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NBA Playoffs - Sixers zittern nach 3-0-Führung gegen Toronto: Der Kampf gegen alte Dämonen

James Harden hat nicht den besten Ruf in den Playoffs.
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Sixers: Joel Embiid soll müde gemacht werden

Genau darauf setzen aber die Raptors. Jeder außer Embiid darf Toronto schlagen, nur eben nicht der All-Star-Center, der selten bis nie nur im Eins-gegen-Eins zu Werke gehen darf. Hilfe ist stets in der Nähe, wohl wissend, dass die Raptors mit ihren vielen langen Forwards stets in der Lage sind, schnell genug zurück zu den Schützen zu rotieren. Dies kostet Kraft, doch Teams von Nick Nurse sind bekannt für ihre intensive Spielweise und dafür entsprechend gerüstet.

Hier ist ein gutes Beispiel für die vielen Double Teams. Selbst auf Höhe der Freiwurflinie kommt Siakam zur Hilfe. Embiid ahnt es, hat aber für seinen Drive nicht die beste Position und wird von Achiuwa gnadenlos abgeräumt.

Embiid versucht vor dem Double Team zu fliehen - und wird geblockt
© NBA.com/stats
Embiid versucht vor dem Double Team zu fliehen - und wird geblockt

Natürlich ist es nicht so, dass es darauf keine Lösungen gibt. Hier mal ein positives Beispiel für die Sixers, als Embiid und Harden schnell und entschlossen Entscheidungen treffen und Tobias Harris einen Trainingswurf aus der Ecke ermöglichen. Davon trafen die Gastgeber aber zu wenig. Die Sixers erspielten sich zwar 19 völlig offene Dreier laut NBA.com/stats, drei mehr als durchschnittlich in der Serie, trafen davon aber gerade einmal vier, also eiskalte 21 Prozent.

Embiid und Harden ermöglichen mit schnellen Entscheidungen einen offenen Dreier.
© NBA.com/stats
Embiid und Harden ermöglichen mit schnellen Entscheidungen einen offenen Dreier.

Es zeigt aber auch, dass Embiid von den Raptors konstant in Stresssituationen gebracht wird. Der Kameruner hat die Tendenz, über eine Serie etwas abzubauen, erste Anzeichen waren auch in den letzten beiden Partien zu bemerken, unabhängig von der unglücklichen Daumenverletzung.

Joel Embiid: Seine Stats in den ersten fünf Spielen

SpielMINPTSFG3PFTREBAST
137:09195/150/29/11154
237:14319/161/212/14110
344:283312/203/86/9132
439:21217/160/17/983
539:39207/150/46/6114

Sixers-Offense entscheidet die Serie

Viel offensichtlicher wurde der Verschleiß von Embiid im dritten Viertel, als Torontos Frontcourt den Franchise-Star der Sixers bloßstellte. Achiuwa, Anunoby und Siakam scorten fünfmal in Folge (!) in Ringnähe (einmal durch Freiwürfe), indem sie Embiid attackierten, das sollte einem der besten Verteidiger der NBA eigentlich nicht passieren.

"Ich war in dieser Phase furchtbar", gab auch Embiid selbst zu. "Dafür gibt es keine Erklärung. Ich muss mich mehr reinhängen und meine Füße besser bewegen." Letztlich ist dies aber nur ein Randaspekt, da diese Serie mit Phillys Offense steht und fällt. Bei allem Lob für die Raptors fehlt den Kanadiern die Firepower und ein echter Go-to-Guy im Angriff, um ein echtes Top-Team zu sein.

Auch Embiid weiß das: "Bei uns ist alles okay. Es gibt Gründe dafür, warum wir drei Spiele am Stück gewonnen haben. Die letzten beiden Spiele haben wir im Angriff nicht das gezeigt, was wir können und das ist auch der Grund für die Niederlagen." Und damit wären wir auch wieder bei Harden angekommen, den die Sixers für das Ball Movement und Scoring so sehr benötigen.

Hat Harden doch noch einen Extra-Gang in sich oder sind die Raptors mit ihrer Länge und Athletik tatsächlich das befürchtet undankbare Matchup? Hier nur mal ein Beispiel, wie schwer es der Guard gegen die Defense der Raptors hat. So oder so, aufgrund der zahlreichen Playoff-Enttäuschungen der vergangenen Jahre werden auch in der Nacht auf Freitag wieder viele Augen auf den 32-Jährigen gerichtet sein.

Harden, Embiid und Rivers gegen alte Dämonen

Aber nicht nur Harden dürfte Druck verspüren. Es ist nun 19 Jahre her, dass ein Team in einer Best-of-Seven-Serie nach 0-3-Rückstand zumindest mal ein siebtes Spiel erzwingen konnte. Wäre es nicht passend, wenn ausgerechnet die Sixers der Gegner wären? Coach Rivers hat als einziger HC der NBA bereits drei 3-1-Führungen verspielt, sieben der letzten acht Elimination Games hat er verloren - eine gruselige Statistik.

Und auch Embiids Playoff-Karriere ist mit Enttäuschungen gepflastert. In bisher fünf Postseasons konnten seine Teams nur drei Serien gewinnen, spätestens in den Conference Semifinals war immer Schluss. Dazu kommt der vermeintliche Heimvorteil in einem möglichen Spiel 7. Wer erinnert sich nicht daran, wie gelähmt die Sixers im Vorjahr gegen Atlanta auftraten und das galt nicht nur für Ben Simmons und dessen Dunk-Verweigerung.

Die kommenden Tage könnten schon jetzt zu einer Nervenprobe für ein Philly-Team werden, welches wie schon in den vergangenen Jahren erstaunlich labil wirkt. Embiid, Harden, Rivers - was soll schon schiefgehen?

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