NBA

Der nächste Schocker: Butler verletzt!

Von Florian Regelmann
Caron Butler erzielt in dieser Saison im Schnitt über 15 Punkte für die Mavericks
© Getty

Die Dallas Mavericks (24-8) kassieren bei den Milwaukee Bucks (13-18) ohne die verletzten Dirk Nowitzki und Shawn Marion nicht nur eine 87:99-Niederlage und haben damit zum ersten Mal in dieser Saison drei Spiele in Folge verloren, sie müssen vor allem den nächsten Verletzungsschock hinnehmen. Caron Butler scheidet mit einer Knieverletzung aus, die das Saisonende für den Forward bedeuten könnte.

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In Abwesenheit von Dirk Nowitzki, der wegen seiner Verstauchung des rechten Knies sein drittes Spiel nacheinander verpasste und auch am Sonntag in Cleveland nicht spielen wird, war J.J. Barea mit einer neuen Karrierebestleistung von 29 Punkten der überragende Mann bei den Mavs. Jason Kidd lieferte 14 Punkte, 9 Assists, 7 Rebounds und 6 Steals.

Topscorer der Bucks waren Earl Boykins (26 Punkte) und John Salmons (21 Zähler). Ersan Ilyasova legte mit 16 Punkten und 17 Rebounds ein starkes Double-Double auf.

Überschattet wurde die Partie von der Verletzung Caron Butlers. Der Mavs-Forward brach nach einem versuchten Rebound im ersten Viertel mit starken Schmerzen im rechten Knie zusammen. Wie "NBA.com" unter Berufung auf eine Liga-Quelle berichtet, liegt der Verdacht nahe, dass sich der 30-Jährige die Patellasehne gerissen hat. Bestätigt sich die Vermutung, wäre es wohl das Saisonaus für Butler.

Bucks - Mavericks: Die Highlights zum Spiel im Video bei ESPN

Die Reaktionen:

Rick Carlisle (Trainer Dallas): "Wir befürchten, dass es möglicherweise eine ernste Verletzung ist. Wir werden es im Laufe des Sonntags erfahren. Dass er trotz der möglicherweise schweren Verletzung aufgestanden und in die Kabine gelaufen ist, war eine der beeindruckendsten Sachen, die ich im Basketball je gesehen habe. Er ist ein echter Mann. Wir haben alle großen Respekt vor ihm."

Scott Skiles (Trainer Milwaukee): "Wenn man bedenkt, dass Nowitzki und Marion gefehlt haben, war das ein Spiel, das wir gewinnen mussten. Das haben wir getan."

Dirk Nowitzki (Dallas): "Wir haben jetzt doch einige Verletzungsprobleme. Aber da müssen wir uns durchkämpfen. Hoffentlich können Shawn und ich bald wieder dabei sein, und dann schauen wir mal, wie schlimm es bei Caron ist und sehen weiter. Wenn man zuschauen muss, wie ein Teamkollege am Boden liegt und vor Schmerzen mit der Hand auf den Boden hämmert, ist es einfach furchtbar."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Bei den Mavs fehlt nicht nur Nowitzki, auch Shawn Marion (Oberschenkelprellung) muss pausieren. Brian Cardinal steht erneut in der Starting Five. Aber auch die Bucks haben große Verletzungssorgen. Brandon Jennings (Fuß), Carlos Delfino (Gehirnerschütterung), Drew Gooden (Fuß) und der dauerverletzte Michael Redd (Knie) sind nicht dabei. So beginnt Milwaukee mit Keyon Dooling, John Salmons, Luc Richard Mbah a Moute, Ersan Ilyasova und Andrew Bogut.

7.: Die Mavs starten gut, Butler trifft sofort seine ersten Jumper, auch ein Stevenson-Dreier fällt, aber in der Defense passt es bei Dallas noch nicht. Milwaukee veranstaltet hier einen Layup-Drill - Mbah a Moute, Salmons und Dooling kommen alle in der Zone zum Abschluss. Ein 15:7-Lauf bringt den Bucks die Führung. 17:14.

10.: Dallas hat jetzt endgültig die Seuche! Kidd trifft einen Jumper, Butler geht zu einem möglichen Rebound hoch und hält sich schon in der Luft das rechte Knie. Danach bleibt er unter großen Schmerzen länger auf dem Boden liegen, bis er schließlich in die Kabine humpeln kann. Sieht gar nicht gut aus. Nach Nowitzki und Marion der dritte herbe Ausfall für die Mavs. Steve Novak muss jetzt schon ran... 21:18 Bucks.

15.: Die Mavs haben absolut keinen Plan, wie sie den kleinen Earl Boykins verteidigen sollen. Der Backup-Point-Guard der Bucks reißt das Spiel an sich, sein nächster Jumper sitzt. Milwaukee jetzt auf 13 Zähler weg. 35:22. Jason Terry ist übrigens schon wieder ein Totalausfall bei Dallas.

24.: Die Mavs können gegen Boykins nichts machen, aber die Bucks können dafür auch gegen Barea überhaupt nichts machen. Unfassbar, was der Puertoricaner für eine Show abzieht. Er ist der neue Go-to-Guy der Mavs, so weit ist es gekommen. Aber Barea (schon 18 Punkte) spielt grandios und bringt Dallas bis zur Pause fast im Alleingang wieder heran (50:52). Nowitzki, Marion und Butler sind weg, Terry steht bei 0 Punkten - und Dallas ist trotzdem voll im Spiel. Bemerkenswert.

32.: Terry lebt! Der Jet trifft nach Kidd-Assist von Downtown, es sind seine ersten Punkte des Spiels. Zuvor hatte Kidd die Mavs nach einem schlechten Start in die zweite Hälfte mit zwei erfolgreichen Dreiern wieder ins Spiel gebracht. Alles offen. 62:62.

