NBA

Frustbewältigung a la Mavs

Von Florian Regelmann
Dirk Nowitzki und die Mavs fügten Detroit die zehnte Niederlage in Serie zu
© Getty

Die Dallas Mavericks (24-11) finden nach ihrer blamablen Pleite bei den Lakers mit einem 98:93-Erfolg gegen die Detroit Pistons (11-22) in die Erfolgsspur zurück. Schön anzusehen, war es aber nicht, was Dirk Nowitzki und Co. veranstalteten. Abseits des Courts gibt es Trade-Spekulationen. Kommt ein All Star?

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Eigentlich hätten sich die Dallas Mavericks nach der peinlichen 96:131-Klatsche bei den Los Angeles Lakers keinen besseren nächsten Gegner als die Detroit Pistons wünschen können.

Vor ihrem Auftritt im American Airlines Center hatte Detroit bereits neun Spiele in Folge verloren, sieben Spiele davon sogar mit zehn oder mehr Punkten Differenz.

Detroits Problem: Sie haben individuell zwar genügend Talent, um in der schwachen Eastern Conference in die Playoffs zu kommen, aber sie sind unter dem neuen Headcoach John Kuester - sicher auch aufgrund der Verletzungsmisere - noch überhaupt kein Team geworden.

Wieder ein Katastrophen-Start

Die Pistons sind eine Ansammlung von Spielern, die im Eins-gegen-Eins ihr Glück versuchen, kaum ein Klub hat weniger Assists auf dem Konto. Kurzum: Wenn das nicht der perfekte Aufbaugegner für die Mavs ist, wer dann...

Auf der anderen Seite weiß jeder, der sich mit den Mavs auskennt, dass es nicht ihre Art gewesen wäre, ihren Lakers-Frust mit einem souveränen Kantersieg an den Pistons auszulassen. Dallas macht es vor allem in Heimspielen gerne spannend. Und die Partie gegen Detroit sollte da keine Ausnahme darstellen.

Wie im Spiel bei den Lakers erwischten die Mavs einen katastrophalen Start. Das erste Viertel war über weite Strecken ein Fall für das Gruselkabinett. Nach sechs Minuten führten die ebenso schlechten Pistons mit 7:6, ehe sie sich immer mehr absetzten und nach den ersten zwölf Minuten mit 22:14 vorne lagen.

Nowitzki zunächst nicht zu sehen

Erschreckend aus Sicht von Dallas: Es waren nicht einmal Rodney Stuckey, Ben Gordon oder Richard Hamilton, die sie nicht in den Griff bekamen. Es war Bankspieler Chris Wilcox (8 Punkte, 4 Rebounds).

Die Mavs machten das, was Coach Rick Carlisle am meisten hasst: Sie ließen den Ball nicht zirkulieren, fanden als Folge ihren Rhythmus nicht und trafen fast keinen Wurf (6/21 aus dem Feld). Nach den letzten beiden Leistungen im ersten Viertel sollte sich Carlisle Gedanken machen, ob es nicht sinnvoll wäre, J.J. Barea in der Startformation durch Josh Howard zu ersetzen.

Howard macht nach seinen überwundenen Knöchelproblemen einen fitten Eindruck und scheint bereit, seine Rolle als Go-to-Guy im ersten Viertel wieder übernehmen zu können. Dirk Nowitzki, der von Detroit konstant gedoppelt wurde, fand zu Beginn der Partie überhaupt nicht statt.

Detroit mit 14 Punkten vorne

Erst Anfang des zweiten Viertels erzielte der Deutsche sein erstes Field Goal. Nowitzki hatte das Spiel mit einem blauen Schweißband als Ellenbogenschutz begonnen, nach wenigen Minuten tauschte er dieses aber wieder gegen die aus den letzten Spielen gewohnte, riesengroße Bandage ein. Es ist offensichtlich, dass er sich noch nicht wieder hundertprozentig wohl fühlt.

Im zweiten Viertel lief es für die Mavs zunächst auch nicht besser, eher noch schlechter. Nun fing bei Detroit nämlich Charlie Villanueva Feuer. Dieser hatte in seinen letzten fünf Spielen (8/40 aus dem Feld) ein eiskaltes Händchen gehabt, aber jetzt haute er die Dreier plötzlich rein, als wäre es nichts.

