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NBA - L.A. Clippers wollen Playoff-Debakel vergessen machen: "Wissen, dass wir ein Elite-Team sein können"

Kawhi Leonard und die Clippers rangieren derzeit dank einer starken Offense auf dem zweiten Platz im Westen.
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Die L.A. Clippers stehen mit der zweitbesten Bilanz der NBA auf dem zweiten Platz in der Western Conference - vor den Lakers. Dennoch spricht kaum jemand über die Clippers, zu sehr hallt das Playoff-Debakel aus dem Vorjahr nach. Guard Reggie Jackson sieht aber Gründe, warum der Erfolg in dieser Spielzeit nachhaltig konserviert werden kann.

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Derzeit ist es relativ still um die Clippers. Der große Hype um Kawhi Leonard, Paul George und Co., der das Team vergangene Saison tagein, tagaus begleitet hatte, ist 2020/21 etwas abgeflacht. Dabei nennen die Clippers die zweitbeste Bilanz der Association ihr Eigen (23-11) und stechen damit selbst den vom ständigen Scheinwerferlicht gesegneten Stadtrivalen, die Lakers (22-11), aus. Doch was heißt das schon Ende Februar?

Vergangene Saison standen die Clippers am Ende der regulären Saison ebenfalls auf dem zweiten Rang im Westen, die komplette Basketball-Welt fieberte einem potenziellen West-Finals-Matchup mit den Lakers und Clippers entgegen. Soweit kam es nie. Die Clippers erlebten ein Playoff-Debakel in der zweiten Runde, als das Team nach einer 3-1-Führung komplett auseinanderbrach und doch noch in sieben Spielen gegen die Denver Nuggets ausschied.

Fast ein halbes Jahr nach der Blamage scheint diese weitere dunkle Episode aus der höhepunktarmen Franchise-Geschichte des "anderen Teams aus L.A." verarbeitet, aber nicht vergessen. "Die Art und Weise, wie wir gegen die Nuggets vergangene Saison verloren haben, war sehr enttäuschend. Das hat einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen", sagt Clippers-Guard Reggie Jackson im Interview mit DAZN und SPOX. "Wir sind darauf fokussiert, es dieses Jahr besser zu machen."

Kawhi Leonard und die Clippers rangieren derzeit dank einer starken Offense auf dem zweiten Platz im Westen.
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Kawhi Leonard und die Clippers rangieren derzeit dank einer starken Offense auf dem zweiten Platz im Westen.

L.A. Clippers: Mehr Liebe in der Kabine

Was dabei helfen soll, ist in erster Linie eine verbesserte Team-Chemie. Kurz nach dem Playoff-Aus machten Berichte über interne Querelen in der Clippers-Kabine die Runde. Die "Alteingesessenen" sollen nicht glücklich mit der bevorzugten Behandlung der neuen Stars Leonard und George gewesen sein. Vor allem zwischen Montrezl Harrell und PG-13 soll es gekracht haben.

Harrell ist mittlerweile weg, in der Free Agency unterschrieb er bei den Lakers. Dafür kamen mit Serge Ibaka und Nicolas Batum gestandene Veteranen neu hinzu und in Tyronn Lue ein neuer Head Coach, den Jackson vor allem für seine Kommunikation mit den Spielern lobt.

Der letztjährige Clippers-Assistant übernahm in der Offseason den Job von Doc Rivers, der nach dem Playoff-Debakel seinen Hut nehmen musste. "Beide sind großartige Coaches. Sie sind aus dem gleichen Holz geschnitzt", gibt sich Jackson diplomatisch angesprochen auf die Veränderung an der Seitenlinie.

Allerdings hoben in den vergangenen Wochen auch andere Spieler Lues Fähigkeiten als Kommunikator als Grund für die verbesserte Team-Chemie hervor. "Wir haben eine echte Bindung. Es macht Spaß mit diesem Team", freute sich George Mitte Januar. "Wir stehen alle zusammen. Das ist einer der besten Locker Rooms, in dem ich jemals war. Es ist ein neues Jahr und wir haben die Vergangenheit hinter uns gelassen."

Kawhi und George bei den Clippers: "Sie sind etwas lauter"

Das macht sich auch auf dem Parkett bemerkbar. Selbst nachdem die Clippers im vierten Saisonspiel mit 51 Punkten Unterschied von den Dallas Mavericks deklassiert wurden, brach das Team nicht auseinander, wie es noch in der Postseason 2020 geschah. L.A. antwortete stattdessen mit vier Siegen aus sechs Spielen und startete wenig später einen Lauf mit sieben Siegen in Serie.

"Was bisher heraussticht, sind ihre Führungsqualitäten", beschreibt Jackson die in dieser Saison veränderte Herangehensweise von Leonard und George. "Sie sind etwas lauter. Ich glaube, ihre persönliche Beziehung ist gewachsen. Sie sind zwei Superstars in dieser Liga, sie pushen sich und ziehen sich gegenseitig zur Verantwortung. Das macht es für den Rest einfacher."

