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NBA Playoffs - Suns-Center Deandre Ayton dominiert im Duell mit den Lakers: Jetzt ist er kein Problem mehr

Deandre Ayton hat bei den Phoenix Suns eine steile Entwicklung hingelegt.
© getty

Zu Beginn seiner Karriere war Deandre Ayton wahlweise derjenige, der zwei Plätze vor Luka Doncic gedraftet wurde, oder einer der schlechtesten Defensiv-Center der Liga. Doch nun stellt der Big Man der Phoenix Suns auf der Playoff-Bühne seine beeindruckende Entwicklung unter Beweis - und die Los Angeles Lakers auf beiden Seiten des Courts vor Schwierigkeiten.

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Eine Saison wie eine "Achterbahnfahrt", befand LeBron James nach der 92:100-Pleite der Lakers gegen die Suns am vergangenen Sonntag. Der King bezog sich in erster Linie auf die Verletzungssorgen des amtierenden Champions in den vergangenen sechs Monaten, in Spiel 4 hatte es erneut Anthony Davis erwischt.

Doch nicht nur auf die Saison, allein auf diese Erstrundenserie zwischen den Lakers und Suns passt die Beschreibung "Achterbahnfahrt" relativ gut, auf beiden Seiten. Die Freude über den Auftaktsieg der Suns, dem ersten Playoff-Erfolg seit zehn Jahren, trübte eine Schulterverletzung von Chris Paul. In Spiel 2 und 3 übernahm L.A. die Kontrolle, der Point God war nur ein Schatten seiner selbst - und schlug in Spiel 4 eindrucksvoll zurück. Nun fehlt AD wohl den Lakers und das Momentum ist auf einmal wieder auf Seiten der Suns.

Deren einzige Konstante in dieser Serie ist nicht etwa Paul oder Devin Booker, die beiden Aushängeschilder der Franchise, sondern ein aufstrebender Center, für den Konstanz lange Zeit nur der Name einer Stadt am Bodensee zu sein schien. Die Karriere von Deandre Ayton ähnelte in seinen ersten drei Jahren in der NBA selbst einer Achterbahnfahrt, doch auf der größten Bühne geht es für den 22-Jährigen bisher nur bergauf.

Deandre Ayton hat bei den Phoenix Suns eine steile Entwicklung hingelegt.
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Deandre Ayton hat bei den Phoenix Suns eine steile Entwicklung hingelegt.

Deandre Ayton: Für immer im Schatten von Luka Doncic?

Als Nr.1-Pick im Draft 2018 wird Ayton noch auf ewig nachhängen, dass er zwei Positionen vor einem gewissen Luka Doncic gedraftet wurde. Für diese Entscheidung kann der Big natürlich nichts, doch seine sportlichen Leistungen halfen anfangs nicht, um dieses Stigma beiseite zu schieben.

Der Center war in seiner Rookie-Saison defensiv überfordert, sein zweites NBA-Jahr begann mit einer 25 Spiele andauernden Doping-Sperre. Immerhin zeigte er in seiner Entwicklung wichtige Fortschritte, verzeichnete Career-Highs bei den Punkten, Rebounds und Blocks. Doch den größten Sprung machte Ayton in seinem dritten Jahr und das lag in erster Linie an seiner Defense.

Head Coach Monty Williams wurde im Verlauf der Saison nicht müde zu betonen, wie sich der Center zum Anker der ligaweit sechstbesten Verteidigung gemausert hat. In dessen Rookie-Saison reichte es für Phoenix gerade einmal zu Platz 29. Die defensiven Verbesserungen bei Ayton ließen sich die gesamte Saison über beobachten und sind nun auch in den Playoffs zu sehen.

"D.A. war ziemlich gut darin, nicht auf Pump Fakes hereinzufallen und hatte immer seine Hände oben. Er hat einen sehr guten Job gemacht, vor [Davis] zu bleiben ", lobte Coach Williams beispielsweise nach Spiel 1. Auch wenn AD in Spiel 2 und 3 auftaute, kam er im direkten Matchup gegen Ayton bisher nur auf 11/29 aus dem Feld.

Dessen Fortschritte sind auch beim Ringschutz und im Positionsspiel im freien Raum, beispielsweise bei gegnerischen Pick'n'Rolls, eklatant. Die Lakers versuchten zuletzt vermehrt mit Marc Gasol dagegenzuhalten, der Spanier soll sein Gegenüber mit seinem Spacing (6/10 Dreier in den Playoffs) aus der Zone herausziehen. Durch den Ausfall von AD wird Gasol wohl noch mehr gefordert sein.

NBA: Die Karrierestatistiken von Deandre Ayton für die Suns

SaisonSpiele /MinutenPunkteReboundsBlocksTS%
2018/1971 / 30,716,310,30,960,8
2019/2038 / 32,518,211,51,556,8
2020/2169 / 30,714,410,51,265,3

Deandre Ayton bei den Suns: Historischer Playoff-Start

"Defense ist so wichtig für meinen Spielstil", erklärte Ayton zuletzt gegenüber The Athletic. "Defense gewinnt Spiele - und dafür will ich bekannt sein, wenn ich am Ende meiner Karriere angelangt bin." Entsprechend stimmt auch der Einsatz, das war in den vergangenen Jahren nicht immer der Fall.