Nach Villanuevas viertem Streich von Downtown führten die Pistons mit 14 Punkten Vorsprung (38:24). Es roch bedenklich nach der nächsten Blamage für die Mavs. Die einzigen beiden Mavericks, denen man ihren Willen ansah, waren Drew Gooden und Jason Terry.

Die Highlights des Spiels im Video bei ESPN

Gooden und Terry halten dagegen

Der Center, der wieder für den am Knie verletzten Erick Dampier in der ersten Fünf stand, ackerte am Brett wie ein Tier und griff sich einen Offensiv-Rebound nach dem anderen ab. Er schaffte es allerdings häufig selbst im zweiten, dritten oder vierten Anlauf nicht, den Ball im Korb unter zu bringen.

Bei Terry war klar zu erkennen, dass er vor dem Spiel den Attackier-Modus eingeschaltet hatte. Er zog unglaublich energisch zum Korb und war damit hauptverantwortlich dafür, dass Dallas mit einem kleinen Lauf den Rückstand bis zur Pause (36:44) verkürzen konnte.

Zu Beginn des dritten Viertels stand dann auch nicht mehr Barea, sondern gleich Terry auf dem Feld. Es sollte sich auszahlen. Die Mavs präsentierten sich wie ausgewechselt, allen voran Nowitzki, der nun aufdrehte und im dritten Abschnitt 14 Punkte erzielte.

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Stuckey verpasst offenen Dreier

Insgesamt scorte Dallas im dritten Viertel fast so viel wie in der gesamten ersten Hälfte, sodass vor den letzten zwölf Minuten wieder alles offen war (68:68). Im Schlussviertel zogen die Mavs schnell davon, absolutes Highlight war ein traumhafter Bodenpass von Jason Kidd auf Gooden, der den Fastbreak per Dunking abschloss (85:78).

Die Pistons ließen sich aber nicht abschütteln und lagen nach einem 13:4-Run 14 Sekunden vor Schluss nur noch 93:94 in Rückstand. Gordon, der bis zur Crunchtime in den zwei Spielen gegen Dallas in dieser Saison nur unglaubliche 2 von 24 Würfen aus dem Feld getroffen hatte, erzielte in dieser Phase 6 Punkte - Detroit war dran.

Zwei Nowitzki-Freiwürfe bauten den Mavs-Vorsprung aus (96:93), ehe Stuckey (15 Punkte) in der Ecke völlig frei zum Dreier ansetzen konnte, aber den Ausgleich verpasste.

Zum Glück für Dallas ist Stuckey ein notorisch mieser Dreierschütze, und zum Glück für Dallas ließ Kuester Villanueva aus unerfindlichen Gründen auf der Bank schmoren. Zwei erfolgreiche Freiwürfe von Shawn Marion sorgten letztlich für die endgültige Entscheidung zugunsten der Mavs.

Trade-Gerücht: Mavs-Interesse an Boozer?

Terry war mit 26 Topscorer bei Dallas, Nowitzki lieferte 22 Punkte (9/20) und 12 Rebounds, und Gooden kam auf 10 Zähler und 18 Rebounds (9 offensiv). Bester Werfer bei den Pistons war Hamilton mit 20 Zählern.

"Es war hässlich. Es hat den Eindruck gemacht, als häten wir einen kleinen West-Coast-Hangover. Wir hatten überhaupt keine Energie, aber Terry hat uns offensiv getragen", sagte Nowitzki zu einem Sieg aus der Kategorie "Hauptsache gewonnen".

Viel aufregender als das Spiel war, sind einige Trade-Gerüchte, die in Zusammenhang mit den Mavs aufgetaucht sind.

So soll Ex-Mavs-Held Eduardo Najera im Tausch gegen Kris Humphries und Shawne Williams womöglich aus New Jersey nach Dallas kommen. Während dieser Move sportlich keine große Bedeutung hätte, gibt es da aber offenbar auch noch eine andere Überlegung. Eine Überlegung mit dem Namen Carlos Boozer. Dass Utah den Power Forward traden will, ist ein offenes Geheimnis.

Genauso klar ist, dass die Jazz finanzielle Entlastung suchen. Diese könnten ihnen die Mavs in Form von Dampier (Vertrag nächste Saison nicht garantiert) und Gooden (Vertrag bis Ende Saison nicht garantiert) bringen. Carlos Boozer im Mavs-Trikot? Es ist ohne Frage ein interessanter Gedanke.

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