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NBA Finals - Golden State Warriors hoffen auf Befreiungsschlag von Jordan Poole gegen Boston: Das hat er Stephen Curry schon voraus

Ist Jordan Poole in Spiel 2 der Finals gegen Boston der Befreiungsschlag gelungen?
© getty

Jordan Poole setzte in Spiel 2 das Sahnehäubchen auf einen von Stephen Curry und der Warriors-Defense geprägten dritten Durchgang. Golden State hofft nach zuvor sechs katastrophalen Vierteln auf einen Befreiungsschlag des dritten Splash Brothers - denn die eigentliche Nummer zwei bleibt ein Schatten seiner Selbst.

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Dieses tückische Grinsen machte sich auf Stephen Currys Gesicht breit. Dieses Grinsen, das aussagt: Meine lieben Gegner, ihr habt Probleme. Aber so richtig. Um ihn herum spielte das Chase Center verrückt, die Warriors-Bank sprintete nach dem Ertönen des Buzzers Handtuch-wedelnd auf den Court - nur interessierte sich keiner für den originalen Splash Brother.

Stattdessen waren alle Augen auf Jordan Poole gerichtet. Er stolzierte über das Parkett, sein Gesichtsausdruck spiegelte eine Mischung aus purem Swagger und doch einem Hauch eigener Verwunderung wider. Bis dann spätestens Curry seinen Teamkollegen mit seinem fetten Grinsen angesteckte.

Aus Curry kam der Stolz des "großen Bruders" heraus, wie der ehemalige NBA-Star Jamal Crawford die Szene auf Twitter kommentierte. Curry hatte zuvor ein abermals dominantes drittes Viertel der Dubs mit 14 Zählern angeführt, den Schlusspunkt setzte aber Poole.

Sein Dreier mit herunterlaufender Uhr fast von der Mittellinie riss die Fans endgültig aus ihren Sitzen und stellte auf +23 in Spiel 2 der NBA Finals. "Das war natürlich ein wichtiger Wurf, um das Publikum ins Spiel reinzuholen. Das war der Dagger auf dieses großartige dritte Viertel", freute sich Curry. Er hofft aber, dass dieser Dreier noch viel mehr war. Eine Befreiung in gewisser Weise.

Jordan Poole in den Finals: Sechs Viertel Anlaufzeit

Es hat deutlich mehr als sechs Viertel gebraucht, bis Poole in diesen Finals angekommen ist. Nachdem der 22-Jährige in der ersten Runde gegen Denver erstmals auf der Playoff-Bühne für Furore sorgte, zeigte er in den folgenden Runden gegen Memphis und Dallas vermehrt Licht und Schatten. In den ersten eineinhalb Spielen der Finals war er erst recht kein positiver Faktor.

9 Punkte bei 2/7 aus dem Feld und ein Plus/Minus von -19 stand zum Auftakt gegen die Celtics zu Buche, zudem sah er sich defensiv den ständigen Attacken der Gäste fast wehrlos ausgesetzt. In Spiel 2 schien sich dieser Trend zu bestätigen. Poole hatte Probleme mit Bostons Physis, er verfehlte Würfe, wurde zweimal am Ring abgeräumt, verpasste Rotationen. 3 Zähler bei 1/5 FG in Halbzeit eins seine Ausbeute. In den letzten acht Minuten vor dem Pausentee sah er gar keine Sekunde mehr auf dem Court, stattdessen klaute der starke Gary Payton II ihm die Einsatzzeit.

Letztlich war das nur konsequent von Coach Steve Kerr. Wenn Poole seine defensiven Defizite nicht mit explosionsartiger Offense wettmachen kann, ist er in dieser Serie kaum spielbar. Nach dem Seitenwechsel wurde man deshalb lange Zeit das Gefühl nicht los, dass der Abend für den Shooting Guard ohne sein Shooting sogar komplett gelaufen sein könnte. Ganze 10:41 Minuten schmorrte Poole im dritten Viertel auf der Bank, während Golden State nach und nach das berühmt-berüchtigte Drittes-Viertel-Programm durchzog.

Dann hatte Kerr doch noch ein Erbarmen und er sollte es nicht bereuen. Knapp 30 Sekunden vor dem Ende des Durchgangs bestrafte Poole die Drop Coverage von Celtics-Big Daniel Theis von Downtown. Kurz darauf folgte der Buzzerbeater vom Parkplatz. "Ich wollte einfach aggressiv sein", sagte Poole. "Steph und ich haben darüber im Training gesprochen, es war nur eine Frage der Zeit, bis einer von uns einen Halfcourt-Shot versenkt."

Warriors: Das hat Poole selbst dem Chefkoch voraus

Der Youngster ist der Glückliche, der vorlegen konnte. Curry - im dritten Viertel selbst "atemberaubend", wie Coach Kerr bescheinigte - erzählte von einem Halfcourt-Shot-Wettbewerb im Training zwischen den beiden Backcourt-Partnern. Aber: "Wenn du im Spiel triffst, zählt das auch. Er hat heute also die Führung übernommen", scherzte Curry.