Dazu scheint sich das Team trotz punktueller Anpassungen in der Offseason bereits gefunden zu haben. Vergangene Saison hatte L.A. kaum Möglichkeiten, sich einzuspielen, da entweder George oder Leonard verletzt ausfielen beziehungsweise geschont wurden (das Duo stand in nur 37 der 72 Spiele in der regulären Saison gemeinsam auf dem Parkett) und im Laufe der Saison neue Puzzleteile hinzukamen, darunter Jackson, der im Februar 2020 bei den Detroit Pistons entlassen wurde und sich anschließend den Clippers anschloss.

L.A. Clippers: Elitäre Offense, aber es gibt Fragezeichen

In der laufenden Saison absolvierten Kawhi und PG-13 immerhin 22 der 34 Partien und führten L.A. zur ligaweit viertbesten Offense mit 119,3 Punkten pro 100 Possessions laut Cleaning the Glass, das die Garbage Time exkludiert. Der Liga-Schnitt liegt bei 112,5 Punkten pro 100 Ballbesitzen.

Vor allem im Halbfeld strahlt die Offense eine enorme Gefahr aus. Der Ball läuft besser durch die eigenen Reihen als in der Vorsaison (im Schnitt etwa zehn Pässe mehr pro Spiel), was sich auch auf die Quoten auswirkt. Die Clippers haben die viertbeste Feldwurfquote (48,5 Prozent) und sind vor allem aus der Distanz brandheiß (42,0 Prozent Dreier, Platz 1).

"Ich glaube, die Kompatibilität passt besser", erklärt Jackson die starke Clippers-Offensive. "Unser Kern spielt hervorragend zusammen. Wir kennen uns alle ein wenig länger, kennen die Lieblingsspots der anderen und wissen, wann wir den Extra-Pass spielen oder abdrücken müssen. Wir spielen selbstlos, aber gleichzeitig spielt jeder mit einer gewissen Aggressivität in seiner Rolle. Es läuft gut, aber es gibt noch ein paar Sachen, die wir verfeinern können."

Da wäre zum einen die Defense, mit der L.A. gerade mal im unteren Tabellenmittelfeld rangiert (113,4 zugelassene Punkte pro 100 Possessions, Platz 20). Oder auch das Playmaking. Abseits vom Star-Duo fehlt den Clippers ein weiterer Ballhandler, ein Point Guard, der für sich und andere kreieren kann. Jackson, der lange verletzte Patrick Beverley, der alternde Lou Williams oder Backup Terance Mann können diese Rolle nicht wie gewünscht ausfüllen.

L.A. Clippers: Die Top-Scorer in der Saison 2020/21

NameG / MINPunkteReboundsAssistsFG%3FG%
Kawhi Leonard27 / 34,626,76,14,951,038,4
Paul George24 / 33,224,16,25,350,948,1
Marcus Morris25 / 24,912,83,81,044,648,0
Lou Williams31 / 22,412,22,43,742,238,4
Serge Ibaka33 / 23,911,46,81,851,336,7

L.A. Clippers: Kommt Verstärkung auf dem Trade-Markt?

Entsprechend kursieren schon länger Trade-Gerüchte um die Clippers, die vor der Deadline am 25. März oder spätestens auf dem Buyout-Markt aller Voraussicht nach Verstärkung auf der Point-Guard-Position anvisieren werden. "Das sind nur Gerüchte. Wir wissen, was wir hier haben. Aber wir verstehen auch, dass es ein Geschäft ist", sagt Jackson.

Beverley, Mann oder auch er selbst hätten in dieser Saison in Sachen Playmaking einen Schritt nach vorne gemacht, so der 30-Jährige. "Wir haben das Gefühl, dass unsere Teamkollegen hinter uns stehen und wir machen das Beste aus den Chancen, die wir bekommen. Man darf nie auf die Gerüchte hören, die gibt es immer. Das ist ja auch das Schöne im professionellen Sport, mal ist man auf der guten, mal auf der schlechten Seite der Gerüchte. So ist das einfach."

Trotz der Sorgen auf der Point-Guard-Position befinden sich die Clippers aktuell immerhin auf der guten Seite der Tabelle. L.A. gehört sicherlich in die Riege der Top-Teams, auch wenn die Jazz, Lakers, Sixers oder Nets deutlich mehr Aufmerksamkeit bekommen. Verständlich. Ein gutes Clippers-Team in der regulären Saison kennt die Liga bereits. Der Kampf um den Titel in der Postseason ist eine andere Hausnummer.

"Wir dürfen uns mit niemand anderem vergleichen. Wir fokussieren uns auf uns selbst und darauf, mit jedem Spiel besser zu werden", stapelt Jackson deshalb tief, wohlwissend, dass das Playoff-Debakel aus dem Vorjahr noch nachhallt. "Wir wissen, dass wir eins dieser Elite-Teams sein können. Aber wir wissen auch, dass wir hart arbeiten müssen, um das zu beweisen. Nicht nur uns, sondern der gesamten Liga."

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