NBA

Der totale Wahnsinn namens Roddy

Von Florian Regelmann
Rodrigue Beaubois machte in Golden State das beste Spiel seiner noch jungen Karriere
© Getty

Die Dallas Mavericks (48-25) feiern bei den Golden State Warriors (20-52) einen deutlichen 111:90-Erfolg und lösen dabei eine vermeintlich heikle Aufgabe ausgesprochen souverän. Hauptgrund hierfür: Rodrigue Beaubois und sein Monster-Spiel.

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48 Sekunden,  14:55 Minuten,  7:45 Minuten, 27 Sekunden, 8:07 Minuten - klingt eindeutig nach Einsatzzeiten eines Spielers, der nicht zur festen Rotation seines Teams gehört. Es sind die letzten fünf Einsatzzeiten von Dallas-Rookie Rodrigue Beaubois vor dem Spiel der Mavs bei den Golden State Warriors.

Obwohl Beaubois in dieser Saison schon häufig eindrucksvoll gezeigt hat, welch großes Potenzial er hat und was für ein wichtiger Faktor er für die Mavs sein kann, ist es offensichtlich, dass Headcoach Rick Carlisle seinem Rookie noch nicht so richtig traut. Weil er eben ein Rookie ist, der zwischendurch dumme Fehler begeht. Rookie-Fehler eben.

Warriors mit gutem Start

Dass Carlisles Bedenken in dieser Hinsicht nicht unberechtigt sind, ist klar, aber dennoch wäre es fast gleichbedeutend mit einer Straftat, wenn Carlisle Beaubois im Hinblick auf die Playoffs nicht mehr Spielanteile gibt.

Man nehme das Spiel gegen die Warriors. Als Beaubois drei Minuten vor Ende des ersten Viertels ins Spiel kommt, liegen die recht uninspiriert spielenden Mavs gegen Corey Maggette (17 Punkte im ersten Viertel) mit fünf Punkten in Rückstand.

15 Minuten später, 15 Einsatzminuten von Beaubois später hat Dallas die Warriors vernichtet, geht mit einer überaus komfortablen 26-Punkte-Führung (67:41) in die Pause, das Spiel ist im Grunde gelaufen.

40 Punkte für Roddy B.

Anfang des zweiten Viertels haut Beaubois innerhalb von einer Minute drei Dreier in Serie rein und läutet damit einen 11:0-Run ein, bei Halbzeit hat der Franzose bereits 26 Punkte auf dem Konto. Viel heißer kann man nicht laufen.

Und auch in Hälfte zwei ging die Roddy-Show munter weiter. Seine Statline am Ende: 40 Punkte, 15/22 aus dem Feld, 9/11 von der Dreierlinie, 8 Rebounds, 3 Assists, 3 Blocks. In einem Wort: unfassbar.

"Ich habe das Gefühl gehabt, dass ich gar nicht mehr verwerfen kann, also habe ich weitergeschossen", sagte Beaubois zu seinem Monster-Spiel, das auch Warriors-Coach Don Nelson begeisterte.

"Was für eine Leistung von Beaubois. Unglaublich. Es war egal, ob er frei war oder nicht, er hat immer getroffen. Neun Dreier. Was für eine Leistung. Das habe ich nicht erwartet", so Nelson.

Dank Beaubois' Karrierebestleistung und dank der starken Leistung der gesamten Mavs-Bank (u.a. Eduardo Najera: 9 Punkte, 9 Rebounds) konnten sich die Stars schon früh ausruhen und für das immens wichtige Spiel am Montag gegen die Denver Nuggets schonen. Mit dem Sieg in Golden State zog Dallas im Kampf um Rang zwei in der Western Conference mit Denver gleich.

Haywood verletzt raus

Dirk Nowitzki lieferte in knapp 30 Minuten Einsatzzeit 13 Punkte und 10 Rebounds, Shawn Marion steuerte 18 Punkte zum Erfolg bei. Einziger Wermutstropfen aus Sicht der Mavs: Center Brendan Haywood, der für Erick Dampier in die Starting Five zurückkehrte, verletzte sich im ersten Viertel am linken Mittelfinger und konnte nicht weiterspielen.

Aber auch ohne Haywood entledigten sich die Mavs, ganz anders als gewohnt, einer Pflichtaufgabe beeindruckend souverän. Auch wenn die Warriors nur 20 Siege auf dem Konto haben, ist ein Auswärtsspiel in Golden State aufgrund der Offensivpower der Run-and-Gun-Warriors immer eine gefährliche Aufgabe.

Dass die Mavs einem Shootout entgingen, lag zum einen an ihrem guten Auftreten, zum anderen aber auch daran, dass die Warriors einen offensiv uncharakteristisch schwachen Abend erlebten.

Warriors - Mavericks: Die Highlights des Spiels im Video bei ESPN

Warriors eiskalt aus dem Feld

Abgesehen von Maggette, der am Ende mit 21 Punkten bester Werfer seines Teams war, und Anthony Tolliver (10 Punkte, 21 Rebounds) lief bei niemandem etwas zusammen.

Monta Ellis musste sich mit 14 Zählern zufrieden geben und Rookie-of-the-Year-Kandidat Stephen Curry (17 Punkte, 7 Rebounds, 6 Assists) wurde von Beaubois komplett in den Schatten gestellt.

Wie geht Carlisle mit Roddy um?

Zugegeben, gegen die Warriors ist es vergleichsweise nicht außerordentlich schwer zu scoren, aber die Art und Weise, wie Beaubois seine Punkte erzielte, hat wieder mal gezeigt, dass die Mavs nicht auf ihn verzichten sollten und können, wenn sie in den Playoffs etwas reißen wollen.

Seine Energie, die er ins Spiel bringt, und seine explosiven Scorer-Fähigkeiten sind zu wichtig.

"Wir wussten vor dem Spiel, dass die Warriors ein Team sind, gegen das er seine Fähigkeiten gut zeigen kann", sagte Carlisle. Klingt nicht so, als ob er Beaubois auch in einem Playoff-Fight bringen will, oder? Man darf gespannt sein, wie Carlisle mit dem Thema Beaubois in den nächsten Spielen und der Postseason umgeht.

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