NBA

Dirk Nowitzki gibt Sieg aus der Hand

Von Für SPOX in Dallas: Tobias Rochau / Haruka Gruber
Enttäuschung: Trotz 32 Punkten unterlief Dirk Nowitzki (r.) der entscheidende Fehler
© Getty

Alles war angerichtet für eine erneute Dirk-Nowitzki-Show - doch das Resultat war eine herbe Enttäuschung für die Dallas Mavericks. Die Texaner verlieren mit 75:80 gegen die Atlanta Hawks. In einer chaotischen Endphase sorgen die Schiris für Aufregung.

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War es etwas geschauspielert? Oder Ausdruck wahrer Empörung? Fassungslos ob des ausbleibenden Pfiffs blickte Dirk Nowitzki auf die Referees und faltete ratlos die Hände über dem Kopf zusammen.

Wenige Momente zuvor: Es sind nur noch knapp zehn Sekunden zu spielen, die Dallas Mavericks liegen gegen die Atlanta Hawks mit 75:78 hinten, der Spielzug soll über Nowitzki laufen. Jason Kidd hat den Ball, wartet, bis sich der Deutsche an der Dreierlinie freiläuft, passt den Ball zu ihm. Und was macht Nowitzki?

Von seinem fair verteidigenden Gegenspieler Josh Smith derart abgelenkt, lässt Nowitzki den Ball fallen und berührt das Spielgerät dann noch mit dem Fuß. Alle Aufregung ist umsonst, Ballbesitz Hawks.

Johnson besiegelt Mavs-Pleite

Aber das Chaos sollte sich nahtlos fortsetzen. Atlantas Jamal Crawford wirft im Anschluss auf Marvin Williams ein, dieser verliert aber im Zweikampf mit Shawn Marion den Ball, so dass er über die Mittellinie zurückrollt. Erst in der eigenen Hälfte bekommt Williams den Ball wieder in die Hände. Statt die Aktion wegen Backcourt Violation abzupfeifen, wird das Spiel jedoch fortgesetzt.

Williams passt auf Joe Johnson, daraufhin verstreichen wertvolle Sekunden, bis Jason Kidd diesen foulen kann. Das Ende vom Lied: Johnson versenkt 1,5 Sekunden vor dem Ende beide Freiwürfe, Atlanta gewinnt das Spitzenspiel mit 80:75 und fügt Dallas damit die erste Niederlagen-Serie der Saison zu. 24 Stunden zuvor kassierten die Texaner eine bittere Klatsche in Memphis.

Nach dem Schlusspfiff wurde heftig über die Entscheidung des Referee-Gespanns diskutiert, ob bei Williams' Missgeschick nicht auf Backcourt Violation und daher auf Ballbesitz für Dallas hätte entschieden werden müssen - was den Mavs wiederum eine weitere Chance gegeben hätte, sich mit einem Dreier in die Verlängerung zu retten.

Offenbar sahen die Unparteiischen einen Ballkontakt von Marion, bevor der Ball die Mittellinie überquerte. Bitter: Mehrere Zeitlupen-Einstellungen bewiesen das Gegenteil.

Dallas: Bei den Blocks eine Macht - aber sonst?

Aber so oder so: Die Hauptschuld an der siebten Niederlage im 21. Saisonspiel trugen die Mavericks selbst. Dallas verwandelte nur einen der letzten 14 Würfe, sogar Korbleger (Nowitzki), freie Dreier (Jason Terry) oder Tipins (Drew Gooden) wollten nicht fallen.

Dabei zeigte in einer von Nervosität und schwachen Wurfquoten geprägten Partie auch Atlanta etliche Unzulänglichkeiten. Zwischen dem zweiten und dritten Viertel hatten die Hawks eine Phase mit 20 verworfenen Würfen in Serie, zudem waren sie den Mavs bei den Blocks hoffnungslos unterlegen (3:14).

Nur: Dallas offenbarte noch mehr Defizite. Etwa beim Rebounding oder bei den Turnovers. Atlanta eroberte 16 Abpraller am offensiven Brett, die Mavs nur 7. Außerdem vertändelte Dallas doppelt so oft den Ball (16:8). Mit den Hawks hat nicht die bessere, sonden die weniger schlechte Mannschaft gewonnen.

Die Highlights des Spiels im Video bei ESPN

Nowitzki mit 32 Punkten Topscorer

Es war eine emotionale Achterbahnfahrt, die bereits im Anfangsviertel begann. Atlanta führte früh mit 10:2, Dallas glich mit einem 8:0-Run auf 10:10 aus, dann ging Atlanta erneut mit 19:10 in Front. Diese Auf und Abs sollten sich im weiteren Spielverlauf fortsetzen. Bezeichnend dafür Nowitzki.

Im ersten Viertel erzielte er 12 Punkte, im zweiten Spielschnitt gelang ihm nur ein Zähler. In der zweiten Hälfte punktete er zwar ausgewogener, dafür vergab er jedoch beim Stand von 73:78 innerhalb von 114 Sekunden drei Würfe hintereinander.

Dass die Nummer 41 mit 32 Punkten (11 von 24) sogar vor Atlantas überragendem Shooting Guard Johnson (31) zum Topscorer avancierte und zudem starke vier Blocks verzeichnete, war nur ein kleiner Trost. Nowitzki war wie viele seiner Teamkollegen derart enttäuscht, dass er nach dem Spiel jeden Kommentar verweigerte. Nur Terry ("Eine toughe Niederlage") und Kidd ("Wir haben unsere Chancen nicht genutzt") stellten sich den Medien.

Es fehlt die Hilfe

Es ist offensichtlich: Nowitzki fehlt die Hilfe. Obwohl bei Atlanta neben Johnson nur Smith (12) und Al Horford (11) zweistellig punkteten, verlor Dallas. Josh Howard fällt weiter aus, Marion versteckt sich (nur 6 Würfe), Erick Dampier findet fast ausschließlich in der Defense statt (4 Blocks), Kidd ist schlicht kein Scorer (5 Würfe) und Terry spielt derzeit zu unbeständig (5 von 16 für 17 Punkte).

Zumal sich die Maßnahme von Coach Rick Carlisle, Terry erstmals in der Saison in die Starting Five zu stellen, als unglücklich erwies. Ohne Terry fehlte von der Bank die Feuerkraft: Tim Thomas und Drew Gooden trafen zusammen nur 3 der 11 Würfe für je 5 Punkte, auch J.J. Barea blieb unauffällig.

Unverständlich hingegen, warum Rookie Rodrigue Beaubois nach zuletzt guten bis ordentlichen Leistungen nur wenige Sekunden auf dem Parkett stand.

"Feuerwerk gegen Phoenix"

Dallas bleibt trotz der ersten Back-to-Back-Niederlage des Jahres mit komfortablem Vorsprung Erster der Southwest Division. In der Western Conference jedoch haben die Mavs (14-7) als Vierter vorläufig den Anschluss an die Top-3-Teams Los Angeles Lakers (15-3), Denver Nuggets und den kommenden Gegner Phoenix Suns (beide 15-5) verloren.

Dennoch herrscht Zuversicht - zumindest bei Kidd: "Wir haben gegen ein gutes Team nicht gut gespielt, dennoch hätten wir fast gewonnen. Das gibt Hoffnung für die Zukunft."

Terry ergänzt: "Gegen Phoenix werdet Ihr wieder ein hungriges Mavs-Team sehen. Wir werden ein Feuerwerk zünden, ich verspreche es!"

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