NBA

Der beste Sieg des Jahres

Von Für SPOX in Dallas: Tobias Rochau / Florian Regelmann
Dirk Nowitzki lieferte gegen Denver sein erstes Triple-Double seit Februar 2008 gegen Milwaukee ab
© Getty

Die Dallas Mavericks (49-25) besiegen im bis dato wichtigsten Spiel der Saison die Denver Nuggets (48-27) nach einer beeindruckenden Vorstellung klar mit 109:93 und erhöhen damit ihre Chancen, die Regular Season in der Western Conference auf Rang zwei abzuschließen. Hauptgründe für den Sieg: ein überragender Dirk Nowitzki und überragende Defense.

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Es waren genau 19 Sekunden im American Airlines Center zu Dallas gespielt, da ging Nene nach einem Foul von Brendan Haywood an die Freiwurflinie und brachte Denver mit 2:0 in Führung. Was zu diesem Zeitpunkt noch keiner wusste: es sollte die letzte Nuggets-Führung im gesamten Spielverlauf gewesen sein.

Die Mavs machten von Beginn an einen unglaublich wachen und energischen Eindruck - sie wussten um die Bedeutung der Partie und legten eine Intensität an den Tag, wie selten zuvor in dieser Saison.

Mit einem schnellen 9:0-Run übernahm Dallas sofort das Kommando und baute die Führung bis Mitte des ersten Viertels schon auf elf Punkte aus (17:6). Aus einem starken Team ragte vor allem erstmal einer heraus: Shawn Marion.

Marion mit exzellenter Defense gegen Melo

Der Forward war im Fastbreak und in der Zone für die Nuggets nicht in den Griff zu bekommen, er erzielte im ersten Viertel zehn Punkte - und er spielte exzellente Defense gegen Carmelo Anthony. Der Nuggets-Superstar fand überhaupt nicht ins Spiel.

Dass Denver dennoch wenigstens einigermaßen im Spiel blieb und sich nach den ersten zwölf Minuten nur mit acht Punkten in Rückstand befand (23:31), lag an Bankspielern wie J.R. Smith und Malik Allen. Letzterer versenkte kurz vor Viertelende sogar einen Dreier - erst sein Dritter in elf Jahren NBA.

Mavs-Rookie Rodrigue Beaubois hatte alleine bei seiner 40-Punkte-Show in Golden State bekanntlich neun Mal aus Downtown eingenetzt, gegen Denver kam der Franzose Anfang des zweiten Viertels zum ersten Mal aufs Parkett und bekam die Spielanteile, die durch den Ausfall des am Knöchel verletzten J.J. Barea frei wurden.

Beaubois defensiv stark

Offensiv misslangen Beaubois die ersten Aktionen, aber dafür war er in der Defensive mit mehreren Big Plays (am Ende 3 Steals) sofort ein Faktor. Dallas baute die Führung zwischenzeitlich auf zwölf Punkte aus (40:28), es sah spielerisch leicht aus, wie die Mavs die Nuggets kontrollierten.

Dass das aber nicht konstant so bleiben würde, musste man auch wissen. Ein Denver-Run war überfällig - also kam er auch. Wieder war Anthony daran unbeteiligt, aber dafür drehten neben Smith jetzt auch Joey Graham und Ty Lawson auf und brachten die Nuggets auf drei Punkte heran (44:47).

Dallas benötigte eine Antwort und fand sie von der Dreierlinie. Zwei Dreier in Folge von Jason Kidd und Beaubois sorgten dafür, dass sich Dallas wieder absetzen und mit einem soliden Vorsprung (55:46) in die Kabine gehen konnte.

Kritische Phase zu Beginn des Schlussviertels

In der zweiten Hälfte erwischten die Mavs erneut einen perfekten Start. Es waren keine fünf Minuten absolviert, da war die Führung auf 17 Punkte angewachsen (68:51). Bis kurz vor Ende des Viertels blieb der Vorsprung relativ konstant, dann wurde es aber noch einmal spannend.

Smith traf einen wilden Zirkus-Dreier, die Nuggets starteten einen 12:3-Run und zehn Minuten vor Schluss waren sie plötzlich wieder auf sieben Zähler dran (75:82). Dazu hatte Dallas zu diesem frühen Zeitpunkt des letzten Viertels schon vier Team-Fouls kassiert. Kurz: es roch nach Problemen, sodass Coach Rick Carlisle auch nicht lange zögerte und sofort eine Auszeit nahm.

