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NBA Playoffs - Chris Paul greift nach seinen ersten Finals: Eine Serie wie die Mona Lisa

Chris Paul steht zum zweiten Mal in seiner Karriere in den Conference Finals.
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Chris Paul gilt als einer der besten Spieler, die noch nie in den NBA Finals standen. Mit 36 Jahren bekommt der Point Guard noch einmal eine unverhoffte Chance, vor allem weil der kleine Spielmacher seinen besten Basketball seit Ewigkeiten spielt.

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"Vor ein paar Jahren haben sie mich abgeschrieben", sagte Chris Paul nach dem Sweep gegen Denver bei TNT am Mikrofon. Oft eine Floskel, diesmal aber akkurat. Gemeint war das Jahr 2019, CP3 war noch Rockets-Spielmacher und Houston war in den Conference Finals an einem Warriors-Team gescheitert, welches die letzten beiden Spiele der Serie ohne Kevin Durant absolvieren musste.

Paul war 34 Jahre alt, mutmaßlich im Spätherbst seiner Karriere. Kleine Guards haben ein schnelleres Verfallsdatum und CP3 schien die Zeit davonzulaufen. Die Beziehung zu James Harden war ramponiert, Rockets-GM Daryl Morey stieß Paul wohl auf Anraten von Harden nach Oklahoma City zu einem Team im Neuaufbau ab.

Paul war abgeschrieben, die ersten Texte über einen der besten Spielmacher aller Zeiten, der aber nie in den Finals stand, waren zu diesem Zeitpunkt schon verfasst. Gut möglich, dass diese niemals das Licht der Welt erblicken werden.

CP3 steht nun zum zweiten Mal in seiner Karriere in den Conference Finals - diesmal als unumstrittener Anführer eines jungen Teams. Als Paul 2008 Zweiter im MVP-Voting hinter Kobe Bryant wurde, da war Devin Booker zarte elf Jahre alt, Deandre Ayton noch nicht einmal zehn.

Chris Paul: Eine seiner besten Playoff-Serien aller Zeiten

Nun stehen sie zusammen auf dem Court und greifen für die Suns nach der ersten Finals-Teilnahme seit 1993. Und Paul ist dabei der entscheidende Faktor. Mit 36 Jahren spielte der Point God eine seiner besten Playoff-Serien aller Zeiten, zum ersten Mal in seiner Karriere gelang ihm mit einem seiner Teams ein Sweep.

25,5 Punkte, 10,3 Assists, 62,7 Prozent aus dem Feld, 75 Prozent von Downtown, dazu nur 1,3 Turnover im Schnitt. Mehr Dominanz geht fast nicht, erst recht nicht von einem Guard, der kaum noch am Ring abschließt. "Er ist vermutlich der beste Point Guard aller Zeiten", fasste Nuggets-Coach Michael Malone nach der Serie das Geschehene zusammen.

Chris Paul: Seine Stats in der Serie gegen die Nuggets

SpielMinutenPunkteFGs3PAssistsTO
135:37218/142/3111
230:31176/102/2150
337:00279/162/382
439:313714/190/072
SERIE (AVG)35:4025,537/596/810,31,3

Wer hat das nach Spiel 3 gegen die Lakers kommen sehen? Über die kompletten sechs Partien gegen den entthronten Champion erzielte Paul gerade einmal 55 Zähler und wollte wegen seiner Schulterverletzung zeitweise überhaupt nicht werfen. Nun terrorisierte Paul Denver mit einem Sprungwurf nach dem anderen.

Seine Mona Lisa war Spiel 4, eine Shooting-Performance, wie man sie selten zu sehen bekommt. Im dritten Viertel traf Paul sechs Mitteldistanzwürfe am Stück, alle vom rechten Elbow, seinem Lieblingsspot. Denvers Bemühungen, um noch einmal zurückzukehren, wurden im Keim erstickt, eben weil Paul entschied, dass Phoenix den Besen rausholen würde. Mit Abschnitt Nummer zwei waren es sogar acht Treffer in Folge, Paul kam am Ende auf 37 Punkte (14/19 FG) und 7 Assists.

CP3 ist damit der älteste Spieler der Playoff-Geschichte, der über 35 Zähler bei mindestens 70 Prozent aus dem Feld. "Wir waren alle hyped", beschrieb Pauls Co-Star Devin Booker die Performance des Oldies. "Wir werden das heute feiern und dann schauen, ob es die Clippers oder Utah werden."

Chris Paul steht nach dem vierten Sieg über die Denver Nuggets mit den Phoenix Suns in den Conference Finals.
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Chris Paul steht nach dem vierten Sieg über die Denver Nuggets mit den Phoenix Suns in den Conference Finals.

Chris Paul: Der beste kleine, alte Guard aller Zeiten

Eine Chance werden die Suns so oder so haben, näher war Paul mit der Ausnahme 2018 nie an den NBA Finals. Egal, wie es ausgehen wird, es ist schon jetzt eine besondere Leistung. Es ist gut eine Dekade her, als Diskussionen darüber geführt wurden, ob CP3 oder Deron Williams der bessere Point Guard sei. D-Will ist inzwischen vier Jahre im Ruhestand, Paul spielt noch immer auf All-NBA-Niveau.

Das ist außergewöhnlich, lediglich John Stockton und Steve Nash alterten ähnlich gut und wurden nach ihrem 35. Geburtstag als Guard noch in ein All-NBA-Team berufen. Mit Ausnahme der Schulterverletzung kam CP3 fit durch die Spielzeit und verpasste nur zwei Spiele, nur 2014/15 war seine Quote besser (damals 82/82).

Paul ernährt sich seit zwei Jahren vegan, hat seine komplette Trainingsarbeit umgestellt. Es hat sich ausgezahlt. Von einem toxischen Vertrag spricht niemand mehr. Es ist sogar möglich, dass der Point God seine Option über 44,2 Millionen Dollar nicht ziehen und stattdessen noch einmal die Free Agency testen wird.

Wer hätte das 2018 für möglich gehalten? Ähnliches lässt sich auch über die Suns sagen, die seit 2010 nicht einmal die Playoffs erreichten und nun nacheinander den Finals-MVP (LeBron James) und auch den amtierenden MVP (Nikola Jokic) aus der Postseason kegelten. Chris Paul macht es möglich.

Suns vs. Nuggets: Die Serie im Überblick

SpielDatumHeimAuswärtsErgebnis
18. JuniSunsNuggets122:105
210. JuniSunsNuggets123:98
312. JuniNuggetsSuns102:116
414. JuniNuggetsSuns118:125