Seine Energie sticht in der Serie gegen die Lakers aber nicht nur in der Defense hervor. Der 2,11-Meter-Mann sprintet jeden Fastbreak mit, kämpft um jeden Rebound oder Loose Ball. Seine Präsenz und Aktivität hilft den Suns auf beiden Seiten des Courts, in Spiel 1 waren so auch seine 8 Offensiv-Rebounds ein wichtiger Faktor.

Dass Phoenix dem amtierenden Champion im Frontcourt eigentlich deutlich unterlegen sein sollte, macht sich dank Ayton bisher kaum bemerkbar. Offensiv dominiert er die gegnerische Zone mit einer irren Feldwurfquote von 80,9 Prozent, von seinen 47 Abschlüssen landeten 38 im Korb. Noch nie konnte ein Spieler eine solch hohe Quote bei mindestens 10 Feldwurfversuchen pro Spiel über die komplette Postseason auflegen.

Deandre Ayton: Profiteur an der Seite des Point Gods

Mal bestraft er nach Switches der Lakers kleinere Gegenspieler mit einem Hookshot oder im Kampf um den Offensiv-Rebound, mal setzt er sich auch gegen Andre Drummond mit seiner Physis durch. Doch entscheidend ist in Aytons Offense seine Schnelligkeit und das Zusammenspiel mit Booker und Paul.

Im Pick'n'Roll ziehen die beiden Guards den Fokus der Defense auf sich, sodass der Center Platz in der Zone geschenkt bekommt. Dort wird er von CP3 oder Booker oftmals per Alley-Oop oder Drop-Off in den Dunker-Spot gefunden.

"Du legst viel Aufmerksamkeit auf Chris oder Book und das erlaubt es ihm, in der Zone gegen kleinere Gegenspieler zu agieren", analysierte LeBron die Probleme, die diese Suns-Offense verursacht. "Er ist einfach groß, er kann über sie springen und nutzt seine Athletik, seine Länge und seine Kraft."

Plays für den 22-Jährigen werden dabei so gut wie nie gelaufen. In der Serie gegen die Lakers kommt er auf gerade einmal fünf Post-Ups, dagegen kommen knapp 80 Prozent seiner Abschlüsse ohne vorheriges Dribbling, also direkt nach einem Pass. In vier Spielen hat er nur zweimal von außerhalb der Zone abgedrückt. Dafür ist Ayton zu einem elitären Rim-Runner und Finisher geworden, langsamere Center wie Drummond stehen vor enormen Schwierigkeiten.

Ayton und die Suns: "Wir sehen ein junges Team groß werden"

Ein Problem von Ayton bleiben jedoch die Freiwürfe, genauer gesagt das Fehlen derer. Trotz seiner zahlreichen Abschlüsse in der Zone hat er in vier Spielen gegen L.A. nur acht Trips an die Freiwurflinie vorzuweisen (3/8 FT). Auch einzelne Aussetzer hat der Center bisher noch nicht komplett abstellen können - ganz zum Frust von Paul und Booker, wie im Laufe der regulären Saison immer mal wieder oder auch im ersten Viertel von Spiel 4 zu sehen.

Dabei darf man nicht vergessen, dass Aytons Entwicklung noch lange nicht abgeschlossen ist. "Die Playoffs bringen dich an dein Limit, auf ganz unterschiedliche Weise, und nur so kannst du weiter wachsen", hob Williams die Bedeutung der Postseason-Erfahrung hervor. "Man sieht ein junges Team quasi nebenbei groß werden."

Schon vor der Serie war klar, dass auf den Playoff-Neuling Ayton gegen den teils Championship-erfahrenen Frontcourt der Lakers eine wichtige, aber schwere Aufgabe zukommen würde. Dass er diese mit Bravour meistert, dürfte auch in Phoenix den ein oder anderen überrascht haben.

Durch den Davis-Ausfall in Spiel 5 könnte sich dank Ayton die Situation auf den großen Positionen aus Suns-Sicht aus einem Nach- in einen Vorteil verwandeln. Das so gefährliche Lineup mit AD auf der Fünf fällt für den Titelverteidiger weg, in Spiel 4 waren sowohl Drummond als auch Montrezl Harrell gegen den Suns-Center weitestgehend auf verlorenem Posten. Gasol hinterließ aus dem Backup-Trio der Lakers noch den besten Eindruck.

Für Ayton bietet sich damit die nächste Gelegenheit, der Serie seinen Stempel aufzudrücken. Das gelang ihm zwar schon eindrucksvoll, für ihn ist das aber nur der erste Schritt. "Ich will als bester junger Two-Way Center aller Zeiten bezeichnet werden", machte Ayton seine hohen Ansprüche klar. Dafür muss er freilich noch etwas mehr zeigen, doch seine Entwicklung zeigt in die richtige Richtung.

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