Seine Message dürfte in etwa wie folgt gelautet haben: Dirk und Jet, bitte übernehmen! Terry, der bis dahin mehr Fouls als Punkte auf dem Konto hatte, lief in der kritischen Phase mit acht ganz schnellen Punkten (2 Dreier) heiß. Im Nu war Dallas wieder auf 13 Punkte (90:77) davongezogen.

Dirk Nowitzki marschiert 17 Mal an die Linie

Und Nowitzki stellte sicher, dass es nicht noch einmal knapper werden sollte. Der Deutsche blockte auf der einen Seite Chauncey Billups weg und verwandelte auf der anderen Seite einen Dreier - knapp sieben Minuten vor Ende war das Spiel endgültig gewonnen (95:79).

Nowitzki, der eigentlich bei weitem nicht mehr so viele Dreier schießt wie in den ersten Jahren seiner Karriere, entdeckte gegen Denver den Dreipunktewurf neu und traf insgesamt viermal aus der Distanz.

Abgesehen von seinen Dreiern beeindruckte Nowitzki zum einen mit seiner Fähigkeit, an die Linie zu gehen (16/17!), zum anderen mit seinen Qualitäten als Passer. Als Terry 2:15 Minuten vor Ende einen Jumper traf, war das zweite Triple-Double der 912 Spiele andauernden Nowitzki-Karriere perfekt.

MVP-Sprechchöre für Dirk Nowitzki

34 Punkte, 10 Rebounds, 10 Assists. Nach vier Spielen, in denen Nowitzki zuletzt nie die 20-Punkte-Marke erreicht hatte, war er in einem ganz entscheidenden Spiel voll da. Carlisle holte seinen Franchise-Player kurz nach Vollendung des Triple-Doubles vom Feld. Die folgende Standing Ovation war mehr als verdient, es waren sogar einige zaghafte MVP-Sprechchöre zu hören.

"Dirk hat alles gemacht. Er hat die Double-Teams akzeptiert, den Ball gut bewegt und Würfe getroffen", lobte Kidd.

Mavericks - Nuggets: Die Highlights des Spiels im Video bei ESPN

Es war aber nicht nur Nowitzki, der an diesem Abend beeindruckte. Es war das gesamte Mavs-Team. Ob Marion, Kidd, Terry, oder auch Haywood (10 Punkte, 7 Rebounds, 4 Blocks), jeder trug seinen Teil zum Erfolg bei. Das Assist-Verhältnis (27:12 für Dallas) zeigt, welch guten Team-Basketball die Mavs spielten. Dazu kam die Intensität in der Defensive.

"Der Schlüssel war die Defense, die Shawn Marion gegen Carmelo Anthony gespielt hat. Er ist einer der am härtesten zu verteidigenden Spieler in der Liga und Shawn hat die Herausforderung angenommen", sagte Carlisle.

Nun sollte man nicht vergessen, dass die Mavs Denver auch an einem perfekten Tag erwischten. Die Nuggets machen aktuell die schwerste Phase der Saison durch. Sie müssen derzeit ohne ihren Coach (George Karl) auskommen, sie müssen ohne ihren defensiv mit Abstand besten Spieler auskommen, der Nowitzki immer vor Probleme stellt (Kenyon Martin), und sie mussten ihr zweites Spiel in zwei Tagen am Ende eines frustrierenden Roadtrips absolvieren.

Anthony und Billups mit miserabler Quote

Wenn dann noch J.R. Smith (27 Punkte) keine Unterstützung hat, weil sowohl Carmelo Anthony (10 Punkte, 3/16) als auch Chauncey Billups (11 Punkte, 3/14) katastrophale Shootingabende erleben, dann relativiert dies einiges. Aber nicht alles.

Fakt ist, dass Dallas dank einer sehr starken Vorstellung die Chancen vergrößert hat, die Regular Season im Westen auf Rang zwei abzuschließen. Während die Mavs jetzt gegen Denver (1,5 Spiele Vorsprung + Tiebreaker) gute Karten haben, müssen sie sich wohl auf Utah (Tiebreaker gegen Dallas) als Hauptkonkurrenten um Rang zwei einstellen.

Wenn Dallas aber in den restlichen Spielen genauso fast perfekte Vorstellungen abliefert, dann sollte auch das kein Problem sein.

40 Punkte! Beaubois-Show in Golden State