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NBA - Darius Miles im Interview: "LeBron war schon mit 18 Jahren so viel reifer als ich"

Darius Miles verbrachte seine ersten beiden NBA-Jahre bei den L.A. Clippers.
© getty
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Ihre Karriere begann bei den Clippers und obwohl es nur zwei Jahre waren, assoziieren Sie wohl die meisten Leute mit dieser Ära. War es auch für Sie die beste Zeit in der NBA?

Miles: Ja, auf jeden Fall. Ich hatte dort die Möglichkeit, mit meinem besten Kumpel zusammenzuspielen und auch noch anderen Spielern, die ich schon als Jugendlicher kannte. Corey [Maggette], Lamar [Odom], das waren alles Leute, mit denen ich sozusagen aufgewachsen bin. Ich war der Jüngste in der Gruppe, also waren sie für mich alles Idole. Ich wollte wie sie sein, ihre Schritte ebenfalls gehen. Ich habe sie die ganze Zeit beobachtet und deshalb war es so speziell, dass ich in der Liga dann direkt mit ihnen in einem Team gelandet bin. Das war einfach surreal.

Die Clippers waren damals alles andere als beliebt, für eine kurze Zeit konnten Sie das aber ändern. Was machte den Reiz dieser Teams aus?

Miles: Die Leute lieben einfach Underdogs. Das waren wir - wir waren ja noch Babys. Es wirkte teilweise, als würde ein High-School-Team gegen die Besten der Besten spielen. Dazu hatten wir einen Stil, der viele Leute angesprochen hat. Wir waren aufregend, haben sehr schnell gespielt. Damals gab es sonst ja nur Don Nelson, dessen Teams so viel gerannt sind. Alvin Gentry hat unsere Athletik sehr gefördert, wir sollten die Lanes füllen, auf und ab rennen. Wir haben zudem immer hart gespielt und dachten in jeder Partie, dass wir uns beweisen mussten. Ich denke, das hat damals auf Clippers-Fans und auch andere Zuschauer einen gewissen Eindruck gemacht.

Es wurden damals sehr schnell Fortschritte gemacht, nach zwei Jahren waren Sie allerdings schon wieder weg und wenig später wurde auch das restliche Team aufgelöst. Hätte mit mehr Geduld ein Top-Team entstehen können?

Miles: Ich denke schon. Ich würde jetzt nicht sagen, dass wir zwei Jahre später Meister geworden wären oder so, das ginge zu weit. Aber ich habe überhaupt keinen Zweifel, dass aus uns ein regelmäßiges Playoff-Team geworden wäre. Ich glaube, das wäre schon im Folgejahr möglich gewesen - wir waren 2001/02 ja bereits nur zwei Siege von den Playoffs entfernt. Aber dann wurde ich eben getradet.

Die NBA-Statistiken von Darius Miles

TeamSpielePunkteFG%ReboundsBlocks
Clippers1639,449,35,71,4
Cavaliers1049,141,75,10,9
Trail Blazers14513,148,74,61
Grizzlies343,548,51,70,6

Es ging für Sie damals nach Cleveland, insgesamt waren es dann drei Teams innerhalb von sieben Jahren, bevor Sie mit nur 29 Jahren die NBA verließen. Gibt es rückblickend etwas, das Sie gerne anders machen würden?

Miles (überlegt): Das ist kompliziert. Ich wünschte, ich hätte mehr auf mich selbst gesetzt. Ich hätte beispielsweise wahrscheinlich den Vertrag in Portland damals nicht unterschrieben und stattdessen die Möglichkeit genommen, nach einem Jahr woanders hinzugehen. Das Problem war: Alle Teams, für die ich gespielt habe, steckten in einem Neuaufbau. Es ging nie einfach nur ums Gewinnen. Jede Organisation hat natürlich dieses Ziel, aber es geht um Timing - und mein Timing war schlecht. Ich war einfach nie zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. Ich war nie in einer Situation, wo es einfach nur darum ging, die Playoffs zu erreichen und dort etwas zu erreichen.

Cleveland hätte so ein Team sein können. Dort spielten Sie allerdings nur eine halbe Saison mit dem jungen LeBron James, bevor es nach Portland weiterging. Wie haben Sie den Rookie James in Erinnerung?

Miles: Er hatte diese unheimliche Physis. Mal abgesehen davon, dass er das Spiel auch sehr gut beherrschte - er war einfach körperlich schon so stark. Als ich von der High School in die Liga kam, hatte ich nicht solche Muskeln. (lacht) Ich bestand einfach nur aus Stöckern und Knochen. Deswegen hat es mich so beeindruckt, wie weit er war - er hatte ein Team um ihn herum, das ihn physisch komplett auf die Liga getrimmt hat. Er gehörte zu den ganz wenigen Schülern, die dadurch schon bereit in die NBA kamen.

Hat sich das auch mental gezeigt?

Miles: Absolut. Ich meine, ich war damals selbst erst drei Jahre in der Liga, zu dem Zeitpunkt 21 Jahre alt, als er zu uns kam. Und er war schon mit 18 Jahren so viel reifer als ich. Er war in allem seröser, erwachsener als ich. Er hatte eine durchweg professionelle Einstellung und deswegen überrascht es mich auch nicht, dass er so eine Karriere hingelegt hat. Die physischen Tools sind das eine, aber sein Verstand und seine Mentalität gehören da ebenfalls mit dazu.

Gibt es ansonsten aktuell Spieler, denen Sie besonders gerne zusehen?

Miles: Da muss ich ganz klar Bradley Beal nennen. Er kommt wie ich aus St. Louis und hält für uns die Flagge hoch. Wir hatten noch nicht so viele NBA-Spieler aus der Region. Der Beste war bisher Jo Jo White, der in der Liga wirklich viel erreicht hat [7x All-Star, 2x Champion mit den Celtics, d. Red.], und es ist einfach cool zu sehen, wie Bradley diese Fußstapfen jetzt ausfüllt. Er legt 34 Punkte im Schnitt auf, dominiert von der Shooting Guard-Position. Ich bin sehr stolz auf ihn - Beal ist bei mir Zuhause Pflicht-Fernsehen!

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