NBA

Dirk Nowitzki macht den Sack zu

Von Florian Regelmann
Dirk Nowitzki und die Mavericks feierten einen starken Auswärtssieg in Denver
© Getty

Die Dallas Mavericks (22-9) gewinnen mit 104:96 bei den Denver Nuggets (20-11) und setzten damit ein Ausrufezeichen. Dirk Nowitzki ist lange überhaupt kein Faktor, trifft aber in der Crunchtime den wichtigsten Wurf des Spiels. Während Dallas als Team überzeugt, geht bei Denver ohne den verletzten Chauncey Billups nicht viel zusammen.

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Während einer langen Saison gibt es immer Spiele, die im Kalender rot angestrichen werden. Besondere Spiele. Statement-Games.

Für die Dallas Mavericks war die Partie bei den Denver Nuggets so ein Spiel. Dirk Nowitzki und Co. waren schon lange heiß, bei dem Team, das sie in der letzten Saison aus den Playoffs geworfen hatte, ein Ausrufezeichen zu setzen.

Nuggets ohne Chauncey Billups

In Denver zu gewinnen, gehört in der NBA schließlich auch zu den Dingen, die fast unmöglich sind. Nur ein Spiel hatten die Nuggets vor der Begegnung mit den Mavs im heimischen Pepsi Center verloren. Warum das ausgerechnet gegen die Minnesota Timberwolves passierte, ist nicht erklärbar und spielt keine Rolle. Fakt ist, dass Denver zu Hause eine Macht ist.

Eine sehr gute Nachricht aus Sicht der Mavs gab es dann aber bereits vor dem Tipoff. Chauncey Billups musste wegen einer Leistenzerrung passen. Und was Denver ohne "Mr. Big Shot" wert ist, sollten die 48 Minuten gegen die Mavs auf eindrucksvolle Art und Weise zeigen.

Dabei ging es für die Nuggets zunächst noch gut los. Nach einer schnellen 5:1-Führung der Mavs legte Denver einen 16:2-Lauf hin (17:7) und zwang Dallas-Coach Rick Carlisle früh zu einer Auszeit.

Denvers Defense sieht ganz alt aus

Es sollte das letzte Mal sein, dass die Nuggets Kontrolle über das Spiel hatten. Dallas konterte mit einem 12:2-Run und erspielte sich bis zum Ende des ersten Viertels bereits eine 7-Punkte-Führung (30:23).

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In der Defense doppelten die Mavs Denvers Superstar Carmelo Anthony und brachten die Nuggets damit komplett aus dem Konzept. In der Offense fand Denver kein Rezept, um Dallas auch nur ansatzweise zu stoppen. Vor allem gegen das ständige Pick-and-Roll der Mavs sahen die Nuggets ganz alt aus.

Dass Dirk Nowitzki offensiv überhaupt kein Faktor war und sogar völlig uncharakteristisch mal einen unmotivierten Dreier aus fast zwölf Metern verballerte, machte auch nichts. Wie schon beim Sieg gegen Memphis präsentierten sich die Mavs als echtes Team.

Mavs-Bank dominiert das Spiel

Die Drei-Mann-Bank um Jason Terry, Josh Howard und Drew Gooden gewann das Duell mit den Ersatzleuten der Nuggets in der ersten Halbzeit mit 27:6. Obwohl Nowitzki zur Pause nur 6 Punkte auf dem Konto hatte, lag Dallas mit 55:52 in Führung. Dass es überhaupt so knapp war, lag an einer kurzen Schwächephase und einem späten 7:0-Lauf der Nuggets.

Die Highlights des Spiels im Video bei ESPN

Kurz vor der Halbzeit verletzte sich Nowitzki auch noch bei einem Fehlwurf unglücklich an der linken Schulter und hatte sichtlich starke Schmerzen. Die rechte Schulter ist nach seinem Zusammenprall mit Houstons Carl Landry vor zehn Tagen ohnehin noch angeschlagen, jetzt erwischte es ihn am linken Arm.

