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NBA - 3 Erkenntnisse zum Warriors-Sieg: Ein erfolgreicher Schwinger und ein (kleiner) Curry-Makel

Die überragende Saison von Stephen Curry wird nur von einem kleinen Makel begleitet.
© getty

Die Golden State Warriors sind durch den 116:107-Sieg in Phoenix wieder das Team mit der besten Bilanz der NBA. Am Christmas Day zeigten die Warriors trotz einiger Ausfälle, dass sie ein tiefes Team stellen. Ein Minimum-Spieler und ein Rookie liefern wichtige Produktion, Stephen Curry bombt weiter - wenn auch mit einem kleinen Makel. Die Erkenntnisse zum Spiel.

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Otto Porter Jr. kann den Warriors tatsächlich helfen

Machen wir uns nichts vor: Die Verpflichtung von Otto Porter Jr. in dieser Offseason war ein Schwinger. Nur vom Namen her war es ein Steal, dass der Forward zum Minimum kam. Allerdings nagte der Zahn der Zeit am 28-Jährigen, der nach mehreren schweren Verletzungen und bei den Chicago Bulls mit einigen Kilos zu viel nur noch wie ein Schatten seiner selbst wirkte.

Es hatte schon seinen Grund, warum Porter Jr. nicht mehr als das Minimum bekam. Und doch gab OPJ den Warriors etwas, was zeitweise sogar in der kurzen Durant-Ära fehlte, nämlich Tiefe auf dem Flügel. Neben Andre Iguodala, Nemanja Bjelica oder auch Rookie Jonathan Kuminga bringt Porter Jr. mehr Variabilität auf diesen Positionen, gleichzeitig ist er der Einzige aus diesem Quartett, der die 3-and-D-Anforderungen auch wirklich erfüllt.

Gegen die Suns legte Porter Jr. nun mit 19 Punkten nicht nur einen Saisonbestwert auf, sondern sorgte auch noch für die letzten 7 Punkte der Dubs, um den Auswärtssieg beim bis dahin besten Team der Liga einzutüten. Das Erstaunliche dabei war, dass Golden State am Ende sogar bewusst Plays für den Swingman lief.

War der erste der drei Clutch-Jumper noch ein Produkt des Chaos, wurden die beiden folgenden Körbe bewusst von Draymond Green orchestriert: Zunächst wurde Stephen Curry als Köder benutzt, fast die komplette Suns-Defense orientierte sich Richtung Chefkoch, sodass Porter Jr. ein wenig Platz für den Drive gegen Jae Crowder bekam und dann aus der Mitteldistanz abdrückte. Keine 40 Sekunden später war dies gar nicht mal nötig, nach einem einfachen Screen war Porter Jr. frei und bekam von Green wieder den Ball serviert.

Der frühere Wizards-Forward kann im Zweifel für sich selbst kreieren und ist nach Andrew Wiggins auch der beste Spot-Up-Schütze im Team (1,18 PPP, 86. Percentile). Hinzu kommen seine defensiven Qualitäten, wo er einem notorisch schwachen Team unter dem Korb mit seinem Rebounding hilft und auch Mann-gegen-Mann einigermaßen dagegenhalten kann.

Bleibt Porter Jr. nun verletzungsfrei und hält er sein Niveau, wird er auch im späteren Verlauf der Saison wichtige Minuten erhalten, sprich Teil der Playoff-Rotation sein. Mehr kann man von einem Minimumspieler nicht erwarten. "Es war ein frischer Start für mich, auch um zu zeigen, was ich noch kann", sagte Porter Jr. nach dem Erfolg in Phoenix. "Ich wusste, dass ich hier gute Chance haben würde, um mit meiner Größe und Vielseitigkeit den Jungs zu helfen."

NBA Christmas Games: Jonathan Kuminga mausert sich

Als Rookie ist es nicht leicht, bei einem Contender Fuß zu fassen, erst recht nicht, wenn dieser ein solch komplexes System spielt wie es die Warriors tun. Rookies müssen sich meist erst an die Geschwindigkeit des Spiels gewöhnen, sie machen Fehler - das ist der Lauf der Dinge.

Es verwunderte also wenig, dass Jonathan Kuminga, der drittjüngste Spieler in der NBA, anfangs nur wenig Spielzeit sah. Der Forward spielte viel in der G-League, erst die zahlreichen Ausfälle spülten den Nr.7-Pick in den vergangenen Wochen wieder ins Team und auch in die Rotation. Die Partie gegen Phoenix war nun die erste echte Feuertaufe und Kuminga wusste durchaus zu gefallen.

In Halbzeit eins zahlte der Forward teilweise noch Lehrgeld, als er sich unter anderem von Chris Paul und dessen legendärem (und unsäglichen) Rip-Move an der gegnerischen Freiwurflinie narren ließ, später durfte er dann im vierten Viertel sogar noch sechs Minuten mitwirken und CP3 ein wenig ärgern.

