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NBA - Kevin Durant feiert Comeback für die Brooklyn Nets gegen Warriors: Wie KD der Horroverletzung trotzen will

Kevin Durant feiert zum Saisonauftakt in der Nacht auf Mittwoch sein Debüt für die Brooklyn Nets.
© getty

Nach 18 Monaten Zwangspause feiert Kevin Durant in der Nacht auf Mittwoch zum Auftakt der neuen Saison sein Regular-Season-Debüt im Trikot der Brooklyn Nets - ausgerechnet gegen die Golden State Warriors. Nach seinem Achillessehnenriss 2019 begleiten KD bei seinem Comeback aber auch Fragezeichen: Kann er jemals wieder der alte sein?

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Als die NBA-Fans Kevin Durant in den Playoffs 2019 das bisher letzte Mal über das Parkett wandeln sahen, war er nach Ansicht seines damaligen Head Coaches Steve Kerr der "beste Spieler der Welt". Allein in den ersten beiden Runden hatte KD 50 Punkte gegen die Clippers und 46 gegen die Rockets aufgelegt, war endgültig auf der Höhe seines Schaffens. Dann kamen die Verletzungen.

Zunächst zwickte die rechte Wade, Durant war bis Spiel 5 der Finals gegen die Raptors zum Zuschauen verdammt, bevor er - die Warriors lagen 1-3 zurück - sein umjubeltes Comeback feierte. Standesgemäß startete er mit 11 Punkten im ersten Viertel in die Partie.

Mehr Zähler kamen aber nicht mehr hinzu. Nach wenigen Minuten im zweiten Durchgang ging KD zu Boden, griff sich erneut ans rechte Bein und humpelte wenig später vom Court. Diagnose: Achillessehnenriss! Ganze 18 Monate ohne Einsatz sind seither vergangen.

Genau 561 Tage später gibt Durant nun sein Comeback. Dieses Mal im Trikot der Brooklyn Nets gegen sein Ex-Team aus der Bay Area. Vielleicht drückt dabei selbst Kerr insgeheim die Daumen, dass sein heutiger Gegner bald wieder auf dem Level des besten Spielers der Welt agiert.

Kevin Durant feiert zum Saisonauftakt in der Nacht auf Mittwoch sein Debüt für die Brooklyn Nets.
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Kevin Durant feiert zum Saisonauftakt in der Nacht auf Mittwoch sein Debüt für die Brooklyn Nets.

Achillessehnenriss bei NBA-Stars: Es gibt Positiv-Beispiele

Es wäre eine Schande, wenn die Basketball-Welt diesen Kevin Durant vergangener Tage nie wieder zu Gesicht bekommen würde. KD war (oder ist) auf bestem Wege, sich als einer der besten Scorer aller Zeiten in den Ranglisten der Association ganz weit nach oben zu ballern. Ein Jahr seiner Prime hat der heute 32-Jährige verloren, mit einer verheerenden Verletzung, die bereits Karrieren beendet hat.

Im Jahr 2013 veröffentlichte das American Journal of Sports Medicine eine Studie über die Auswirkungen eines Achillessehnenrisses auf NBA-Stars von 1988 bis 2011. Das Ergebnis: Sieben der 18 betroffenen Spieler haben nie wieder eine NBA-Partie bestritten. Die meisten Rückkehrer erlebten einen Einbruch im Player Efficiency Rating.

Auch seit der Veröffentlichung der Studie gab es einige alarmierende Beispiele. Kobe Bryant, damals 34, war nach seiner Verletzung 2013 nie mehr der alte. Wesley Matthews konnte ebenfalls nicht an sein vorheriges Leistungsniveau anknüpfen, auch DeMarcus Cousins oder Rudy Gay mussten sich vom gleichen Schicksal wie KD erholen.

Hoffnung macht das Beispiel Dominique Wilkins. Die Hawks-Legende zog sich im Januar 1992 einen Achillessehnenriss zu, kehrte pünktlich zum Start der neuen Saison im November aufs Parkett zurück, steigerte seinen Punkteschnitt im Vergleich zur Vorsaison (auf 29,9 Punkte) und wurde zweimal in Folge zum All-Star gewählt. WNBA-Star Breanna Stewart verpasste die komplette 2019er Saison und führte die Seattle Storm ein Jahr später als Finals-MVP zum Titel.

Nicht jeder Achillessehnenriss ist also gleichbedeutend mit einem einschneidenden Leistungsverlust. Rückschlüsse aus der Vergangenheit auf das Comeback von KD sind jedoch schwierig, da jeder Körper unterschiedlich reagiert. Und Durant ist mit seinen Fähigkeiten ohnehin eine Ausnahmeerscheinung.

Die Saisonstatistiken von Kevin Durant vor seinem Achillessehnenriss

SaisonG / MINPunkteReboundsAssistsFG%3FG%
2016/1762 / 33,425,18,34,853,737,5
2017/1868 / 34,226,46,85,451,641,9
2018/1978 / 34,626,06,45,952,135,3

Kevin Durant feiert starkes Comeback in der Preseason

Glaubt man Nets-Coach Steve Nash, stehen die Chancen gar nicht schlecht, dass der zweimalige Finals-MVP an sein altes Niveau anknüpft. "Es ist schwierig, eine genaue Zahl zu nennen", sagte Nash am Sonntag, "aber er ist so bei 90 Prozent. Ob es jetzt 90 oder 99 Prozent sind, das weiß ich nicht." Eine vielversprechende Ansage ist es allemal.

