Superstar war nach dem Spiel der Erste, der das Lob sofort an seine Teamkollegen weitergab. Harden lieferte mit 23 Punkten (6/9 FG, 4/7 Dreier, 7/8 FT), 7 Rebounds, 4 Assists und 2 Steals eine sensationelle All-around-Performance ab. 10 seiner 23 Punkte erzielte er im letzten Viertel. Harden steht stellvertretend für die gesamte OKC-Bank, die grandios auftrat. In Spiel 1 war das Duell der Bänke noch klar an Dallas gegangen (53:22), in Spiel 2 sah die Welt ganz anders aus (50:29 Thunder). Harden, Maynor, Cook und Collison spielten so stark, dass Coach Brooks sie an der Seite von Durant in der entscheidenden Phase auf dem Feld behielt und seine anderen Starter um Westbrook auf der Bank schmoren ließ.

Der Flop des Spiels: Jason Terry. In Spiel 1 ging aufgrund der außerirdischen Vorstellung von Nowitzki fast unter, dass auch Terry ein famoses Spiel machte. In Spiel 2 war der Sixth Man der Mavs meilenweit von seiner Bestform entfernt und ließ sich von Harden nach allen Regeln der Kunst fertig machen. Der Höhepunkt von Terrys Fehlern kam Ende des dritten Viertels, als er Harden beim Dreier foulte und ihm ein Vierpunktspiel ermöglichte. Zuvor hatte sich Dallas gerade die Führung zurückerkämpft. Terry war auch danach in der Crunchtime überhaupt kein Faktor, bzw. nur ein negativer. Nur 8 Punkte, kein Dreier getroffen, 3 Turnovers - mit solchen Terry-Stats kann Dallas keine wichtigen Spiele gewinnen. Ist wahrlich nichts Neues.

Analyse: Die Mavs erwischten einen guten Start und zogen gegen Ende des ersten Viertels bis auf elf Punkte weg (28:17). Es schien in dieser Phase alles für Dallas zu laufen. Die Thunder wirkten seltsam lethargisch und ließen über sich ergehen, dass die Mavs eine Layup- und Dunk-Show abzogen. Alley-oop-Pässe von Kidd auf Chandler, Drives zum Korb - Oklahoma City verteidigte streckenweise grauenvoll.

Doch dann kam eine Aktion, die dem gesamten Spiel eine Wendung geben sollte. Durants Monster-Dunk war genau der "Hallo-Wach-Effekt", den die Thunder brauchten. Ohne Durant, der alleine im ersten Viertel 14 Punkte erzielte, hätte es ganz schlimm ausgesehen für die Thunder. Aber so wurde Oklahoma City plötzlich viel aggressiver und fand über die Bank zurück ins Spiel. Maynor, Harden, Cook und Collison waren im zweiten Viertel dafür verantwortlich, dass sich das Spiel drehte. Zur Pause war die Partie völlig offen (59:57 Thunder).

Dirk Nowitzki lieferte zu diesem Zeitpunkt abermals eine sehr effiziente und uneigennützige Leistung ab. Wenn es irgendwie ging, versuchte er, seine Mitspieler in Szene zu setzen. Teilweise war es vielleicht schon zu viel des Guten. Im dritten Viertel fand Nowitzki nämlich gar nicht mehr statt und blieb völlig ohne Punkt. Die Partie wogte jetzt hin und her. Beide Teams starteten Mini-Runs, hatten in der Offense aber so ihre Probleme. Dallas profitierte jetzt von einer guten Arbeit am Brett und war deshalb auch vor dem Schlussviertel voll im Spiel.

Obwohl Nowitzki dann das Mavs-Spiel komplett an sich riss und in den letzten zwölf Minuten 16 Punkte erzielte, reichte es für Dallas nicht zum Sieg. Die Thunder hatten mit Durant und ihren vier Bankspielern eine Variante gefunden, die an diesem Tag einfach besser war als die Mavs. Es war schon bemerkenswert, dass Brooks Westbrook auf der Bank ließ, aber er hatte keinen Grund zu wechseln. Mit einem 14:5-Lauf entschieden die Thunder die Partie. Durant musste im letzten Viertel nur vier Punkte machen, so gut spielte die OKC-Bank.

In der Crunchtime misslangen selbst Nowitzki einige Aktionen, negativer Höhepunkt war sein zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt vergebener Freiwurf (Freiwurf-Streak endet bei 39). Nowitzki war insgesamt nicht ansatzweise so dominant wie in Spiel 1. Er musste sich jeden Wurf hart erarbeiten - jedes Mal, wenn er am Ball war, oder noch bevor er an den Ball kommen konnte, flogen von allen Seiten Thunder-Spieler auf ihn zu. Er hatte es nicht mehr so leicht, den Ball in seine Hände zu bekommen.

Die Thunder verdienten sich den Sieg durch ihr entschlossenes Auftreten - sie hatten die besseren Quoten aus dem Feld (56 zu 44 Prozent), von der Dreierlinie (39 zu 33 Prozent) und wollten den Sieg mehr. Es ist offensichtlich, dass sie Dallas mit ihrer Athletik enorm wehtun können. Die normal so formidable Dallas-Defense hat in der gesamten Regular Season nur ein einziges Mal eine bessere FG-Quote des Gegners zugelassen.

Gegen die Thunder haben die Mavs jetzt große Probleme in der Defense. Nachdem sie in den ersten beiden Serien gegen die Blazers und Lakers nicht ein einziges Mal 100 Punkte erlaubt hatten, war es jetzt gegen OKC schon zweimal der Fall. Die Thunder haben ihrerseits außerdem mal wieder bewiesen, dass sie nach Niederlagen im nächsten Spiel immer sofort zurückschlagen. Zwei Niederlagen in Folge haben sie sich in den Playoffs noch nicht geleistet.

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