Der 19-Jährige ist ein echter Bulle, der trotzdem leichtfüßig unterwegs ist. Paul, das zeigten schon die Finals gegen Milwaukee, hat gegen große, athletische Gegenspieler seine Probleme und Kuminga konnte CP3 zeitweise tatsächlich davon abhalten, dass dieser die Partie wie so oft an sich riss.

Beispielhaft war dabei diese Szene, in der sich Kuminga um den Block von Jae Crowder kämpfte und dann rechtzeitig wieder bei Paul war, um dessen Mitteldistanzwurf tatsächlich noch zu verteidigen. Dies macht Hoffnung für die Zukunft, auch wenn der Kongolese sich womöglich bald wieder hinten anstellen muss.

Offensiv bleibt Kuminga roh (Stichworte: Wurf, Spielverständnis), wenn auch immer wieder mit richtig guten Ansätzen wie diesem Reserve Layup unter Druck gegen Crowder. Nach seiner 26-Punkte-Explosion in Toronto waren die 12 Zähler (3/4 FG) in Phoenix die zweitbeste Ausbeute des Rookies für die Warriors.

Für den Moment wäre Franz Wagner wohl die bessere Option im Draft gewesen, langfristig besitzt aber Kuminga das größere Potenzial. Das könnte die Warriors zur Trade Deadline in eine interessante Position bringen. Mit Kuminga, Andrew Wiggins oder auch dem anderen Lottery Pick Moses Moody könnten die Dubs zusammen mit Picks ein nettes Trade-Paket für einen Star schnüren. Doch wollen sie das überhaupt?

Seit Jahren gab es unter GM Bob Myers keinen Trade während der Saison. Dazu war Kuminga ein Wunschspieler von Besitzer Joe Lacob, der bereits an die Generation nach Curry, Green und Klay Thompson denkt. Folgt man dieser Vision, sollte Kuminga unantastbar sein.

NBA Christmas Games: Der (kleine) Curry-Makel

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Stephen Curry ist der beste Spieler der Warriors, ein legitimer MVP-Kandidat und doch wird man manchmal das Gefühl nicht los, dass Curry in dieser Spielzeit einiges liegen lässt. Die rohen Zahlen täuschen hier nicht. Streicht man die fünf Spiele in der Saison 2019/20 ist es bisher die schlechteste Curry-Spielzeit in Sachen Dreierquote.

Wir meckern an dieser Stelle auf dem allerhöchsten Niveau, aber für den Moment trifft Curry unter 40 Prozent von Downtown. Auf der anderen Seite ist das Volumen so hoch wie noch nie (13,5 Versuche), gleichzeitig sind auch die 45 Prozent bei komplett offenen Triples ein Tiefstwert in Currys Karriere.

NBA: Stephen Curry Dreierquote seit 2015/16

SaisonSpiele3PM/G3PA/GDreierquote
2015/16795,111,245,4
2016/17794,110,041,1
2017/18514,29,842,3
2018/19695,111,743,7
2019/20*52,49,824,5
2020/21635,312,742,1
2021/22315,413,539,9
Karriere7933,88,843,1

*Curry verpasste einen Großteil der Saison 2019/20 verletzungsbedingt

Einige Fehlversuche sind nicht nur kurz oder lang, sondern verfehlen deutlich seitlich, wie zum Beispiel hier. Das ist man vom Chefkoch so eigentlich nicht gewohnt. Letztlich spielt es aber auch kaum eine Rolle. In Phoenix traf Curry wieder "nur" 5/16 aus dem Dreierland und trotzdem hatte der Guard mit +24 das beste Plus/Minus aller Akteure. Über die Saison haben laut Cleaning the Glass nur Nikola Jokic, Devonte' Graham und George Hill bessere On/Off-Zahlen als der zweifache MVP (+20,0).

Warum das so ist, sieht man Spiel für Spiel. Selbst wenn Curry nur 15 Prozent treffen würde, wäre jede Defense panisch, dass der beste Schütze aller Zeiten keinen freien Wurf nehmen dürfe. Das ist die viel zitierte "Gravity", die Curry so speziell macht und von der jeder einzelne Warriors-Spieler auf dem Feld profitiert.

NBA Christmas Games: Alle Partien im Überblick

DatumUhrzeitHeimAuswärtsErgebnis
25.12.18 UhrNew York KnicksAtlanta Hawks101:87
25.12.20.30 UhrMilwaukee BucksBoston Celtics117:113
25.12.23 UhrPhoenix SunsGolden State Warriors107:116
26.12.2 UhrLos Angeles LakersBrooklyn Nets115:122
26.12.4.30 UhrUtah JazzDallas Mavericks120:116
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