"Er hat absolut alles getan, was wir von ihm verlangt haben, aber es gibt keinen Weg, vollends zurückzukommen, ohne NBA-Partien zu spielen", erklärte Nash. "Das kann man nicht simulieren oder ersetzen. Aber wenn er ein paar Partien absolviert hat und wir Glück haben, wird er bei 100 Prozent Kevin Durant sein, keine Frage."

Die Versuche, NBA-Spiele so gut es eben geht zu simulieren, verliefen aus Sicht von Durant in der Preseason erfolgreich. In seinem ersten Spiel gegen die Wizards startete er direkt mit einem Baseline-Dunk. Nach 24 Minuten und einem "nervösen" Start stand Durant bei 15 Punkten (5/12 FG), gegen Boston legte er wenige Tage später 25 Zähler (9/16 FG) in 27 Minuten auf.

Vielleicht hat Durant durch die Verletzung an Geschwindigkeit und Athletik eingebüßt, sein tödlicher Wurf, seine Größe und Länge oder das Gefühl für das Spiel sind aber noch da - und werden ziemlich sicher noch viele Jahre bleiben. Zudem deutete Durant mit mehreren explosiven Drives zum Korb an, dass er auch mit seiner Athletik weiterhin für sich kreieren kann.

Die Nets 20/21: Offensiv-Power und Fragezeichen

Die ersten Auftritte von Durant dürfte die Konkurrenz in der Eastern Conference als Warnung verstanden haben - Preseason hin oder her. Kyrie Irving hinterließ ebenfalls einen guten Eindruck, nachdem er vergangene Saison aufgrund von Schulterproblemen nur 20 Spiele absolvierte.

Allerdings lenkte Irving unter anderem mit seinem Medienboykott die Schlagzeilen mal wieder mit nicht-Basketball-relevanten Themen auf sich. Diese Gefahr der Ablenkung wird die komplette Saison über bestehen bleiben, auch aufgrund der ständigen Gerüchte um einen Trade für James Harden oder einen anderen dritten Star.

Solange dieser dritte Star noch nicht da ist, können sich Nash und sein mit Erfahrung gespickter Coaching Staff mit einem tiefen Kader austoben. Spencer Dinwiddie, Caris LeVert, Joe Harris ... die Nets strotzen nur so vor Offensiv-Potenzial - vor allem, wenn 2020/21 Durant oder Irving und nicht wie in der Vorsaison beispielsweise Rodions Kurucs die Aufmerksamkeit der gegnerischen Defense auf sich zieht.

Die beiden Superstars schaffen nicht nur ihren Teamkollegen Platz, das Shooting von Harris und Co. liefert auch Durant und Irving Freiräume. Auch deshalb plant Nash mit Lineups, in denen KD als nomineller Power Forward oder sogar Center aufläuft.

Nets-Coach Nash über KD: "Die Welt hat ihn vermisst"

So wäre es keine Überraschung, wenn die Nets in der regulären Saison eine Top-3-Offense der Liga stellen. Auch wenn es defensiv sicherlich Fragezeichen gibt - Nash kündigte bereits an, Durant am eigenen Ende des Courts "nicht überlasten" zu wollen -, Brooklyn kann Spiele allein mit der Star- und Firepower entscheiden.

Entsprechend gestalten sich die Erwartungen. Nach dem Übergangsjahr 2019/20 ist nun der Erfolgsdruck gewachsen, die Nets werden es jedoch nur soweit schaffen, wie Durant sie tragen kann. Selbst ein Durant bei 90 Prozent macht Brooklyn enorm gefährlich, Titel-Ambitionen sind nicht ausgeschlossen.

"Wenn du solch eine Verletzung hattest, ist es bemerkenswert, auf welchem Level er bereits wieder ist. Es ist unglaublich", betonte Coach Nash. "Das ist eine Verletzung, die nur wenige Spieler besiegt haben. Es ist toll, ihn zurück auf dem Basketballfeld zu sehen. Ich glaube, die Welt hat ihn vermisst. Ich auf jeden Fall."

Kevin Durant bei den Nets: Nash dämpft die Erwartungen

Gleichzeitig war Nash bemüht, die Erwartungshaltung zu dämpfen: "Ich versuche ihm immer wieder zu sagen, dass er sich 15 oder 20 Spiele geben soll, bevor er sich selbst beurteilt." Trotz der vielversprechenden ersten Auftritte, es brauche einfach eine gewisse Zeit, nach 18 Monaten Pause in die Verfassung eines "All-Time-Great" zurückzukommen.

Die Nets sind somit eine Wundertüte, nicht nur wegen eines potenziellen Trades. Ob Durant seinen guten Eindruck aus der Preseason über die komplette reguläre Saison bestätigen und fit bleiben kann, ist eine Frage, die erst in mehreren Monaten beantwortet wird.

Ob er jemals wieder an seine Form vor der Verletzung, wie damals in den Playoffs 2019, herankommen wird? "Das wird mit der Zeit kommen", kündigte Durant selbstbewusst an. Nicht nur in Brooklyn wird man ihm das wünschen.

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