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NBA - Die Transformation der Boston Celtics zum Contender: Endlich wieder mit Identität

Jayson Tatum ist das Gesicht der Boston Celtics.
© getty
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Als Sixth Man ist White ein echter Luxus, womöglich wird er in den Playoffs nicht einmal Spiele beenden, weil die Starting Five einfach zu dominant ist. Die Kombination aus Smart, Brown, Tatum, Horford und Williams ist das beste Heavy-Minutes-Lineup der NBA (min. 200 Minuten), über die Saison steht das Quintett bei +25,3 (Bilanz: 20-6), das nächstbeste gehört den Utah Jazz (+16,9).

Im Hinblick auf die Playoffs ist dies ein weiterer Indikator, dass man sich nicht von der derzeitigen Platzierung ("nur" Rang fünf) blenden lassen sollte. Vielmehr hat Boston das viertbeste Net-Rating der NBA (+5,6), aber auch das Beste in der kompletten Eastern Conference.

Und die Celtics haben Jayson Tatum, der in den letzten Wochen wieder Feuer gefangen hat - natürlich mit dem Höhepunkt von 54 Punkten am Sonntag im Privatduell gegen Kevin Durant und die Nets. Die Quoten gehen wieder in die richtige Richtung, dazu wirkt der 24-Jährige so kontrolliert wie nie zuvor.

"Er lässt das Spiel nun mehr auf sich zukommen", fand auch Smart nach dem Nets-Spiel. "Er pickt sich seine Situationen und macht einfach sein Ding. (...) Er spielt nun viel cleverer und das zeigt sich."

Jayson Tatum: Seine Spilts

/PunkteFG%3P%ReboundsAssists
bis 31.12.25,641,732,98,63,8
seit 1.127,546,334,07,84,7

Boston Celtics: Jayson Tatum wächst mit seinen Aufgaben

Noch vor einigen Monaten klang das anders, als Smart öffentlich Tatum und Brown anzählte. Inzwischen ist das kein Thema mehr, da Boston den Ball viel besser bewegt. Natürlich sucht der Forward weiterhin seinen Wurf und ist einer der besseren Isolation-Scorer der Liga, aber der vielzitierte Tunnelblick ist immer seltener zu sehen.

Gegen Brooklyn nahm Tatum das Team auf seine Schultern, indem er Mismatches suchte und diese konsequent attackierte. Das erzeugt Druck und Freiwürfe, in den vergangenen zehn Spielen durfte der All-Star immer mindestens sechsmal an die Linie, gegen die Nets waren es sogar 17 Freebies. Keine Selbstverständlichkeit für Tatum, der zu Beginn seiner Karriere zu selten den Kontakt suchte.

Das womöglich beeindruckendste Play Tatums gegen Brooklyn kam jedoch in der Schlussminute und darf sinnbildlich für seine Entwicklung stehen. Im Boxscore erscheint es nicht, er erhielt keine Punkte oder einen Assist, aber es sorgte 40 Sekunden vor dem Ende für die Entscheidung. Tatum hatte das Mismatch gegen Seth Curry und es waren nur noch 6 Sekunden auf der Wurfuhr. Doch anstatt einen gut verteidigten Midrange-Jumper (Kyrie kam für das Doppel) zu nehmen, wanderte der Ball zu Smart und dann in die Ecke zu Brown, der eiskalt auf +6 stellte.

Jayson Tatum macht hier das richtige Play und nimmt keinen schlechten Wurf.
© NBA.com/stats
Jayson Tatum macht hier das richtige Play und nimmt keinen schlechten Wurf.

Boston Celtics: Ist sogar der Titel drin?

Das ist es, was die Celtics seit einigen Wochen (offensiv) ausmacht. Tatum und Brown sind die Eckpfeiler, der Rest spielt seine Rolle. Selbst Smart, oft nicht schüchtern in Sachen Wurf, hat sich vermehrt seinen Spielmacheraufgaben verschrieben und ballert Boston nicht mehr aus Spielen. "Wir haben offensiv eine Identität gefunden", freute sich auch Horford. "Wir wissen, was wir machen wollen und die Automatismen greifen immer besser."

Seit jenem Buzzerbeater von R.J. Barrett im Madison Square Garden stehen die Celtics nun bei 21-6, zusammen mit Philadelphia sind sie das einzige Team im Osten, welches gegen Mannschaften mit positiver Bilanz mehr Siege als Niederlagen eingefahren hat (14-13). Mal sehen, wie lange dies so bleibt, schließlich wartet auf die Celtics eines der schwersten Restprogramme der NBA (Platz 5).

Der große Run in den vergangenen Monaten hat dem Team jedoch ein wenig den Druck genommen, eine verloren geglaubte Saison könnte womöglich doch wieder Basketball im Juni in Boston ermöglichen. In drei der vergangenen fünf Jahre erreichten die Celtics die Conference Finals, laut FiveThirtyEight besteht sogar eine 31-prozentige Chance auf die erste Finals-Teilnahme seit 2010, die beste Quote im Osten.

Das sind natürlich nur Zahlenspiele, doch der gleiche Algorithmus prophezeite den Lakers vor der Spielzeit lediglich die neuntbeste Bilanz in der Western Conference, diese Vorhersage sieht verdammt gut aus. Und bei den Celtics? Hier sagt das Auge auch, dass in diesem Team ein Contender steckt. Im wilden Osten gibt es davon jede Menge - aber Stand jetzt muss sich Boston nicht vor den Miamis, Milwaukees oder Philadelphias dieser Welt verstecken.

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