36.: Die Bucks bestehen in dieser Phase aus zwei Spielern. Zunächst scort Salmons 7 Punkte in Folge, dann ist Boykins mit 6 Punkten nacheinander dran. Auf Seiten der Mavs trifft Terry jetzt immerhin mal ein paar Würfe. Die Bucks gehen mit einer kappen Führung ins Schlussviertel. 73:71.

41.: Barea bekommt eine kurze Verschnaufpause und schon geht das Spiel für die Mavs den Bach runter. Zwei Körbe von Bogut und der erste Dreier von Boykins führen zu einem 7:0-Run der Bucks. 85:77 Milwaukee. Auszeit Dallas.

48.: Vorne vergibt Barea jetzt doch mal einen wichtigen Wurf und hinten verteidigen es die Mavs sauschlecht. Dooling steht völlig frei an der Dreierlinie und trifft. Das war es jetzt endgültig. 97:87 Bucks.

Der Star des Spiels: Earl Boykins. Der 34-Jährige ist gerade dabei, den Bucks die Saison zu retten. Wer sich gefragt hat, wie Milwaukee den Ausfall von Jennings kompensieren will, hat die Antwort gefunden. Boykins, der bis zu Jennings' Verletzung gar keine Rolle bei den Bucks spielte, nutzt seine plötzliche Spielzeit und liefert eine fantastische Leistung nach der anderen ab. In seinen letzten vier Spielen macht er im Schnitt 20 Punkte. Die Mavs-Zone war zwar effektiv gegen Bogut, aber dafür fand Boykins immer wieder Lücken. Die NBA sperrte ihn zwischenzeitlich für ein Spiel, weil er in einem Spiel einem Ref zu nahe kam, aber die Liga-Funktionäre scheinen aktuell die Einzigen zu sein, die Boykins stoppen können. Die Mavs konnten es auf jeden Fall nicht.

Der Flop des Spiels: Jason Terry. Er weiß selbst am besten, wie sehr ihn sein Team momentan bräuchte. Die Mavs können keine Spiele gewinnen, in denen Nowitzki nicht dabei und Terry ein Totalausfall ist. Das funktioniert nicht. Dummerweise für die Mavs nimmt sich Terry aber zur Unzeit eine persönliche Krise. Seine "Leistung" in Milwaukee (3/15 FG) war genauso miserabel wie die gegen San Antonio. Seine Quoten aus den letzten vier Spielen sagen alles: 29,8 Prozent (20/67) aus dem Feld, 25 Prozent von der Dreierlinie (6/24).

Die Analyse: Wie schwer sich die Mavs ohne Nowitzki tun, Spiele zu gewinnen, hatten die beiden letzten Spiele schon gezeigt. Wenn aber dann auch noch Marion und Butler wegbrechen - ganz abgesehen vom immer noch vermissten Roddy Beaubois -, dann ist die Grenze des Zumutbaren ganz schnell erreicht.

Die Mavs haben momentan die Seuche, was Verletzungen angeht, und bezahlen mit Niederlagen den Preis dafür. In der Rotation von Carlisle stimmt aufgrund der Ausfälle nichts mehr, es entstehen die wildesten Lineups. Dazu kommt, dass Spieler plötzlich Rollen übernehmen müssen, für die sie nicht vorgesehen sind.

Angesichts der ganzen Probleme war es ziemlich erstaunlich, dass Dallas in Milwaukee überhaupt so lange im Spiel war. Der Hauptgrund dafür hieß Barea, der sich in dieser Saison schon zu Recht heftiger Kritik ausgesetzt sah, bei den Bucks aber wirklich ein famoses Spiel machte. Dass er ein Guard mit phasenweise überragenden Scorer-Qualitäten ist, kann ihm niemand abstreiten.

Man hätte das Spiel zwischen den Bucks und Mavs auch als den Zwergenaufstand im Bradley Center beschreiben können. Es war schon ein ziemlich sensationelles Duell, das sich der 1,83-Meter-Riese Barea mit dem 1,65-Meter-Leuchtturm Boykins lieferte.

Im Endeffekt hatte Boykins das bessere Ende für sich, weil die Bucks am Korb dominierten (51:31-Rebounds, 50:24-Points in the Paint) und weil er mehr Unterstützung in den eigenen Reihen hatte. Salmons traf in der Crunchtime mehrere kritische Jumper, Ilyasova dominierte zudem an den Brettern. Milwaukee beendete mit dem Sieg die 8-Spiele-Auswärtssiegesserie der Mavs, vor einiger Zeit hatte Milwaukee bekanntlich in Dallas auch die 12-Spiele-Siegesserie der Mavs beendet.

Die Bucks sind ein Team, das man im Osten nicht abschreiben sollte. Sie haben in dieser Saison immerhin schon die Lakers oder Magic geschlagen und hatten Boston und San Antonio am Rande einer Niederlage. Milwaukee spielt eine sehr konstant gute Defense - wenn vorne die Würfe fallen, ist das Team extrem gefährlich. Vor allem natürlich, wenn die Verletzten wieder zurückkommen.

Genau das müssen jetzt auch die Mavs hoffen. Nowitzki wird das Spiel in Cleveland am Sonntag noch aussetzen, plant aber ein Comeback bei einem der drei Heimspiele in der kommenden Woche. Dann heißen die Gegner Portland, Oklahoma City und Orlando. Nowitzkis rechtes Knie ist so und so aber gar nicht mehr das Problem, das große Problem ist das rechte Knie von Butler. Sollte es sich tatsächlich um eine schwere Verletzung handeln, alle Anzeichen sprechen klar dafür, wäre es für Dallas' Titelambitionen ein herber Rückschlag, eventuell sogar tödlich.

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