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NBA: Als LeBron James bei den Miami Heat mit den Big Three Head Coach Erik Spoelstra absägen wollte

Von Robert Arndt
LeBron James wollte einst, dass sich die Miami Heat von Erik Spoelstra trennen.
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Der Start von LeBron James in Miami war holprig, das brachte selbst Head Coach Erik Spoelstra in Gefahr. Wäre es nach dem King gegangen, hätte Spoelstra schon nach wenigen Spielen keinen Job mehr gehabt.

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Kann man von einem Fluch sprechen? Insgesamt hatte LeBron James in seiner langen Karriere sieben verschiedene Head Coaches, fünf davon mussten ihren Hut vorzeitig nehmen. Fünf Head Coaches, das sind mehr Entlassungen als LeBron selbst Ringe vorzuweisen hat.

Paul Silas, Mike Brown, David Blatt, Luke Walton und zuletzt Frank Vogel - sie alle mussten aus unterschiedlichen Gründen gehen, lediglich Ty Lue (der wenige Monate nach LeBrons Abgang aus Cleveland gefeuert wurde) und Erik Spoelstra überlebten. Aber auch Spoelstra hätte es erwischen können, zumindest wenn es nach dem Megastar gegangen wäre.

Spo hatte zu Beginn der Big-Three-Ära noch nicht das Renommee, das er heute besitzt. Der damals 39-Jährige hatte sich über Jahre aus dem Videokeller zum Nachfolger von Pat Riley hochgearbeitet und gerade erst zwei Jahre als Head Coach auf dem Buckel. Heute gilt Spoelstra als einer der bestes Coaches aller Zeiten, im Rahmen von NBA 75 wurde der Heat-Coach zu einem der 15 besten Coaches der NBA-Geschichte gekürt.

2010 zweifelten aber nicht wenige daran, dass die Aufgabe, James, Dwyane Wade und Chris Bosh zu Championships zu coachen, eine Nummer zu groß sei. Diese Kritiker sahen sich auch früh bestätigt. Das Superteam startete schwach und stand nach einem blutleeren Auftritt in Dallas (96:105) plötzlich nur bei 9-8. "Meiner Meinung nach macht derzeit niemand einen guten Job", giftete Wade nach der Partie. "Die Spieler machen ihre Aufgaben nicht, gleiches gilt für die Coaches."

LeBron James' leichter Schubser schlägt hohe Wellen

Es rumorte bereits nach wenigen Monaten am South Beach, sodass selbst Kleinigkeiten aufgebauscht wurden. In besagtem Spiel in Dallas lief LeBron, als Spoelstra eine Auszeit nahm, in seinen Coach und verpasste ihm einen kleinen Stoß. Auch damals, als Twitter erst langsam ins Rollen kam, wurde diese Szene ausgiebig diskutiert.

Über allem stand natürlich Riley, der bereits 2006 kurzfristig einsprang, als Miami Stan Van Gundy feuerte. Ein weiteres Comeback des Armani-Trägers sollte es aber nicht geben, auch wenn die Big Three dies gerne gesehen hätte, sogar bevor Spoelstra ein einziges Spiel der Dreien gecoacht hatte.

"Sie wollten wissen, wie es mit Erik weitergeht", verriet Riley Jahre später gegenüber ESPN. "Sie fragten sich, ob ich nicht vielleicht das Team coachen wolle." Der Pate von Miami machte den Stars aber schnell klar, dass dies nicht geschehen würde und Spoelstra die volle Unterstützung des fünffachen Meister-Coaches habe.

Ende November hatten James und Co. dies bereits wieder vergessen. Riley hatte genug gesehen und beorderte die drei Stars für eine kurze Unterhaltung zu sich in sein Büro. "Sie sagten mir, dass sie kein gutes Gefühl hätten, so etwas in der Art", erinnerte sich Riley. "LeBron schaute mich dann an und fragte: 'Juckt es dich nicht, noch einmal zu coachen?' Ich verneinte und es folgten keine weiteren Fragen."

Doch was war das Problem? Am Tag nach dem Spiel in Dallas brachte ESPN eine große Story mit diesem Thema. Autor war Chris Broussard, der damals neben seinen TV-Tätigkeiten selbst zur Tastatur griff. Er zeichnete ein Bild, das man so nicht erwartet hätte. So sei Spoelstra nicht zu weich gewesen, sondern habe die Stars zu hart angepackt.

LeBron James: Rückendeckung für Spo geht anders

"LeBron ist verspielt und witzelt gerne herum, doch Spoelstra teilte ihm vor der kompletten Mannschaft mit, dass er die Sache ernster nehmen müsse", verriet eine Quelle aus dem Team. "Die Spieler konnten es nicht glauben. Sie haben das Gefühl, dass Spoelstra ihnen nicht den nötigen Freiraum gebe."

Auch das war Wasser auf die Mühlen der Kritiker, diesmal aber für die Skeptiker von James, dem zu diesem Zeitpunkt gerne vorgeworfen wurde, dass er nicht den Biss besitzen würde, den es braucht, um Championships zu gewinnen. Ob das ein berechtigter Einwand war, sei mal dahingestellt, die Zukunft lehrte schließlich anderes.

Passiv-aggressive Kommentare wie Jahre später in Cleveland, damals in Richtung Kevin Love, hatte James aber schon damals auf dem Kasten. "Coach Spo hat meine Rückendeckung, was auch immer passiert. Das ist nun mal unser Coach", sagte LeBron am Tag nach seinem kleinen Schubser. Echte Rückendeckung sieht anders aus.

LeBron James und Dwyane Wade verpassten in ihrem ersten Jahr in Miami den Titel.
© getty
LeBron James und Dwyane Wade verpassten in ihrem ersten Jahr in Miami den Titel.

LeBron James und Erik Spoelsta: Der Respekt ist da

Letztlich setzte sich aber Spoelstra durch, dabei half auch, dass Miami 21 der kommenden 22 Spiele gewann. Die einzige Niederlage? Die setzte es erneut gegen Dallas, vier weitere davon sollten in den NBA Finals folgen. Spoelstras Job geriet deswegen nicht in Gefahr, stattdessen war es vor allem James, der nach der bis heute schwächsten Playoff-Serie seiner Karriere den Großteil der Kritik erntete.

Das Verhältnis zwischen Spoelstra und James verbesserte sich aber, dabei half natürlich auch, dass Miami zwei Titel in Serie gewann, bevor LeBron 2014 wieder verschwand. Spoelstra blieb und führte Miami auch ohne den Megastar 2020 ein weiteres Mal in die Finals - womöglich seine größte Leistung als Coach.

Für den ganz großen Wurf reichte es in der Bubble am Ende nicht - ausgerechnet James verhinderte mit den Los Angeles Lakers die vierte Heat-Championship. Der hatte übrigens vor den Finals seine eigene Sicht auf die Dinge. "Es ist schade, dass Spo nicht den Respekt bekommen hat, den er verdient. Immer wenn wir über Spo gesprochen habe, dann darüber, wie gut er uns vorbereitet hat. Wir haben immer gesagt, wie gerne wir für Spo gespielt haben." Wie die Zeit manche Sichtweisen eben doch verändert.

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