NBA

Nach Megadeal: "Wir sind bereit für die Lakers"

Von Haruka Gruber
Zukünftig in einem Team: Haywood (M.) gegen Nowitzki (l.), Marion (r.) und Dampier
© Getty

Selbst Kobe Bryant und LeBron James sind beeindruckt: Die Dallas Mavericks sehen sich nach dem Butler-Haywood-Trade im engen Favoritenkreis auf den Titel. Aber ist der Optimismus gerechtfertigt? Die Analyse.

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Es waren nicht die üblichen Floskeln eines NBA-Superstars, als Kobe Bryant während des All-Star-Game-Wochenendes auf Caron Butlers Verpflichtung durch die Dallas Mavericks befragt wurde.

"Ich hasse es zu sagen, aber die Leute in Dallas werden Caron lieben. Ich sag's euch: Mische Caron mit einem Titelkandidaten, und die Leute werden ihn lieben. Sie werden ihn richtig lieben", sagte Bryant über seinen ehemaligen Teamkollegen bei den Lakers.

Ähnlich äußerte sich Clevelands LeBron James: "Ich liebe Caron. Er war bei allen Teams sehr gut, egal ob er in Miami, L.A. oder Washington unter Vertrag stand. Und für die Toughness, die er verkörpert, gibt es in der NBA keinen Ersatz."

"Wir gehören zu den Eliteteams"

Durch das Kommen von Butler und von Center Brendan Haywood ist bei den Mavericks der Optimismus zurückgekehrt, der nach dem miserablen Start ins neue Jahr mit einer Bilanz von 10-11 verloren gegangen schien.

"Ich weiß nicht, wie viele Außenstehende auf uns wetten würden, wenn es in eine Sieben-Spiele-Serie gegen die Lakers geht. Aber mit den neuen Jungs in der Kabine sind wir für jeden bereit", sagte General Manager Donnie Nelson. "Auf dem Papier gehören wir jetzt zu den Eliteteams", ergänzte Jason Kidd.

Doch ist die Euphorie überhaupt gerechtfertigt? Die Analyse nach Dallas' Sieben-Spieler-Trade.

Center:

Zwar wusste der unbeständige Drew Gooden seit dem Saisonstart in einigen Partien zu gefallen, aber auch er konnte die Probleme auf der Center-Position nicht dauerhaft beseitigen. Mit Haywood soll hingegen eine neue Ära beginnen.

Der 30-Jährige gehört zu den Überraschungen der Saison und war der einzige Spieler, der im verlotterten Washington eine gute Figur abgab. Als Scorer mag Haywood zwar nicht so vielseitig sein wie Gooden, dafür erinnert er bei der Arbeit am Brett an eine wandelnde Abrissbirne. An eine Abrissbirne mit Vorliebe für Rebounds (Platz 10 in der NBA) und Blocks (Platz 5).

Zusammen mit Erick Dampier, der trotz seines maladen Knies seine beste Saison in Dallas spielt, bildet Haywood ein starkes und homogenes Center-Duo - wobei Haywood wegen seiner Beweglichkeit und vorbildlichen Help-Defense als Starter gesetzt ist.

"Gooden hat einen großartigen Job erledigt und er hat alles daran gesetzt, um Erick adäquat zu ersetzen, wenn dieser verletzt war. Aber das hat nicht so geklappt wie geplant. Mit Haywood sind wir signifikant besser. Er gehört zu den besten sieben Centern der Liga", sagte Mavs-Besitzer Cuban.

 

Power Forward:

Anders als auf der Center-Position wird sich durch den Megatrade bei den Power Forwards nur wenig ändern: Gooden spielte fast nie als Nowitzki-Backup und James Singleton wärmte nur die Bank.

Nowitzki bekommt seine 35 bis 40 Minuten pro Spiel, den Rest der Zeit auf der Position teilen sich Tim Thomas und Shawn Marion, der gemeinsam mit Nowitzki im Frontcourt eine Art Center/Forward-Zwittergespann bilden könnte, wenn in den entscheidenden Situationen die vermeintlich produktivste Formation aus Jason Kidd, Jason Terry, Butler und eben Nowitzki/Marion auflaufen soll.

Small Forward:

Kaum jemand hatte es ihm zugetraut, aber der früher für seine Dunks und eindrucksvollen Statistiken bekannte Marion hat gelernt, ausschließlich für das Wohl der Mannschaft zu spielen, obwohl sein Punkt- und Reboundschnitt darunter leidet. Über weite Strecken herausragend war bisher seine One-on-One-Verteidigung gegen den besten Scorer des Gegners.

Wenn Marion seine diversen Blessuren während des All-Star-Game-Breaks auskuriert hat, ist ein sogar weiterer Leistungssprung zu erwarten. Sollte er eine Auszeit benötigen, springt wohl DeShawn Stevenson, der dritte Neuzugang aus Washington, ein.

Zweifelsfrei überbezahlt und überschätzt, könnte Stevensons Defense aber zumindest für wenige Minuten ausreichen, um Marion Verschnaufpausen zu verschaffen. Wenn Stevenson nur ansatzweise an seine Form von 2007/08 anknüpft (11,2 Punkte, 38,3 Prozent Dreier), wäre der ehemalige Nemesis von LeBron James sogar eine neue Option von der Bank.

Shooting Guard:

Rein statistisch war Butler (16,9 Punkte) diese Saison nicht viel besser als Howard (12,5 Punkte), wenn man bedenkt, dass er fast 13 Minuten mehr pro Partie gespielte hat. Beispielsweise ist die Dreierquote von beiden fast identisch miserabel (26,3 Prozent vs. 26,7 Prozent). Zweite Sorge: Genauso wie Howard ist Butler ein ausgebildeter Small Forward und muss in Dallas auf der Shooting-Guard-Position aushelfen.

Bei Howard ein missglücktes Experiment, soll sich aber Butler schneller an das veränderte Jobprofil gewöhnen. Ein erfolgsversprechendes Unterfangen, immerhin gilt er als wesentlich eifriger und teamkompatibler als Kindskopf Howard.

Für Butler ist Terry bereit, seine Rolle als Starter aufzugeben und wieder als Sixth Man ins Spiel zu kommen. "Caron muss sich durch den Wechsel doch schon an eine neue Stadt gewöhnen. Warum sollte er sich auch noch an eine Rolle gewöhnen und plötzlich von der Bank kommen?", sagt Terry.

Point Guard:

Die einzige Position, die in keinster Weise vom Trade tangiert wird.

Je nach Tagesform entscheidet sich Carlisle entweder für den Turnover anfälligen J.J. Barea oder für den unreifen Roddy Beaubois als Backup von Jason Kidd, dem bei der Integration von Butler eine Schlüsselrolle in den nächsten Wochen zukommen wird.

Nowitzki: "Mit Kidd wird es für Butler wesentlich leichter. Kidd ist ein großartiger Spielmacher, der eine Show dirigieren kann und immer die richtigen Entscheidungen trifft. Davon wird Butler profitieren. Hoffentlich gewöhnen sich die Neuen schnell an uns."

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