Poole hat seinem teaminternen Vorbild noch anderweitig etwas voraus. Endlich in seinem Rhythmus angekommen, schweißte er in der Garbage Time einen Mitteldistanzwurf sowie zwei weitere Dreier durch die Reuse. Am Ende hatte er 5 erfolgreiche Distanzwürfe vorzuweisen (9 Versuche, 17 Punkte), damit ist er der jüngste NBA-Spieler der Geschichte, der so viele Dreier in einem Finals-Spiel trifft.

Curry beobachtete, dass sein Teamkollege "ein bisschen kontrollierter" spielte als noch in Spiel 1. Auch Draymond Green ging mit seinem Lob in diese Richtung: "Er ist nie ins Wanken gekommen, das ist wichtig. Er hat seinen Kurs beibehalten und hat es nicht erzwungen." Und Coach Kerr meinte: "Je tiefer wir in die Playoffs kommen, desto besser werden die Konkurrenten und die Verteidigungen. Man muss sich ein wenig anpassen, sowohl als Team als auch als Individuum."

Poole hat gegen Bostons Defense Schwierigkeiten, am Korb abzuschließen (0/4 in der Zone in Spiel 2). Die Celtics seien "extrem lang" und hätten "viele Shotblocker", so Poole, sicherlich auch unter dem Eindruck seiner geblockten Korbleger in Spiel 2. Er müsse Wege finden, die letzte Verteidigungslinie zu umgehen. Eine Option wäre die Midrange, wo sich in der Drop Coverage der Gäste ab und an Platz bot, oder eben der Dreier - zum Beispiel nach einem High Pick'n'Roll, aus dem sowohl Curry als auch Poole in Spiel 2 Erfolg hatten. Dafür muss aber eben der Jumper fallen.

Ist Jordan Poole in Spiel 2 der Finals gegen Boston der Befreiungsschlag gelungen?
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Ist Jordan Poole in Spiel 2 der Finals gegen Boston der Befreiungsschlag gelungen?

Warriors-Youngster Poole: Welcher Splash Brother hilft Curry?

Für Golden State wäre es enorm wichtig, wenn Poole seine Leistungen aus Spiel 2 in den kommenden Partien bestätigen könnte. So sehr der Erfolg oder Misserfolg auch von Curry und Greens Defense abhängen mag, es braucht jemanden, der offensiv etwas Last schultern kann. Klay Thompson war dazu bislang nicht in der Lage (10/33 FG und 4/15 Dreier in zwei Finals-Partien), Andrew Wiggins tauchte in Spiel 2 in der Offense ebenfalls teilweise ab.

Aber kann Poole diese Rolle wirklich konstant füllen? Bostons Defense macht den Guards das Leben so schwer wie kein anderer Gegner, sie werden in Spiel 3 vor eigenem Publikum (Donnerstag, ab 3 Uhr live auf DAZN) wieder vermehrt den Fokus auf Poole legen, vor allem in den Curry-losen Minuten. Sie werden ihn defensiv weiter jagen. Und es ist nicht so, dass der Dubs-Guard nun komplett heiß gelaufen wäre. Auch im vierten Viertel ließ er noch einige gute Möglichkeiten liegen.

Das Vertrauen von Coach Kerr scheint nach diesem Auftritt aber wieder gefestigt zu sein. "Jordan ist immer noch ein sehr junger Spieler, er lernt nebenher noch viel dazu. Trotzdem hatte er bereits eine großartige Saison. Er ist so talentiert und so selbstbewusst, dass ich fest daran glaube, dass er eine Lösung findet", schwärmte er. "Heute hat er es schon sehr gut geschafft, seinen Weg zu finden."

Aggressiv bleiben und versuchen, die richtigen Plays zu machen - so simpel lautet Pooles Zauberformel für die kommenden Partien, in denen Golden State den Heimvorteil zurückerobern muss. Sollte Thompson weiter kalt bleiben, wird auch Pooles Händchen darüber entscheiden, wer als Sieger aus diesen Finals herausgeht.

NBA Finals - Warriors vs. Celtics: Die Serie im Überblick (1-1)

SpielDatumUhrzeitHeimAuswärtsErgebnis
13. Juni3 UhrGolden State WarriorsBoston Celtics108:120
26. Juni2 UhrGolden State WarriorsBoston Celtics107:88
39. Juni3 UhrBoston CelticsGolden State Warriors-
411. Juni3 UhrBoston CelticsGolden State Warriors-
514. Juni3 UhrGolden State WarriorsBoston Celtics-
6*17. Juni3 UhrBoston CelticsGolden State Warriors-
7*20. Juni2 UhrGolden State WarriorsBoston Celtics-

*falls nötig

 

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