Zum Glück für die Mavs konnte der Deutsche aber zu Beginn der zweiten Hälfte ganz normal weiterspielen.

Denver in der Offense ohne System

Und es ging auch so weiter, wie es in der ersten Hälfte aufgehört hatte. Nowitzki traf nicht, aber seine Teamkollegen waren zur Stelle. Eine Minute vor Ende des dritten Viertels traf Gooden trotz Foul und ohne Balance einen wilden Wurf - es stand 83:70 für Dallas.

Sechs Mavs-Spieler hatten zu diesem Zeitpunkt bereits zweistellig gescort - und Nowitzki war keiner von ihnen. Absolut bemerkenswert. "Wir haben sehr viele Waffen. Jeder, der bei uns auf dem Feld steht, kann scoren. Das ist ein großes Plus", meinte Gooden nach dem Spiel.

Die Mavs waren viel aggressiver und immer einen Schritt schneller als die Nuggets, die ohne Billups in der Offensive überhaupt keinen Plan hatten. Von geordneten Systemen war nichts zu sehen, die Nuggets verzettelten sich in Eins-gegen-Eins-Aktionen, stellten keine Screens für ihre Mitspieler und nahmen viel zu viele Jumpshots.

Albtraum-Abend für Melo

Carmelo Anthony hatte darüber hinaus Foulprobleme und brachte keinen Ball in den Korb, es war ein Albtraum-Abend für den Topscorer der NBA.

Dallas verteidigte den komfortablen Vorsprung bis vier Minuten vor dem Ende (97:86), ehe Denver noch mal eine letzte Schlussoffensive startete und auf fünf Zähler verkürzen (92:97) konnte.

Doch dann zog Howard geschickt das sechste Foul gegen Anthony und 50 Sekunden vor der Schlusssirene machte Nowitzki mit einem Dreier zum 104:96-Endstand den Sack zu. Den ganzen Abend hatte er die Unterstützung seiner Mitspieler, aber den wichtigsten Wurf des Spiels traf dann doch wieder Nowitzki. So wie es sich für einen Superstar eben gehört.

Nowitzki, der im zweiten Spiel in Folge nicht einen einzigen Freiwurf nahm, verbuchte letztlich 13 Punkte (6/15 aus dem Feld) und 11 Rebounds. Topscorer der Mavs war Gooden mit 19 Zählern.

Denver mit schwacher Quote

Gegen Memphis hatte Gooden wegen Rückenproblemen noch passen müssen, gegen Denver war er wieder dabei. Und das war enorm wichtig für Dallas. Neben seinen 19 Zählern und einer perfekten FG-Quote (8/8) lieferte Gooden noch 10 Rebounds, einzig von der Linie (3/7) zeigte er Schwächen.

Howard steuerte 17 Zähler und 9 Rebounds zum Erfolg bei, Terry und J.J. Barea kamen wie Nowitzki auf 13 Punkte. Bester Werfer bei den Nuggets war Kenyon Martin (18 Punkte, 11 Rebounds). Anthony beendete das Spiel mit 16 Punkten (5/19) und 12 Rebounds. Als Mannschaft traf Denver nur 38,2 Prozent seiner Würfe aus dem Feld.

"Natürlich hat ihnen Chauncey sehr gefehlt. Er ist der Kopf der Schlange. Aber es ist trotzdem ein guter Sieg für uns", sagte Nowitzki.

Mavs-Boss Mark Cuban war übrigens nicht in Denver anwesend, weil er im Urlaub auf den Cayman Islands weilt. Wenn er hört, wie sein Team bei den Nuggets aufgetreten ist, wird er strahlen. Zum zweiten Mal in Serie sieben Spieler, die zweistellig punkten. Weiterhin die zweitbeste Bilanz im Westen und vor allem auswärts (11-4) sehr überzeugend: Es gibt momentan nicht viel zu meckern bei den Dallas Mavericks.

Das registrieren auch die anderen Teams in der Liga. "Es sieht ganz so aus, als ob sie auf einer Mission zu einer großen Saison sind", meinte Nuggets-Coach George Karl.

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