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NBA Finals, Suns vs. Bucks - Suns-Forward Cameron Johnson: Zwischen Masterarbeit und Titelhatz

Suns-Forward Cameron Johnson legt in diesen Playoffs im Schnitt 8,2 Punkte pro Spiel auf.
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Die Phoenix Suns wurden nach dem Draft 2019 heftig für den Pick von Cameron Johnson kritisiert. Zwei Jahre später stellt er auf der größten Bühne seine Bedeutung als guter Rollenspieler unter Beweis. Doch auch nach den Finals wartet noch eine große Herausforderung.

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Die NBA Finals sind ja schön und gut, doch es gibt da noch eine andere Sache, wegen der Amy Johnson ihrem Sohn derzeit auf den Füßen steht. "Meine Mom fragt mich ständig: 'Wann wirst du deine Masterarbeit beenden? Wann machst du sie endlich fertig?'", erzählte Cameron, seines Zeichens Suns-Forward, Sportmanagement-Student und braver Sohn in Personalunion, lachend auf einer Pressekonferenz während den Finals.

Amy ist mit ihrer steten Erinnerung an die akademische Ausbildung nicht allein, auch Johnsons Großmutter hakt öfters nach, wie der 25-Jährige verriet. Doch die beiden werden sich noch etwas gedulden müssen. "Ich will ganz offen sein: Aktuell liegt die Arbeit auf Eis, eigentlich schon seit einer Weile. Ich bin zur Hälfte fertig, aber in dieser Liga ist das Leben manchmal etwas stressig."

Vor allem in den Playoffs. Und vor allem inmitten der NBA Finals. "Es ist nicht so, dass ich nach dem Spiel nach Hause gehe, meinen Laptop anschmeiße und ein paar Wörter in die Tastatur hämmere. Aber ich werde sie definitiv in der Offseason fertigstellen", versprach Johnson. Zunächst einmal liegt die volle Konzentration auf dem Kampf um die Championship.

Suns-Forward Cameron Johnson legt in diesen Playoffs im Schnitt 8,2 Punkte pro Spiel auf.
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Suns-Forward Cameron Johnson legt in diesen Playoffs im Schnitt 8,2 Punkte pro Spiel auf.

Phoenix Suns: Draft-Note 4+ für den Johnson-Pick

Johnson verbrachte vor seiner NBA-Karriere insgesamt fünf Jahre - eins mehr als die üblichen vier - am College, nachdem eine Knieverletzung seine Freshman-Saison vorzeitig beendet und er ein Redshirt-Jahr drangehängt hatte. Seine ersten drei Spielzeiten lief er für Pittsburgh auf, machte dort einen Abschluss in Kommunikation. Dann wechselte er nach North Carolina, begann sein Master-Studium und ballerte sich ganz nebenbei zum Lottery-Pick.

In seinem letzten Jahr für die Tar Heels versenkte er 45,7 Prozent seiner Dreier bei 5,8 Versuchen pro Partie, was ihm die Lorbeeren einiger College-Experten als bester Schütze seines Jahrgangs einbrachte. Dennoch hagelte es für die Suns Kritik, als sie ihren 6. Pick im Draft 2019 (Jarrett Culver), für Dario Saric und den 11. Pick tradeten und an dieser Position eben jenen Johnson auswählten.

Zu alt, zu wenig Upside, zu viele Verletzungsprobleme am College hieß es von einigen Beobachtern. Bei Bleacher Report bekam Phoenix für den Pick die Note 4+. Mittlerweile dürfte sich General Manager James Jones für die Wahl bestätigt fühlen. Johnson hat spätestens in der Postseason mit starken Vorstellungen seine Bedeutung als Rollenspieler in der Suns-Rotation untermauert.

Suns-Forward Johnson: Großes Lob vom Head Coach

Seine individuellen Statistiken springen mit 8,2 Punkten und 3,1 Rebounds pro Playoff-Spiel vielleicht nicht direkt ins Auge, beeindruckend sind aber vor allem die Quoten. Johnson versenkt in seiner ersten Postseason 50,6 Prozent aus dem Feld und 45,8 Prozent von Downtown - eine deutliche Steigerung zu seinen Shooting-Splits der regulären Saison.

In den Finals lieferte er mit 10 Punkten (2/4 Dreier) in Spiel 1 sowie 8 Zählern (2/4 Dreier) in Spiel 2 jeweils ordentliche Produktion bei gut 20 Minuten Einsatzzeit pro Partie. Er profitiert genau wie die anderen Rollenspieler wie Jae Crowder oder Mikal Bridges von der Aufmerksamkeit, die Chris Paul und Devin Booker auf sich ziehen.

