NBA

NBA - LaMarcus Aldridge und sein Comeback bei den Nets: Dinge, die man einfach nicht verlernt

Von Robert Arndt
LaMarcus Aldridge fehlte den Brooklyn Nets in den Playoffs wegen Herzrhythmusstörungen.
© getty

Vor wenigen Monaten war die Karriere von LaMarcus Aldridge beendet. Nach Herzrhythmusstörungen bekommt der mehrfache All-Star nun doch noch einmal eine Chance, seinen ersten Ring zu gewinnen. Bei den Brooklyn Nets ist der Oldie im Moment wichtig - und er könnte es auch bleiben.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

"Niedergeschlagen" war er vor gut fünf Monaten. Das verriet LaMarcus Aldridge während der NBA-Playoffs Shams Charania (The Athletic), nachdem der Oldie wegen Herzrhythmusstörungen seine Karriere überraschend und plötzlich beendete. Fünf Spiele machte LMA nach seinem Buyout in San Antonio noch für Brooklyn, bevor seine (scheinbar) letzte Jagd auf einen Ring jäh endete.

Es war ein Interview, in welchem schnell deutlich wurde, dass Aldridge nach 15 Jahren NBA noch nicht abgeschlossen hatte. Der Wechsel nach Brooklyn sollte die Krönung werden, nachdem er weder mit Portland noch mit San Antonio die Finals erreichte.

Umso bitterer war für den Big Man wohl, die Serie gegen den späteren Champion Milwaukee Bucks am TV zu sehen. Durch Verletzungen von James Harden und Kyrie Irving fehlte dezimierten Nets letztlich die offensive Power. Aldridge hätte hier helfen können, seine Sprungwürfe wird er auch noch mit 50 Jahren fliegen lassen können - nur er durfte nicht.

Brooklyn Nets: LaMarcus Aldridge knackt 20.000 Punkte

Passend dazu fehlten Aldridge mickrige 49 Punkte, um dem elitären 20.000er-Klub beizutreten, welchem zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 47 Spieler angehörten. Aldridge, das war einer der besten Scorer seiner Zeit, der sein Können aber nie in den ganz großen Momenten zeigen konnte - eben weil seine Teams nie so weit kamen.

Fünf Monate später hat sich das Blatt gewendet, Aldridge ist dank des grünen Lichts der Ärzte zurück, um seiner Karriere womöglich doch noch ein Happy End zu bescheren. In der Nacht auf Samstag gegen die Indiana Pacers wurde das erste Ziel erreicht, "L-Train" knackte (natürlich) mit einem Mitteldistanzwurf die Schallmauer von 20.000 Punkten, insgesamt verbuchte der frühere All-Star 21 Zähler.

"Es ist ein Segen", freute sich der Nets-Big, der selbst kaum mehr daran geglaubt hatte. "Ich habe mich zurückgekämpft und kann nun wieder das machen, was mir die meiste Freude bereitet." Aldridge steht wieder auf dem Feld und tut das, was er schon so viele Jahre zuvor tat. Von 31 Jumpern hat LMA bisher 20 getroffen, aus der Mitteldistanz fallen sogar mehr als drei Viertel der Versuche.

Der Sprungwurf von LaMarcus Aldridge fällt bisher traumwandlerisch sicher.
© NBA
Der Sprungwurf von LaMarcus Aldridge fällt bisher traumwandlerisch sicher.

Brooklyn Nets: Scoring kann wie Fahrrad fahren sein

Die defensiven Mängel sind zwar hinlänglich bekannt, dafür bleibt der 36-Jährige als offensiver Notfallplan immer eine Option. In Abwesenheit von Kyrie Irving und der anfänglichen Formkrise von James Harden ist dies durchaus wertvoll, da auch ein Kevin Durant nicht 82 Spiele im MVP-Modus agieren kann.

"Er hat einfach diesen Instinkt, welchen man sein Leben lang hat", lobte Durant seinen alten Texas-Buddy. Von Scorer zu Scorer. "Du weißt einfach, wie du scoren kannst und er ist einer dieser Jungs, der immer seine Punkte machen wird." Punkte, welche Brooklyn in dieser frühen Phase der Saison dringend benötigt.

Waren die Nets im Vorjahr noch ein historisch gutes Offensiv-Team, stottert der Motor in den ersten Partien noch. Im Vergleich zu 2020/21 ist laut Cleaning the Glass das Offensiv-Rating um über 10 Punkte pro 100 Ballbesitze eingebrochen, Brooklyn belegt ligaweit Rang 13. Dies wurde zuletzt durch die Siege über Indiana und Detroit etwas gepimpt.

LaMarcus Aldridge: Seine Statistiken in der Saison 21/22

SpieleMinutenPunkteFG%ReboundsBlocks
620,212,768,05,01,2

Brooklyn Nets: Aldridge Gewinner im Center-Roulette?

Gewissermaßen ist das einkalkuliert, Head Coach Steve Nash experimentiert mit seiner Rotation weiter so, als ob noch immer die Preseason laufen würde. Der Kanadier kann sich das leisten, so sehr trieft sein Kader vor Talent, welcher im Energiesparmodus mindestens 50 Siege erreichen sollte. Allerdings fehlt gleichzeitig ohne Irving auch die Balance.

Die Nets gönnen sich gleich sechs potenzielle Center plus Bruce Brown, der trotz seiner Größe von 1,93 Meter offensiv gerne wie ein abrollender Big eingesetzt wird. Neben Aldridge kämpfen zudem Nic Claxton, Blake Griffin, James Johnson, Paul Millsap und mit Abstrichen Rookie Day'Ron Sharpe um Minuten - meist setzt Nash darum auf zwei Bigs gleichzeitig, wodurch Durant von seiner Idealposition verdrängt wird.

Jeder dieser Bigs bringt andere Qualitäten mit, vor allem in der Postseason dürften einige von ihnen komplett aus der Rotation fallen. Es ist ein Luxusproblem für Nash, eines welches er in ähnlicher Form schon im Vorjahr hatte und durchaus beeindruckend navigierte.

Brooklyn Nets sind mit Aldridge besser

Für den Moment setzt Nash auf das aus den Playoffs bekannte Duo aus Brown und Griffin, die meisten Minuten nach Brown erhielt aber bisher Rückkehrer Aldridge von der Bank kommend, dem vor allem im Angriff keinerlei Rost anzumerken ist. "Ich mache das schon eine Weile", so die simple Erklärung. "Ich habe mich Stück für Stück verbessert und weiß, wann und wo ich meine Würfe bekomme."

In Nashs Center-Roulette könnte das zum Trumpf werden. Noch sprechen wir von einer kleinen Stichprobe, doch Aldridge besitzt das beste Net-Rating (+12,4) und auch das beste Offensiv-Rating (115,2) des kompletten Teams bei mindestens 12 Minuten Einsatzzeit pro Partie. Es zeigt: Brooklyn hat Aldridge nicht einen Vertrag aus Nächstenliebe ausgehändigt, sondern weil dieser weiter in der NBA zu gebrauchen ist.

Mit den 20.000 Punkten ist der erste Schritt gemacht, nun bleibt noch das ganz große Ziel übrig - für Brooklyn und auch für Aldridge - der erste Ring. Vor einigen Monaten war das noch völlig undenkbar.