"Wir müssen mit der Einstellung ins Spiel gehen, immer bereit zu sein, denn Chris und Book werden dich finden", erklärte Bridges zuletzt. Der Fokus der Bucks-Defense auf das Backcourt-Duo ermöglicht den "Anderen" einige offene Dreier, was Johnson und Co. bisher auch regelmäßig bestraft haben. In Spiel 2 terrorisierte Phoenix die Gäste mit 20/40 aus dem Dreierland.

Johnson liefert aber noch mehr. "Ich fand, er war großartig", lobte Head Coach Monty Williams nach Spiel 1 der Finals. "Bei Cam denkt man sofort an seine Fähigkeit, das Spiel mit seinem Wurf breit zu machen, aber seine Defense war ebenfalls sehr gut. Er ist ein großer, starker Verteidiger, hat eine gute Fußarbeit und kann so vor dem Gegner bleiben." Das musste selbst Giannis Antetokounmpo in der Crunchtime von Spiel 1 in einzelnen Matchups gegen Johnson feststellen.

Suns-Forward Johnson: "Gibt dir mehr als nur Shooting"

Williams sieht in dem Power Forward sogar einen potenziellen Starter in der NBA. "Er gibt dir so viel mehr als nur Shooting. Er kann passen, den Korb attackieren und seine Defense hilft uns enorm", erklärte der Suns-Coach, der im weiteren Verlauf der Finals wohl vermehrt auf Johnson zurückgreifen muss.

In Person von Saric (Kreuzbandriss) fehlt bereits ein wichtiger Rollenspieler, nun droht auch Torrey Craig nach einem Zusammenprall mit Giannis und Problemen am rechten Knie auszufallen. Sollte der Flügelspieler in Spiel 3 nicht auflaufen können, wird Williams wohl mehr Minuten an Johnson oder Abdel Nader verteilen.

"Wir sagen immer 'Next Man Up' und ich glaube, dass wir genug starke Jungs in unserer Kabine haben", betonte Crowder vor dem ersten Auswärtsspiel in Milwaukee. "Wir hassen es, wenn einer ausfällt, aber wir stehen zusammen. Wenn Torrey nicht spielen kann, dann muss ein anderer einspringen und noch besser spielen. So haben wir es schon das ganze Jahr über gemacht."

NBA: Die Karrierestatistiken von Cam Johnson in der regulären Saison und Playoffs

SaisonSpiele / MinutenPunkteReboundsStealsFG%3FG%
2019/2057 / 22,08,83,30,643,539,0
2020/2160 / 24,09,63,30,642,034,9
Playoffs 202117 / 20,48,23,11,150,645,8

Die jungen Suns in den Finals: Wo kommt die Gelassenheit her?

Dass Johnson dazu in der Lage sein kann, hat er bereits bewiesen. Wie ein Großteil des restlichen, meist sehr jungen Suns-Teams agiert auch er trotz fehlender Finals-Erfahrung auf der größtmöglichen Bühne der NBA scheinbar komplett ruhig und besonnen. "Wenn du das Gefühl hast, dass du verstehst, was wir als Team erreichen wollen, dann überkommt dich eine gewisse Gelassenheit", erklärte Johnson.

"Wenn du den Scouting Report verinnerlicht hast und die gegnerischen Spieler kennst, dann kommst du in die Partie und fühlst dich nicht so chaotisch. Du weißt, was du zu tun hast und was deine Mitspieler tun werden. Das hilft, mit einer gewissen Selbstsicherheit zu spielen", so der Power Forward, der ähnlich wie viele seiner Kollegen damit auch die akribische Vorbereitung von Williams und seinem Coaching Staff lobte.

Zwar gehören meist CP3, Booker und Deandre Ayton die großen Schlagzeilen, doch das Team ist noch so viel mehr. Phoenix' Chancen auf den ersten Titel der Franchise-Geschichte stehen mit der 2-0-Serienführung im Rücken gar nicht mal so schlecht. Spiel 3 sei nun "das wichtigste Spiel des Jahres", so Paul.

Zum Erfolg der Suns gehören auch die Namen Mikal Bridges, Jae Crowder oder zu einem etwas kleineren Anteil eben auch Cam Johnson. Der verpasste Spiel 6 der Western Conference Finals gegen die Clippers krankheitsbedingt, als Phoenix den Einzug in die Finals perfekt machte. Die erste große Party fand also ohne ihn statt. Dies sei aber kein Problem, wie er betonte, er würde nach dem Gewinn der Championship schon seine Möglichkeit bekommen, ordentlich zu feiern. Und dann geht es wieder an die Masterarbeit, dafür werden Mama und Oma schon sorgen.